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Verständlichkeit von Wikipedia-Artikeln zum Thema Krankheit

• Erstmalig umfassende Studie der Lesbarkeit von Wikipedia-Artikeln zum Thema Krankheit in deutscher, englischer und russischer Sprache durchgeführt.

• Studentisches Forschungsprojekt mit erfolgreicher, internationaler Publikation abgeschlossen.

• Wikipedia-Artikel benötigen sprachliche Verbesserungen, um von Leser*innen verstanden zu werden.

Heilbronn, Juni 2022. Informationen zu Krankheit und Gesundheit können heutzutage ganz schnell und unkompliziert über das Internet, beispielweise über einen Wikipedia-Artikel, eingeholt werden. Doch wie verständlich sind eigentlich die Texte zu Krankheitsbildern? Helfen uns die Informationen oder verstehen wir vielleicht so wenig, dass wir abgeschreckt die Suche beenden? Die Masterstudentin Jelizaveta Gordejeva hat sich diese Fragen gestellt. Im Rahmen eines erstmaligen Research Projects im Masterstudiengang Medizinische Informatik wurde eine Studie zur Verständlichkeit von Wikipedia-Artikeln zum Thema Krankheiten durchgeführt und nun veröffentlicht.

Die umfassende Untersuchung in Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen Mitarbeitenden der Hochschule Heilbronn (HHN) Richard Zowalla, Dr. Monika Pobiruchin, sowie Martin Wiesner erforschte dabei auf Basis von Metadaten der Wikipedia das Thema Krankheit in deutscher, englischer und russischer Sprache. Eine derartig ausführliche Studie zur Lesbarkeit von krankheitsbezogenen Wikipedia-Texten ist bislang einzigartig und findet in wissenschaftlichen Kreisen entsprechenden Anklang.

„Die erfolgreiche Veröffentlichung zu diesem Thema in einem internationalen Fachjournal zeigt, dass das Konzept Forschung und Lehre in Form eines ‘Research Projects‘ schon im Rahmen des Studiums zu verbinden, nicht nur bei Studierenden gut ankommt“, sagt Leiterin des Masterstudiengangs Medizinische Informatik Prof. Dr. Alexandra Reichenbach erfreut.

Für die Forschungsarbeit wurde auf eine Momentaufnahme aller Daten von Wikipedia, Stand Anfang Juli 2021, zum Thema Krankheit zurückgegriffen. Als Maßstab für die Lesbarkeit eines Textes wurden der FRE-Score bzw. die vierte Wienersachtextformel verwendet. Als schwerer lesbar werden dabei unter anderem längere medizinische Fachbegriffe, lange oder verschachtelte Sätze gewertet. Diese Lesbarkeitsmaße bewerten einen Text entweder als Punktwert (Score) oder in Form von Schuljahren. „Wenn ein Text die Bewertung 11 erhält, bedeutet dies, dass Leser*innen die 11. Klasse abgeschlossen haben sollten, um diesen sprachlich klar zu erfassen.

Im Fall von Gesundheitskommunikation würde man jedoch empfehlen, dass Texte bereits von Schüler*innen der Mittelstufe verstanden werden sollten“, erklärt Co-Autor Martin Wiesner. Die Studie belegt und verdeutlicht jedoch, dass in allen drei untersuchten Sprachen das Niveau deutlich darüber liegt. Heißt, bei 13 bis 14 Jahren schulischer Bildung, was einem Hochschulstudium entspricht. Schwer lesbare Texte zu gesundheits- oder krankheitsbezogenen Themen erzeugen somit eine Barriere im Umgang mit Informationen aus dem Internet. Eine zentrale Empfehlung der Studiendurchführenden ist es daher, dass insbesondere Wikipedia-Leser*innen und -Autor*innen Werkzeuge bereitgestellt werden sollten, die es erlauben, Wikipedia-Artikel besser zu erschließen und lesbarer zu gestalten.

„Denkbar sind beispielsweise eingebaute Lesbarkeitsindikatoren für Wikipedia-Autor*innen, welche im Hintergrund automatisch berechnet werden“, sagt Co-Autor Richard Zowalla aus der informatischen Perspektive. „Dies könnte auch für russisch- und englischsprachige Wikipedia-Artikel zum Thema äußerst wichtig sein“, ergänzt die Masterstudentin Gordejeva. Hier besteht weiterhin Handlungs- und Forschungsbedarf, der in zukünftigen Projekten an der Informatik Fakultät der HHN adressiert werden könnte.


Hochschule Heilbronn – Kompetenz in Technik, Wirtschaft und Informatik
Mit ca. 8.000 Studierenden ist die Hochschule Heilbronn eine der größten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. Ihr Kompetenz-Schwerpunkt liegt auf den Bereichen Technik, Wirtschaft und Informatik. An vier Standorten in Heilbronn, Heilbronn-Sontheim, Künzelsau und Schwäbisch Hall bietet die Hochschule mehr als 50 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Die Hochschule pflegt enge Kooperationen mit Unternehmen aus der Region und ist dadurch in Lehre, Forschung und Praxis stark vernetzt.

Originalpublikation:

https://www.jmir.org/2022/5/e36835