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Antibiotikaresistenzen bekämpfen: INCATE geht mit den ersten vier Unternehmen an den Start

Mit INCATE (INCubator for Antibacterial Therapies in Europe) hat sich das DZIF an der Gründung einer europäischen Initiative beteiligt, die den Kampf mit zunehmenden Antibiotikaresistenzen aufnehmen will. In einer ersten Bewerbungsrunde wählte das Auswahlkomitee, bestehend aus Expertinnen und Experten aus Industrie, Wissenschaft und öffentlichem Sektor, vier Unternehmen aus, die mit finanzieller Förderung und Beratung unterstützt werden, um neue Technologien zu entwickeln. Bis zu 10.000 Euro Förderung steht jedem Unternehmen zur Verfügung.

Die vier Unternehmen, die nun an den Start gehen, bieten verschiedene Problemlösungen an:

VIRI – Das Unternehmen VIRI entwickelt ein antivirulentes Molekül gegen gramnegative Bakterien. Die Antivirulenz-Therapie ermöglicht es, die Aggressivität eines Erregers, die zum Beispiel durch Toxine ausgelöst wird, abzuschwächen und Resistenzmechanismen zu umgehen. Einige gramnegative Bakterien können schwere Infektionen auslösen, wie beispielsweise Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte oder Blutvergiftung.

INVITRIS – Ziel dieses Unternehmens ist eine „Phage-Phactory“, mit der die vielversprechende Phagentherapie skalierbar werden soll. Bakteriophagen sind Viren, die Bakterien befallen und gezielt unschädlich machen können. Ihr Einsatz zu therapeutischen Zwecken wird als mögliche Alternative zu Antibiotika gesehen.

Smartbax – ist ein durch Startkapital finanziertes Unternehmen, das niedermolekulare Antibiotika entwickelt, die auf verschiedene Zielkomponenten im Pathogen wirken.

Myxobiotics – ist ein Spin-off des Helmholz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI). Das Unternehmen geht mit einem von Naturstoffen inspiriertem Molekül an den Start, das auch gegen Carbapenem-resistente Acinetobacter baumannii Infektionen (CRAB) wirkt. Der Erreger löst schwere Lungenentzündungen aus, insbesondere bei beatmeten Patienten auf Intensivstationen.

Eine Pipeline für neue Antibiotika

Der breite Einsatz von Antibiotika hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass immer mehr Mikroorganismen resistent werden, das heißt dass die Antibiotika nicht mehr wirken. Nach einer Schätzung jüngst in Lancet wurden Resistenzen für 1,27 Millionen Todesfälle allein im Jahr 2019 verantwortlich gemacht. Dies stellt eine akute Bedrohung dar, neue Medikamente und Therapien sind vonnöten. Doch die Pipeline enthält nur wenig neue Medikamente; in den letzten Jahren wurde von den traditionellen großen Pharmafirmen und Risikokapitalgebern nicht ausreichend in diesen Markt investiert.

Diese Marktbedingungen werden sich wahrscheinlich verbessern, wenn neue Zahlungsmechanismen und Investitionen der Regierungen Wirkung zeigen. INCATE hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Aufbau einer Pipeline innovativer und investitionsfähiger Unternehmen zu unterstützen, um für diesen Moment gerüstet zu sein. INCATE wählt vierteljährlich Therapien und Diagnostika für die Förderung aus.

„Wir haben uns bei INCATE zusammengeschlossen, um dabei zu helfen, Innovationen im Frühstadium in investitionsfähige Unternehmen umzuwandeln, und es ist großartig zu sehen, wie sich die Dinge mit der Auswahl der ersten zu unterstützenden Innovatoren entwickeln“ erklärt Philipp Müller, Executive Director beim Boehringer Ingelheim Venture Fund und Mitglied des Auswahlkomitees.

Patrick Grossmann, Mitbegründer von INVITRIS, einer der Gewinner, sieht bereits einen Nutzen: „INCATE hat uns durch erstklassige Beratung und Vernetzung unschätzbare Unterstützung geleistet. Der Preis und weitere Beratung werden uns helfen, unsere Phagen-Technologieplattform und die daraus resultierende Medikamentenpipeline voranzubringen. Wir freuen uns sehr darauf, unsere Zusammenarbeit weiter zu fördern!“

INCATE ist eine gemeinnützige Partnerschaft, die translationale und Grundlagenforschung, Industrie, erfahrene Unternehmer und Investoren aus ganz Europa und darüber hinaus zusammenbringt. Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), der Forschungsverbund InfectControl in Deutschland, der Schweizerische Nationale Forschungsschwerpunkt AntiResist und die Universität Basel sind die akademischen Gründungsmitglieder von INCATE, wobei die Universität Basel als virtueller Gastgeber fungiert. Gemeinsam mit den vier Industriepartnern Boehringer Ingelheim, Roche, Shionogi und MSD sowie weiteren Organisationen, Geldgebern und Investoren will INCATE dafür sorgen, dass die Pipeline an neuen Antibiotika und Diagnostika gefüllt und gestärkt wird.

Mehr Information
www.incate.net