Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen
Long-COVID
Long-COVID: Ein Nervensystem-Schaden
Original Titel:
The autonomic aspects of the post-COVID19 syndrome
- Review: Ursachen von Long-COVID und therapeutische Optionen
- Long-COVID vergleichbar zu chronischem Fatigue-Syndrom und Fibromyalgie
- Autoimmun-vermittelte Störungen des autonomen Nervensystems
- Immunmodulation, Stabilisierung des autonomen Nervensystems durch Sport
DGP – Forscher fassten in einem Review nun das aktuelle Wissen zu möglichen Ursachen von Long-COVID und therapeutischen Optionen zusammen. Ähnlichkeiten zwischen chronischem Fatigue-Syndrom, Fibromyalgie und Long-COVID legen therapeutische Optionen nahe. Neben immunmodulatorischen Ansätzen, die Autoimmuneffekte bremsen könnten, wäre demnach sportliche Betätigung eine vielversprechende Therapie zur Linderung vieler Long-COVID-Symptome.
Die Coronavirus-Pandemie erfordert seit über zwei Jahren weltweit höchste medizinische, gesellschaftliche und wissenschaftliche Leistungen. Dabei geht es nicht mehr nur um den Schutz vor Infektionen oder die Akutbehandlung der teils tödlichen Erkrankung COVID-19, sondern auch um die Therapie und Symptomlinderung für die Menschen, die nach einer Coronavirus-Infektion unter langanhaltenden Folgen, Long-COVID oder PASC (post-acute sequelae of COVID-19) zu leiden haben.
Forscher fassten in einem Review nun das aktuelle Wissen zu möglichen Ursachen von Long-COVID und therapeutischen Optionen zusammen.
Review: Ursachen von Long-COVID und therapeutische Optionen
Die Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-kann Autoimmuneffekte auslösen. Bis zu 20 unterschiedliche Autoantikörper gegen Substanzen des Nervensystems und mit Bezug zum Renin-Angiotensin-System wurden identifiziert, die mit dem klinischen Schweregrad von COVID-19 assoziiert waren. Darüber hinaus wurden mehr als 10 unterschiedliche Autoimmunerkrankungen in Zusammenhang mit COVID-19 dokumentiert, berichten die Autoren. Long-COVID umfasst eine Vielzahl chronischer oder später Symptome anschließend an eine Coronavirus-Infektion. Long-COVID-Symptome treten nach Schätzungen bei 50 – 80 % der symptomatischen, genesenen COVID-19-Patienten auf. Dabei werden durch Patienten über 50 verschiedene Symptome angegeben. Dies betrifft:
- Atemwege (Atemnot, Husten, pulmonare Fibrose)
- Kardiovaskuläres System (Brustschmerz, Palpitationen, Stress-Kardiomyopathie, Myokarditis)
- Blutsystem (thromboembolische Ereignisse)
- Neuropsychiatrische Symptome (Kopfschmerz, chronische Fatigue, Depression, Ängste, Schlafstörungen, kognitive Beeinträchtigungen, Geruchs- und Geschmacksstörungen)
- Nieren (Nierenversagen)
- Dermatologie
- Endokrines System (diabetische Ketoazidose, Hashimotos Thyreoiditis, Graves Krankheit/Morbus Basedow)
Viele Long-COVID-Patienten beschreiben eine Symptomatik, die dem chronischen Fatigue-Syndrom sehr ähnlich ist: Eine stark beeinträchtigende, lähmende Fatigue, Schlafstörungen, Denkleistungsstörungen und verschiedene autonome Störungen. Diese Symptome werden typischerweise durch Sport und körperliche Anstrengung verstärkt. Auch Ähnlichkeiten zur Fibromyalgie wurden in Studien aufgezeigt.
Long-COVID vergleichbar zu chronischem Fatigue-Syndrom und Fibromyalgie
Viele der Long-COVID-Symptome können nicht durch direkte virale Schädigung erklärt werden. Ähnlich zu chronischem Fatigue-Syndrom und Fibromyalgie spielen Autoimmun-vermittelte Störungen des autonomen Nervensystems eine wichtige Rolle in der Krankheitsentstehung. Dabei sind u. a. besonders Symptome wie chronische Fatigue, kognitive Beeinträchtigung, Stimmungs-Störungen zentral. Bei dem chronischen Fatigue-Syndrom wurden erhöhte Konzentrationen von Autoantikörpern gegen Rezeptoren des autonomen Nervensystems festgestellt. Auch bei Fibromyalgie wird eine Autoimmunbasis vermutet. Entsprechende Therapien, die beispielsweise Antikörper-Konzentrationen (IgG) senken, könnten darüber hinaus bei Fibromyalgie vorteilhaft sein.
Autoimmun-vermittelte Störungen des autonomen Nervensystems
SARS-CoV-2 trägt in der akuten Infektion zu einer Hyperstimulation des Immunsystems bei und könnte zur Entwicklung von Autoantikörpern gegen das autonome Nervensystem in der chronischen Phase führen. Entsprechend könnten immunmodulatorische Behandlungen manchen Long-COVID-Patienten Linderung verschaffen. Besonders werden hierbei Steroide untersucht und eingesetzt, aber auch andere immunsuppressive Behandlungen. In schweren Fällen, so die Autoren, könnten auch Plasmapherese und intravenöses Immunglobulin eine therapeutische Rolle spielen.
Bei chronischem Fatigue-Syndrom und Fibromyalgie wurde auch Sport als vorteilhaft gefunden. Besonders schrittweise gesteigertes aerobes (Ausdauer) und Krafttraining können nach der bisherigen Studienlage zu deutlichen Besserungen von Schmerzen, körperlichen Funktionen und Lebensqualität beitragen. Es wurde gezeigt, dass sportliche Betätigung das autonome Nervensystem stabilisieren kann.
Immunmodulation, Stabilisierung des autonomen Nervensystems durch Sport
Somit legen Ähnlichkeiten zwischen chronischem Fatigue-Syndrom, Fibromyalgie und Long-COVID therapeutische Optionen nahe. Neben immunmodulatorischen Ansätzen, die Autoimmuneffekte bremsen könnten, wäre demnach sportliche Betätigung, so die Autoren, eine besonders sichere und wirksame Therapie zur Linderung vieler Long-COVID-Symptome.
[DOI: 10.1016/j.autrev.2022.103071]
© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom