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Methodische Mängel lassen nur schwach hoffen: hilft Ohrakupressur gegen Verstopfung in der Chemotherapie?

Original Titel:
Auricular acupressure is an alternative in treating constipation in leukemia patients undergoing chemotherapy: A systematic review and meta-analysis.

DGP – Viele Patienten mit Leukämie leiden nach einer Chemotherapie unter Verstopfung. Im Vergleich randomisiert kontrollierter Studien zeigte sich, dass die Ohrakupressur, eine Methode der traditionellen chinesischen Medizin, einen Versuch wert sein könnte, um diesem Problem vorzubeugen. Allerdings waren die Studien häufig von geringer Qualität und bieten somit nur eine schwache Evidenz für die Frage, ob Leukämiepatienten in der Chemotherapie Hilfe von einer Ohrakupressur erhoffen können.


Akupressur wird weltweit angewandt. Dabei werden bestimmte Punkte am Körper mit Druck massiert. Werden Stellen am Ohr massiert, spricht man von Ohrakupressur oder Auricular-Akupressur. Die Akupressur ist eine Methode der traditionellen chinesischen Medizin und wird zwar für viele verschiedene gesundheitliche Probleme eingesetzt, allerdings nur selten mit einem Wirknachweis. Ein solcher Nachweis würde eine Untersuchung erfordern, in der Patienten mit der Akupressur oder einer Kontrollmethode behandelt werden, und dabei nicht wissen, ob die echte Behandlung oder die Scheinbehandlung eingesetzt wird. Welche Patienten wie behandelt werden, muss dabei auch zufällig bestimmt sein, damit ein behandelnder Therapeut nicht, bewusst oder unbewusst, eine Vorauswahl trifft und so das Ergebnis des Vergleichs beeinflusst. Eine solche Untersuchung ist dann also randomisiert kontrolliert: Kontrollmethode und Testmethode werden zufällig zugewiesen.

Traditionelle chinesische Medizin soll mit Akupressur am Ohr gegen Konstipation helfen

Ein Problem, das viele Patienten mit Leukämie nach einer Chemotherapie betreffen kann, ist Konstipation, zu Deutsch: Verstopfung. Auch hierbei wird Ohrakupressur, häufig als Vorbeugung vor Beginn der Chemotherapie, in Ostasien und Europa angewandt. Wirkt die Methode aber überhaupt? Dazu führte ein Forscherteam nun eine systematische Studienübersicht (ein sogenannter systematischer Review) durch, in der sie besonders randomisierte kontrollierte Studien zu Ohrakupressur zur Vorbeugung von Verstopfung bei Leukämie-Patienten in der Chemotherapie analysierten.

Analyse von randomisierten, kontrollierten Studien der Ohrakupressur zur Vermeidung von Verstopfung

Die Wissenschaftler durchsuchten dazu medizinwissenschaftliche Datenbanken wie MEDLINE, EMBASE, das Cochrane Zentralregister kontrollierter Studien sowie mehrere chinesische Datenbanken (Chinese BioMedical Database, China National Knowledge Infrastructure, Wan-Fang Data und Chinese WeiPu Database). Die ermittelten Studien wurden nach möglichen Risiken für Voreingenommenheit (Bias-Risiko) und ihrer jeweiligen methodischen Qualität analysiert.

Insgesamt konnten 5 randomisierte, kontrollierte Studien ermittelt werden. Die meisten dieser Untersuchungen waren aber von niedriger methodischer Qualität. Insgesamt zeigten Teilnehmer mit der Ohrakupressur plus Standardbehandlung größere Verbesserungen in einer standardisierten Skala (Bristol-Stuhlformen-Skala) des Stuhls als Teilnehmer mit Kontrollmethoden bzw. nur mit der Standardbehandlung. In der Analyse von drei Studien, in denen die Akupressur mit ausschließlicher Standardbehandlung verglichen wurde, zeigten sich zudem vorteilhafte Effekte der Akupressur in der Konstipationsbewertungs-Skala (CAS, kurz vom engl. constipation assessment scale). Betroffene schienen demnach weniger unter Verstopfung zu leiden nach einer Akupressur am Ohr, als vergleichbare Patienten, die nicht mit Akupressur behandelt wurden. In zwei der Untersuchungen wurde zusätzlich auch die Lebensqualität der Patienten, bezogen auf die Verstopfungssymptome, ermittelt. Auch hierbei konnten Vorteile der Akupressur gesehen werden.

Schwach optimistische Datenlage wegen methodischer Mängel

Zusammengefasst zeigte sich im Vergleich randomisiert kontrollierter Studien, dass die Ohrakupressur einen Versuch wert sein könnte, um Verstopfung bei der Chemotherapie vorzubeugen. Allerdings waren die Studien häufig von geringer Qualität und bieten somit nur eine schwache Evidenz für die Frage, ob Leukämiepatienten in der Chemotherapie Hilfe von einer Ohrakupressur erhoffen können.

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