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Prostatakrebs: Größeres Herzrisiko durch Hormontherapie

Original Titel:
Is Androgen Deprivation Therapy for Prostate Cancer Associated with Cardiovascular disease? A Meta-Analysis and systematic review

Kurz & fundiert

  • Wissenschaftler werteten die Ergebnisse von 19 Studien neu aus
  • Sie kamen zu folgenden Ergebnissen:
    • Hormontherapie erhöhte das Risiko für Herzinfarkt
    • Hormontherapie erhöhte das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen allgemein
    • Hormontherapie erhöhte nicht das Risiko für einen plötzlichen Herztod

 

DGP – Die Hormontherapie kann sich negativ auf das Herz-Kreislauf-System von Prostatakrebs-Patienten auswirken. Wissenschaftler stellten in der vorliegenden Übersichtsarbeit fest, dass die Hormontherapie das Risiko für einen Herzinfarkt und für Herz-Kreislauf-Erkrankungen allgemein erhöhen kann. Eine herzgesunde Lebensweise mit viel Bewegung und gesunder Ernährung ist somit gerade für diese Patienten wichtig.


Eine Hormontherapie kommt bei Patienten mit Prostatakrebs dann zum Einsatz, wenn die Erkrankung bereits weiter fortgeschritten ist oder ein erhöhtes Risiko für das Fortschreiten der Erkrankung besteht. Bei der Hormontherapie geht es darum, die Produktion oder die Wirkung von Testosteron zu hemmen, da der Tumor in der Regel das männliche Geschlechtshormon zum Wachstum benötigt. Das kann auf verschiedenene Weise erreicht werden, beispielswiese durch Orchiektomie (eine operative Entfernung der Hoden), durch die klassischen Wirkstoffe der Hormontherapie oder durch neuartige Wirkstoffe wie Enzalutamid oder Abirateronacetat, die über einen anderen Mechanismus ihre Wirkung entfalten. Wie alle Medikamente sind auch die Wirkstoffe der Hormontherapie nicht frei von Nebenwirkungen. Wissenschaftler aus China untersuchten, ob sich die Hormontherapie auf das Herz-Kreislauf-System der Patienten auswirkt und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.

Wissenschaftler fassten die Ergebnisse mehrerer Studien zusammen

Die Wissenschaftler durchforsteten internationale Online-Datenbanken nach geeigneten Studien für ihre Übersichtsarbeit. Dabei berücksichtigten sie Studien, die bis April 2019 veröffentlicht wurden. Sie fanden insgesamt 19 geeignete Studien. 8 Studien beschäftigten sich mit dem Risiko für Herzinfarkt (316 590 Patienten), 13 Studien mit dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen allgemein (542 220 Patienten) und 8 Studien mit dem Risiko für einen plötzlichen Herztod (186 399 Patienten).

Patienten mit Hormontherapie hatten ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Herz-Kreislauf-Erkrankungen allgemein

Bei der zusammenfassenden Analyse stellten die Wissenschaftler fest, dass die Patienten, die eine Hormontherapie bekamen, ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt hatten. Der Unterschied war jedoch nicht sehr groß: von den 142 186 Patienten mit Hormontherapie waren 9,3 % und von den 174 404 Patienten ohne Hormontherapie 8,9 % von einem Herzinfarkt betroffen. Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen allgemein war bei Patienten mit Hormontherapie erhöht. Von den 162 895 Patienten mit Hormontherapie entwickelten 17,3 % eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Bei den 379 325 Patienten ohne Hormontherapie war das bei 13,8 % der Fall. Anders sah es beim Risiko für den plötzlichen Herztod aus. Dieses schien unabhängig von einer Hormontherapie zu sein.

Die Hormontherapie schien somit das Risiko für einen Herzinfarkt und für Herz-Kreislauf-Erkrankungen allgemein, nicht aber das für den plötzlichen Herztod zu erhöhen. Prostatakrebs-Patienten, die sich einer Hormontherapie unterziehen, sollten daher auf eine herzgesunde Lebensweise achten. Das bedeutet: viel körperliche Bewegung und eine gesunde Ernährung (viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorn und Fisch und wenig Fleisch).

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