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Corona
4 Faktoren, die zu Long COVID führen
Original Titel:
Multiple Early Factors Anticipate Post-Acute COVID-19 Sequelae
- Wer bekommt Long COVID nach der Coronavirus-Infektion?
- Long COVID-Risiken: Viruslast, Autoantikörper, EBV-Virus-Reaktivierung, Vorerkrankung Diabetes
- Risikofaktoren: Bei Diagnose erkannt, könnten sie Long COVID behandelbar machen
DGP – Untersuchungen zu Long COVID versuchen seit ersten Beschreibungen der anhaltenden Folgesymptome der Coronavirus-Infektion, typische Symptome, Risikofaktoren und Behandlungsmöglichkeiten zu identifizieren. Forscher untersuchten 309 COVID-19-Patienten und ermittelten eine Reihe von Faktoren, die Long COVID wahrscheinlicher machten.
Long COVID, in der wissenschaftlichen Diskussion auch “Post-acute sequelae of COVID-19″, kurz PASC, genannt, stellt eine langwierige Folge der Coronavirus-Pandemie dar, die eine ganz eigenständige medizinische Krise darstellt. Untersuchungen zu Long COVID versuchen seit ersten Beschreibungen der anhaltenden Folgesymptome der Coronavirus-Infektion, typische Symptome, Risikofaktoren und Behandlungsmöglichkeiten zu identifizieren.
Wer bekommt Long COVID nach der Coronavirus-Infektion?
Eine aktuelle Studie untersuchte nun COVID-19-Patienten ab Diagnose bis Genesung (ca. 2–3 Monate später) umfassend, um den Einfluss verschiedener Risikofaktoren auf die Entwicklung der Long COVID-Symptome zu ermitteln. Die Untersuchung integrierte Multi-Omics, also verschiedenste molekularbiologische Methoden zur Analyse von genetischen, Protein- und Stoffwechsel-Faktoren, klassische klinische Daten sowie Befragungen der Patienten zu 20 Symptomen, beispielsweise Fatigue, Hirnnebel und Kurzatmigkeit. Die Symptomangaben der Patienten wurden mit elektronischen Gesundheitsaufzeichnungen abgeglichen. In der molekularbiologischen Detailanalyse wurden unter anderem folgende Aspekte erfasst:
- Coronavirus-Last zu verschiedenen Zeitpunkten im Infektionsverlauf
- Spezielle Autoantikörper, die gegen körpereigene Substanzen gerichtet sind (z. B. ähnlich zu Rheuma)
- Reaktivierte Epstein-Barr-Viren zum Zeitpunkt der Infektion
- Eigenschaften bestimmter Immunzellen (T-Zellen)
- Cortison/Cortisol-Werte als Hinweis auf gestörte Tag-Nacht-Regulation
Die Forscher untersuchten 209 COVID-19-Patienten zum Diagnosezeitpunkt, während der akuten Erkrankung und später als Genesene und verglichen ihre Ergebnisse mit Messungen bei 457 gesunden Personen sowie einer separaten Kohorte von 100 genesenen COVID-19-Patienten.
Detaillierte Untersuchung von Patienten und gesunden Personen
Die primäre Patientengruppe wies als Genesene Symptome wie Fatigue (52 % der Teilnehmer), Husten (25 %) und
Geruchsverlust bzw. -veränderung (18 %) auf. Einige der Long COVID-Symptome wurden individuell nur von einem kleineren Teil der Patienten berichtet. Diese wurden jeweils zusammengefasst unter respiratorisch-viralen (42 % der Patienten), neurologischen (25 %) und gastrointestinalen Symptomen (9 %).
Die Analyse zeigte 4 wesentliche Faktoren auf, die zum Zeitpunkt der initialen COVID-19-Diagnose auf spätere Long COVID-Symptome schließen ließen:
- SARS-CoV-2 RNAämie (Hohe Viruslast)
- Spezifische Autoantikörper
- Epstein-Barr-Virus-Virämie (Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus)
- Typ-2-Diabetes
Die Menge an Coronavirus-RNA im Blut früh in der Infektion gilt als ein Hinweis auf die Viruslast. Dass dieser Faktor auf spätere Long COVID-Symptome deutet, spricht dafür, so die Forscher, schon kurz nach der Diagnose bei hoher Viruslast mit antiviralen Medikamenten zu behandeln.
Long COVID-Risiken: Viruslast, Autoantikörpern, EBV-Virus-Reaktivierung, Vorerkrankung Diabetes
Autoantikörper, die gegen körpereigenes Gewebe gerichtet sind und von Autoimmunerkrankungen bekannt sind, schienen einen besonders einflussreichen Faktor darzustellen, der bei etwa zwei von drei Patienten mit Long COVID nachweisbar war. Zudem zeigten sich Antikorrelationen zwischen Antikörpern gegen das neue Coronavirus und bestimmten Autoantikörpern, die eventuell Patienten mit solchen Autoantikörpern anfälliger für weitere Infektionen mit dem Coronavirus machen könnten.
Der dritte Faktor, die Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus, wurde bereits in früheren Studien thematisiert. Dieses Virus infiziert die meisten Menschen, oft in jungen Jahren (Studentenkrankheit, Kusskrankheit), typischerweise mit einer Mandelentzündungs-artigen Erkrankung (Pfeiffersches Drüsenfieber bzw. Mononukleose) assoziiert, bleibt aber nach Genesung in manchen Körperzellen ruhend zurück. Seine Reaktivierung gilt als wichtiger Trigger der Multiplen Sklerose und als möglicher Auslöser des chronischen Fatiguesyndroms. Auch Long COVID ist häufig von Fatigue-Symptomen begleitet. Die Studienautoren vermuten, dass antivirale Medikamente oder eine Immuntherapie für Patienten mit reaktiviertem Epstein-Barr-Virus eine Therapiechance gegenüber Long COVID darstellen könnten.
Der vierte Faktor aus diesen Daten ist Typ-2-Diabetes, eine Erkrankung, die auch als Risikofaktor für schwere Verläufe von COVID-19 zählt. Forscher vermuten allerdings, dass bei Untersuchung einer größeren Zahl von Patienten womöglich weitere Vorerkrankungen als relevant für das Long COVID-Risiko in Erscheinung treten könnten.
Risikofaktoren: Bei Diagnose erkannt könnten sie Long COVID behandelbar machen
Demnach gibt es eine Reihe von Faktoren, die bereits bei Diagnose einer Coronavirus-Infektion nachweisbar sind und anschließende Long-COVID-Symptome wahrscheinlicher machen. Die Studienautoren plädieren somit dafür, schon bei Diagnose verschiedene Aspekte zu ermitteln, weiter in größeren Patientengruppen zu erforschen und, wenn möglich, frühzeitig zu behandeln, um Long COVID zu verhindern.
[DOI: 10.1016/j.cell.2022.01.014]
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