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Ein Jahr Nutri-Score – neue Bundesregierung muss Weichen für eine umfassende Ernährungswende stellen
Wissenschaftsbündnis DANK fordert: Nutri-Score verpflichtend!
- Nutri-Score – schnell erfassbare und laienverständliche Orientierung beim Einkauf
- Mehr als 200 Unternehmen haben die Ampelkennzeichnung freiwillig eingeführt, doch große Anbieter von Süßwaren und Getränken weigern sich weiterhin
- Wissenschaftsbündnis DANK fordert: Ampel-Koalition muss sich für EU-weit verpflichtende Einführung des Nutri-Score stark machen
- flankierendes Maßnahmenpaket notwendig, um Ernährungswende zu schaffen
Großen Beifall erzeugte am 6. November 2020 die Einführung des Nutri-Scores in Deutschland bei Verbraucherverbänden, Mediziner*innen und Ernährungsfachleuten, denn erstmals ermöglicht eine einfache, leicht verständliche Lebensmittelampel Verbraucher*innen auf einen Blick die Nährwerteigenschaften eines Lebensmittels einzuschätzen und ähnliche Produkte aus einer Produktgruppe unkompliziert miteinander zu vergleichen. Der Nutri-Score wird nach Angaben des Bundesernährungsministeriums mittlerweile von mehr als 233 Unternehmen freiwillig genutzt (1). Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der Nutri-Score in seiner jetzigen Form auf Lebensmittverpackungen zu finden ist. DANK kritisiert jedoch, dass das Label noch immer nur freiwillig ist! Nach wie vor seien große Unternehmen der Süßwaren- und Getränke-Branche nicht dabei, was den Nutzen für Verbraucher*innen im Supermarkt erheblich mindert.
„Wir haben lange um den Nutri-Score gerungen. Bereits 2019 haben wir gemeinsam mit anderen wissenschaftlich-medizinischen Organisationen in einer repräsentativen Meinungsumfrage nachgewiesen, dass der Nutri-Score von der Mehrheit der Verbraucher*innen am besten verstanden wird. Die Einführung im November 2020 war daher nur folgerichtig. Bedauerlicherweise ist er nach wie vor nur freiwillig“, resümiert Barbara Bitzer, Sprecherin des Wissenschaftsbündnisses DANK und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Ärzteverbände, medizinische Fachgesellschaften und Verbraucherorganisationen fordern schon seit langem verbindliche, nachhaltige Maßnahmen gegen Fehlernährung und Übergewicht – eine verständliche Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben ist dabei ein wichtiger Baustein mit doppelter Wirkung: Verbraucher*innen können auf einen Blick beim Einkauf Lebensmittel vergleichen und eine gesunde Wahl treffen und Herstellerfirmen erhalten einen griffigen Anreiz, auf gesündere Rezepturen umzustellen.
Dass beides dringend nötig ist, beweisen die aktuellen Zahlen: Weltweit leidet etwa ein Drittel der Bevölkerung an Übergewicht oder Adipositas. Circa 2,8 Millionen Menschen sterben jährlich an den Folgen. Laut einer Umfrage der Technischen Universität München aus dem Juni 2021 haben 40 Prozent der Erwachsenen seit Beginn der Corona-Pandemie zugenommen. Bei diesen Personen lag die durchschnittliche Gewichtszunahme bei 5,5 kg (2).
„Solange der Nutri-Score freiwillig ist, kann er seine Wirkung nur sehr begrenzt entfalten. Echte Transparenz vor dem Supermarktregal erhalten wir nur, wenn der Nutri-Score wirklich auf allen Produkten zu finden ist – dafür muss sich die Ampel-Koalition stark machen“, ergänzt Bitzer.
Ein Nutri-Score allein löst kein so komplexes Problem wie die Adipositas-Pandemie und deren verheerende gesundheitliche Folgen. Deshalb kämpft DANK unermüdlich für Maßnahmenbündel im Kampf gegen Übergewicht, Adipositas und weitere nichtübertragbaren Krankheiten und fordert:
- ein Werbeverbot für Kinderlebensmittel, die nicht dem WHO-Nährwertprofil entsprechen
- eine Steuerentlastung von gesunden Lebensmitteln (z. B. Obst und Gemüse) und eine Steuererhöhung für Lebensmittel mit hohem Gehalt an Zucker, Fett und Salz („gesunde Mehrwertsteuer“)
- eine „Softdrinksteuer“ für besonders süße Erfrischungsgetränke (29 Prozent)
- verbindliche Standards für die Kita- und Schulernährung nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)
- täglich mindestens eine Stunde Bewegung in Schule und KiTa
„Andere Länder haben gezeigt, dass genau solche Maßnahmenbündel wirksam sind. Die neue Bundesregierung muss in dieser Legislaturperiode die Weichen für eine Ernährungswende in Deutschland stellen und dem Tsunami nichtübertragbarer Krankheiten den Kampf ansagen“, schließt Bitzer.
Informationen über die DANK-Forderungen finden Sie unter: https://www.dank-allianz.de/ueber-uns.html