Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen
Überfunktions-Antikörper gegen die Schilddrüse deuten eher auf rapid cycling-Form der Bipolaren Störung
Original Titel:
Rapid cycling bipolar disorder is associated with antithyroid antibodies, instead of thyroid dysfunction
- Rapid cycling: Schneller Wechsel depressiver und manischer Phasen
- Gibt es einen Zusammenhang zwischen Schilddrüse und rapid cycling Bipolaren Störung
- Untersuchung mit 352 Patienten: Blutwerte und Befragung
- Überfunktions-Antikörper gegen die Schilddrüse deuten eher auf rapid cycling
DGP – Wie hängen Schilddrüse und rapid cycling bei der Bipolaren Störung miteinander zusammen? Welche Rolle Antikörper gegen die Schilddrüse und ihre Funktion beim schnellen Wechsel depressiver und manischer Phase spielen, ist bislang nicht verstanden. In einer großen Untersuchung wurden nun Blutwerte und klinische Eigenschaften der Bipolaren Störung verglichen. Demnach schien die Funktion der Schilddrüse nicht relevant für ein Auftreten von rapid cycling-Phasen zu sein, wohl aber ein Antikörper, der stärker mit der Überfunktion der Schilddrüse zusammenhängt.
Bei der Bipolaren Störung treten depressive und manische oder hypomanische Episoden auf, die sich durch die jeweilige Stimmungslage deutlich von der euthymen Phase (normale Stimmung) unterscheiden lassen. Es gibt allerdings auch sogenannte gemischte Phasen, in denen die Symptome nicht eindeutig einer depressiven oder manischen Phase zuzuschreiben sind. Eine weitere mögliche Form oder auch Komplikation der Bipolaren Störung ist das rapid cycling, in dem sich die Episoden deutlich schneller abwechseln und zu einer deutlich stärkeren Belastung des Betroffenen führen.
Rapid cycling: Schneller Wechsel depressiver und manischer Phasen
Der Zusammenhang mit Antikörpern gegen die Schilddrüse (Antithyroid-Antikörper) oder einer Dysfunktion der Schilddrüse und der rapid cycling-Form der Bipolaren Störung ist bislang unklar. Frühere Studien deuten auf einen Einfluss der Antithyroid-Antikörper auf die psychische Gesundheit, der allerdings unabhängig von der tatsächlichen Funktionalität der Schilddrüse zu sein schien. Dazu untersuchten Forscher nun eine große, gut definierte Gruppe von Patienten mit der Bipolaren Störung.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Schilddrüse und rapid cycling Bipolaren Störung?
Bei diesen Patienten untersuchten sie die Blutkonzentrationen von freiem Thyroxin (FT4), freiem Triiodothyronin (FT3), dem Thyroid-stimulierenden Hormon (TSH), sowie die zwei Antikörper Anti-TPO (gegen das Enzym Thyroid-Peroxidase) und Anti-Tg (gegen Thyroglobulin). In semi-strukturierten Interviews wurden die klinischen Eigenschaften der jeweiligen Erkrankung erfragt. Die Konzentrationen an FT4 und FT3 dienten zur Ermittlung der Über- und Unterfunktion der Schilddrüse (Hyper- und Hypothyreoidismus).
Untersuchung mit 352 Patienten: Blutwerte und Befragung
352 Patienten mit Bipolarer Störung nahmen an der Untersuchung teil. Weder Hypothyreoidismus noch Hyperthyreoidismus standen signifikant mit dem rapid cycling in Zusammenhang. Die Antikörper TPO-abs und Tg-abs waren dagegen signifikant mit der rapid cycling-Form der Bipolaren Störung assoziiert. Dieser Zusammenhang blieb auch nach der Berücksichtigung von verschiedenen Faktoren bestehen, wie etwa Geschlecht, Alter, Beziehungsstand, Ausbildung, ob die Patienten antidepressiv behandelt wurden oder ob Begleiterkrankungen der Schilddrüse bestanden. Auch die Thyroidfunktion, wiedergespiegelt durch die Blutkonzentrationen der Hormonstufen FT3 und FT4 sowie von TSH, spielten offenbar keine Rolle bei diesem Zusammenhang.
Anti-TPO und Anti-Tg korrelierten stark miteinander. Hohe Werte des Anti-TPO schienen allerdings besonders das Risiko für rapid cycling-Bipolare Störung zu erhöhen und stand stärker im Zusammenhang mit einer Überfunktion der Schilddrüse.
Überfunktions-Antikörper gegen die Schilddrüse deuten eher auf rapid cycling
Die Forscher schließen aus ihren Ergebnissen, dass Anti-TPO als möglicher Biomarker der rapid cycling Bipolaren Störung genutzt werden könnte. Die Mechanismen, die diesem Zusammenhang zugrunde liegen, müssen allerdings noch weiter untersucht werden.
© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom