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Long-COVID
Corona: Erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen durch Reinfektionen
Original Titel:
Acute and postacute sequelae associated with SARS-CoV-2 reinfection
- Gesundheitliche Folgen von SARS-CoV-2-Reinfektionen
- Datenbank-Analyse in den USA
- Über 5 Mio. Nicht-Infizierte, 442 588 Infizierte, 40 947 Menschen mit Reinfektion
- 10,3 % Frauen, 12 % Personen unter 38,8 Jahren
- Risiko für Tod, Krankenhauseinweisung und organische Erkrankungen erhöht bei Reinfektion
DGP – Eine Datenbank-Analyse in den USA über 442 588 Personen mit Coronavirus-Infektion sowie 5 334 729 nicht-infizierte Personen zeigt, dass erneute Infektionen mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 das Risiko von Folgeerkrankungen für Betroffene akut und mindestens über ein halbes Jahr erhöhen. Erneut Infizierte versterben demnach häufiger, werden häufiger hospitalisiert und erleiden häufiger Erkrankungen, beispielsweise der Lunge, des Herz-Kreislaufsystems und der Nieren. Die Prävention von Infektionen spielt somit auch für Menschen eine große Rolle, die geimpft oder bereits zuvor mit dem neuen Coronavirus infiziert waren.
Die Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 ist mit einem erhöhten Risiko für akute und längerfristige (post-akute) Erkrankungen verschiedener Organsysteme, Krankenhauseinweisung und Versterben assoziiert. Bislang wurde gemutmaßt, dass eine vorherige Infektion einen gewissen Schutz bei erneuter Infektion (Reinfektion) darstellen könnte. Da jedoch mittlerweile klar ist, dass der Immunschutz gegenüber einer Coronavirusinfektion, ob nach Infektion oder Impfung, sich nach wenigen Monaten reduziert, ist unklar, wie sich Reinfektionen akut und post-akut auswirken. Dies untersuchten Wissenschaftler nun anhand nationaler Krankenversicherungsdatenbanken der USA (US Department of Veterans Affairs).
Gesundheitliche Folgen von SARS-CoV-2-Reinfektionen – Datenbank-Analyse in den USA
Die Autoren betrachteten Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion zwischen 1. März 2020 und 6. April 2022 erlitten, und analysierten aus dieser Gruppe Personen mit einer oder mehreren Reinfektionen. Eine Kontrollgruppe ohne bestätigte Coronavirus-Infektion wurde zum Vergleich herangezogen. Personen mit Reinfektion wurden in die Analyse einbezogen, wenn ihre weitere Infektion mindestens 90 Tage nach dem vorherigen, positiven Test auftrat und somit die Wahrscheinlichkeit reduziert war, dass der erneute positive Test nicht der vorherigen Infektion zuzuschreiben war. Die Wissenschaftler ermittelten das Risiko für Versterben, Hospitalisierung und Erkrankungen verschiedener Organsysteme für 6 Monate anschließend an die jeweilige (Re-)Infektion im Vergleich zu nur einmal infizierten Personen und der nicht-infizierten Kontrollgruppe.
Über 5 Mio. Nicht-Infizierte, 442 588 Infizierte, 40 947 Menschen mit Reinfektion
Die Gruppe mit einer ersten Coronavirus-Infektion umfasste 442 588 Personen. Reinfektionen traten bei 40 947 Personen auf. Die nicht-infizierte Kontrollgruppe umfasste 5 334 729 Personen. Die Kohorte umfasste 10,3 % Frauen (n = 589 573) und 12 % Personen unter 38,8 Jahren (n = 680, 358). 92,8 % der Personen mit Reinfektion (n = 37 997) hatten insgesamt zwei Infektionen, 6,3 % (n = 2 572) hatten drei Infektionen, 0,9 % (n = 378) wurde insgesamt viermal oder öfter mit dem neuen Coronavirus infiziert. Im Schnitt (Median) erfolgten zweite Infektionen 191 Tage nach der ersten Infektion, zur dritten Infektion kam es im Schnitt 158 Tage nach der zweiten Infektion.
Im Vergleich zu Personen ohne Reinfektion war das Risiko, zu versterben, für Menschen mit erneuter Infektion etwa um den Faktor 2 erhöht (Hazard Ratio, HR: 2,17; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,93 – 2,45). Das Risiko für Krankenhauseinweisung stieg bei Reinfektionen um mehr als das Dreifache (HR: 3,32; 95 % KI: 3,13 – 3,51).
Reinfizierte versterben zweimal häufiger
Im Vergleich zu Personen, die keine erneute Infektion erlitten hatten, kam es bei Menschen mit Reinfektion zu erhöhten Risiken in verschiedenen Organsystemen:
- Lunge: HR: 3,54; 95 % KI: 3,29 – 3,82
- Kardiovaskuläre Erkrankungen: HR: 3,02; 95 % KI: 2,80 – 3,26
- Koagulation und hämatologische Erkrankungen: HR: 3,10; 95 % KI: 2,77 – 3,47
- Fatigue: HR: 2,33; 95 % KI: 2,14 – 2,53
- Gastrointestinale Erkrankungen: HR: 2,48; 95 % KI: 2,35 – 2,62
- Nierenerkrankungen: HR: 3,55; 95 % KI: 3,18 – 3,97
- Psychische Probleme: HR: 2,14; 95 % KI: 2,04 – 2,24
- Diabetes: HR: 1,70; 95 % KI: 1,41 – 2,05
- Muskuloskeletale Erkrankungen: HR: 1,64; 95 % KI: 1,49 – 1,80
- Neurologische Erkrankungen: HR: 1,60; 95 % KI: 1,51 – 1,69
Verglichen zur nicht-infizierten Kontrollgruppe war das Risiko bei Personen mit einer Infektion für mindestens eines der untersuchten gesundheitlichen Probleme um 37 % erhöht (HR: 1,37; 95 % KI: 1,36 – 1,38). Für Personen mit zwei Infektionen (d. h. einer Reinfektion) war das Risiko ungefähr verdoppelt (HR: 2,07; 95 % KI: 2,03 – 2,11), das höchste Risiko für gesundheitliche Folgen trugen die Personen, die dreimal oder öfter mit dem neuen Coronavirus infiziert wurden (HR: 2,35; 95 % KI: 2,12 – 2,62).
Die Risiken traten unabhängig vom Impfstatus auf und waren am ausgeprägtesten in der akuten Phase der Infektion, waren jedoch post-akut anhaltend über 6 Monate erhöht.
Doppelt so häufig organische Folgeerkrankung im Vergleich zu Nicht-Infizierten
Die Evidenz, basierend auf einer Datenbank mit vorwiegend älteren Männern, zeigt somit, dass Reinfektionen das Risiko von Folgeerkrankungen für Betroffene akut und mindestens über ein halbes Jahr erhöhen. Erneut Infizierte versterben demnach häufiger, werden häufiger hospitalisiert und erleiden häufiger Erkrankungen beispielsweise der Lunge, des Herz-Kreislaufsystems und der Nieren. Die Prävention von Infektionen spielt somit auch für Menschen eine große Rolle, die geimpft oder bereits zuvor mit dem neuen Coronavirus infiziert waren.
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