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Depression
Humor ist, wenn man trotzdem lacht: Depressions-Auslöser zur Witzfigur machen als therapeutische Strategie
Original Titel:
Is it worth turning a trigger into a joke? Humor as an emotion regulation strategy in remitted depression
DGP – Kann Humor Patienten mit Depression gegen negative Emotionen wappnen? Die aktuelle Untersuchung unterstützt die Idee, dass Humor ein Werkzeug zur Abmilderung negativer Reaktionen auf unangenehme Erfahrungen sein kann. Ähnlich wirksam schien hierbei auch die Strategie der positiven Umdeutung.
Dem Frust-Auslöser ins Gesicht lachen, den Trigger für eine depressive Phase zur Witzfigur machen – das klingt gut und wohltuend. Humor wird schon seit langem als eine wirksame Strategie zur Emotionsregulation für solche Menschen angesehen, die zu Depressionen neigen. Die Datenlage zu dieser Annahme ist aber bisher nur sehr dünn. Um den Effekt von Humor genauer zu untersuchten, führten Forscher nun eine Studie durch, in der sie die emotionalen Auswirkungen von Humor bei depressiven Patienten in Remission (symptomfrei) mit den Effekten positiver Neubewertung und spontaner, also ungeleiteter, Emotionsregulation verglichen.
Kann Humor Patienten mit Depression gegen negative Emotionen wappnen?
55 Patienten mit Depression in Remission, also ohne aktuelle Symptome, nahmen an einem Computerexperiment im Labor teil. Dabei wurden ihnen negativ besetzte Bilder zweimal gezeigt. Erst sollten die Patienten die Bilder einfach betrachten und ihre eigenen Reaktionen bewerten (positive und negative Emotionen). Außerdem gaben die Teilnehmer an, wie viel Distanz sie zu der jeweils gezeigten Szene empfanden. Im zweiten Durchgang erhielten die Patienten unterschiedliche Anweisungen, wie sie die Bilder betrachten sollten: (a) mit Humor, (b) mit einer positiven Umdeutung des Bildes oder (c) einfach wie beim ersten Mal, ohne besondere Herangehensweise. Jeder Patient erhielt dabei einen Teil der Bilder jeweils einer Aufgabe (Humor, Umdeutung, einfach betrachten) zugewiesen. Die jeweiligen Kommentare zu den Bildern wurden durch die Patienten am Computer aufgeschrieben. Anschließend sollten die Teilnehmer erneut ihre Reaktion auf die Bilder bewerten und auch einschätzen, wie viel Energie sie jeweils in die Aufgabe gesteckt hatten. Damit sollte auch ermittelt werden, wie viel Anstrengung die jeweilige Strategie erforderte.
Emotionen und Distanz bei humorvoller, wohlwollender oder passiver Betrachtung von unangenehmen Bildern
Typischerweise wendeten die Teilnehmer einen eher freundlichen Humor an, ohne speziell dazu aufgefordert worden zu sein. Im Vergleich zum ersten Durchgang des Bilderbetrachtens zeigten sich mit Humor weniger negative Emotionen, stärker positive Gefühle und eine größere Distanz zu den unangenehmen Inhalten des Bildes. Dabei schien Humor wirksamer als eine spontane, nicht angeleitete Emotionsregulation beim Betrachten der Bilder und ähnlich wirksam wie eine positive Neubewertung der Bilder zu sein. Humor schien allerdings auch die aufwendigere Form der Emotionsregulation zu sein – die Teilnehmer gaben eine größere Anstrengung bei dieser Aufgabe an und konnten auch eher mal keinen passenden Kommentar schreiben. Immerhin aber schien es nicht nachteilig zu sein, wenn der Aufwand misslang: wenn Patienten keine witzigen Kommentare zustande brachten, hatten sie keine schlechtere emotionale Reaktion auf die Bilder, als wenn sie die Bilder ohne humoristische Anweisung anschauten.
Humor und Umdeutung als Werkzeug gegen depressiv-machende Reize
Die Ergebnisse der Untersuchung bieten damit eine vorläufige Unterstützung der Idee, dass Humor für Menschen mit Neigung zur Depression ein Werkzeug sein kann, mit dem negative Reaktionen auf unangenehme Erfahrungen abgemildert oder umgewandelt werden können. Humor könnte also davor schützen, dass solche Erfahrungen eine depressive Episode auslösen. Weitere Untersuchungen sind allerdings notwendig, um zu bestimmen, welche Formen von Humor am besten angewandt werden können und wie effektiv sie jeweils im Umgang mit möglichen Depressions-Auslösern sind.
Übrigens wurden die Teilnehmer dieser Studie zum Abschluss für die Anstrengung auf besondere Weise entschädigt: zum einen wurde ihnen von einem erfahrenen Kliniker die Studie und ihr Ergebnis erläutert, zum anderen durften sie aber auch eine Reihe positiv besetzter Bilder betrachten. Ob diese aber lustig waren, erwähnten die Autoren der Studie leider nicht.
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