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Systematischer Review: Wie wirksam ist orales Ketamin bei Depression?
Original Titel:
An Update on the Efficacy and Tolerability of Oral Ketamine for Major Depression: A Systematic Review and Meta-Analysis
- Wie wirksam ist orales Ketamin bei Depression?
- Systematischer Review mit Meta-Analyse
- 10 Studien, 3 randomisiert kontrollierte Studien mit 161 Patienten in der Meta-Analyse
- Signifikanter antidepressiver Effekt von oralem Ketamin, aber nur Trend in Ansprech- und Remissionsrate
- Gute Verträglichkeit
- Mehr Forschung nötig
DGP – Intravenöses Ketamin ist bei Depression inzwischen erwiesenermaßen wirksam. US-amerikanische Experten führten nun einen systematischen Review mit Meta-Analyse durch, um zu ermitteln, wie wirksam und verträglich oral gegebenes Ketamin bei der Behandlung der Depression ist. Es zeigte sich eine grenzwertige Wirksamkeit bei unipolarer Depression ohne erhöhtes Risiko für unerwünschte Ereignisse. Weitere große Studien sind notwendig, um die vorläufigen Ergebnisse zu bestätigen.
Intravenöses Ketamin hat mittlerweile robuste antidepressive Wirksamkeit bei unipolarer Depression gezeigt. Andere Darreichungsformen wären allerdings wertvoll, um das Medikament vielseitiger einsetzen zu können. US-amerikanische Experten führten nun einen systematischen Review mit Meta-Analyse durch, um zu ermitteln, wie wirksam und verträglich oral gegebenes Ketamin bei der Behandlung der Depression ist.
Wie wirksam ist orales Ketamin bei Depression?
Dazu wurden größere medizin-wissenschaftliche Datenbanken nach Studien bis April 2020 durchsucht. Die Forscher erfassten Untersuchungen zu oralem Ketamin bei Depression von Studientypen wie Fallserien bis hin zu randomisierten klinischen Studien. In die Meta-Analyse wurden allerdings nur randomisierte kontrollierte Studien aufgenommen. Darin lag der Fokus auf Ansprechen, Remission, Dauer bis zum Einsetzen der Wirkung und Nebenwirkungen.
Systematischer Review mit Meta-Analyse
Insgesamt identifizierten die Wissenschaftler 917 Artikel. Nach detailliertem Screening konnten 10 Studien im systematischen Review betrachtet und drei randomisierte kontrollierte Studien in der Meta-Analyse analysiert werden. Die randomisiert kontrollierten Studien umfassten insgesamt 161 Patienten im durchschnittlichen Alter von 37,9 Jahren (+/- 9,5). 58,6 % der Patienten waren Frauen. In der zusammengefassten Analyse deutete sich ein signifikanter antidepressiver Effekt von oralem Ketamin an (Mittelwertdifferenz: -0,75; 95 % Konfidenzintervall, KI: -1,08 – -0,43; p < 0,0001). Remissionsraten (Risikorate RR: 2,77; 95 % KI: 0,96 – 8,00; p = 0,06) und Ansprechraten (RR: 2,58; 95 % KI: 0,94 – 7,08; p = 0,07) waren allerdings nicht signifikant unterschiedlich zum Placebo, sondern zeigten lediglich einen Trend auf. Das orale Ketamin schien seine antidepressive Wirkung in der zweiten Woche zu zeigen (Mittelwertdifferenz: -0,71; 95 % KI: -1,08 – -0,35; p = 0,001). Im Überblick zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in den Nebenwirkungen zwischen oralem Ketamin und der Placebo-Behandlung (RR: 1,28, 95 % KI: 0,89 – 1,83; p = 0,19).
Signifikanter antidepressiver Effekt von oralem Ketamin, aber nur Trend in Ansprech- und Remissionsrate
Diese Meta-Analyse zur antidepressiven Behandlung mit oralem Ketamin zeigt eine grenzwertige Wirksamkeit bei unipolarer Depression ohne erhöhtes Risiko für unerwünschte Ereignisse. Weitere große Studien sind notwendig, um diese vorläufigen Ergebnisse zu bestätigen. Dabei sollte besonders auf unterschiedliche Ansprech- und Remissionsraten je nach Art der affektiven Störung geachtet sowie untersucht werden, mit welcher Strategie das orale Ketamin optimal dosiert werden sollte. Zudem ist noch zu wenig zu langfristigen Effekten der Behandlung bekannt.
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