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COVID-Impfschutz bei Immunsuppression individuell beurteilen
In einer breit angelegten Metaanalyse von 1342 Patienten in 23 Studien weltweit ist es einem Forschungsteam der Universität Bern und des Inselspitals, Universitätsspital Bern gelungen die Zusammenhänge von Impfschutz und Immunsuppression weiter zu klären. Nur die Hälfte der Patientinnen und Patienten mit einer Anti-CD20-Therapie wiesen eine Immunantwort aus. Die individuelle Betreuung zum spezifischen Aufbau eines Impfschutzes ist in besonders gefährdeten Fällen (z. B. nach Nierentransplantation) angezeigt.
In einer vorangehenden Studie hatten die Berner Forschenden Hinweise gefunden, dass Personen mit einer immunsupprimierenden Therapie nach mRNA-Impfungen nur einen schwachen oder fehlenden Impfschutz aufbauen. Es handelt sich um Personen mit einer Anti-CD20-Antikörpertherapie, wie sie etwa bei hämatologischen Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen oder für eine Nierentransplantation weltweit bei mehreren Millionen Patientinnen und Patienten zur Anwendung kommt. Anhand einer umfangreichen Metaanalyse wurde nun studiert, für welche Gruppen dies genau zutrifft, damit man für solche Fälle das therapeutische Vorgehen verbessern kann.
Nur jede zweite Person mit nachweisbarer Immunantwort
In der umfangreichen Metaanalyse zeigen die Forschenden, dass nur bei 40% der Teilnehmenden eine Antikörperantwort bzw. bei 73% eine T-Zell-Immunantwort nachweisbar ist. Das heisst, dass viele Patientinnen und Patienten mit einer Anti-CD20-Therapie auch nach zwei Impfungen kaum gegen eine SARS-CoV-2-Infektion mit einem schweren Verlauf geschützt sind.
Grosse Metaanalyse zeigt heterogene Resultate in den untersuchten Studien
Die Metaanalyse untersuchte 23 von weltweit insgesamt 90 Studien aus den Plattformen PubMed, Embase, Medrxiv und SSRN zu den Themen «anti-CD20», «Covid» und «Impfung» aus der Zeit bis zum 21. August 2021. In dieser Zeit war die Frage aktuell, wie gut die Schutzwirkung der Covid-Impfungen in der Praxis war. Co-Erstautor der Studie Dr. Manuel Anderegg erklärt: «Die Studie zeigt, dass innert kürzester Zeit zahlreiche Forschungsgruppen ähnliche Fragestellungen verfolgten. Überraschend für uns waren die sehr unterschiedlichen Immunantworten in den verschiedenen Studien.»
Besonders empfindliche Gruppen identifiziert
Empfindliche Gruppen brauchen individuelle Betreuung
Experten:
- Dr. med. Simeon Schietzel, Assistenzarzt, Universitätsklinik für Nephrologie und Hypertonie, Inselspital, Universitätsspital Bern
- Dr. med. et Dr. phil. Manuel Anderegg, Assistenzarzt, Universitätsklinik für Nephrologie und Hypertonie, Inselspital, Universitätsspital Bern
- Dr. med. et Dr. phil. Matthias Moor, Universitätsklinik für Nephrologie und Hypertonie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Department for BioMedical Research (DBMR), Universität Bern
- PD Dr. med. Daniel Sidler, Leitender Arzt, Universitätsklinik für Nephrologie und Hypertonie, Inselspital, Universitätsspital Bern
- Prof. Dr. med. Britta Maurer, Klinikdirektorin und Chefärztin, Universitätsklinik für Rheumatologie und Immunologie, Inselspital, Universitätsspital Bern
Links:
- Original Publication: Schietzel S, Anderegg M, Limacher A, et al. Humoral and cellular immune responses on SARS-CoV-2 vaccines in patients with anti-CD20 therapies: a systematic review and meta-analysis of 1342 patients. RMD Open Published Online First.
http://dx.doi.org/10.1136/rmdopen-2021-002036 - Universitätsklinik für Nephrologie und Hypertonie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Schweiz
- Department for BioMedical Research (DBMR), Universität Bern, Bern, Switzerland