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Corona
Nirmatrelvir/Ritonavir: Weniger COVID-19-Gefahr, aber auch schneller gesund?
Original Titel:
Can nirmatrelvir/ritonavir treatment shorten the duration of COVID-19 isolation?
- Nirmatrelvir/Ritonavir: Weniger COVID-19-Gefahr, aber auch schneller gesund?
- 80 Patienten mit milder Infektion mit Nirmatrelvir/Ritonavir vs. Kontrolle
- Viruslast schneller reduziert
- Ansteckungsgefahr nicht kürzer mit Nirmatrelvir/Ritonavir
- Verkürzte Virus-Freisetzung bei Geimpften, Frauen und niedriger Symptomlast
DGP – In einer prospektiven Kohortenstudie wurden mild erkrankte COVID-19-Patienten (vorwiegend Omikron) mit Nirmatrelvir/Ritonavir oder nur unterstützend behandelt. Die Behandlung senkte die Viruslast signifikant, reduzierte aber nicht die Dauer der Virus-Freisetzung. Schneller negativ testeten häufiger vollständig geimpfte Personen, Frauen und Patienten mit geringer Symptomlast.
Die Behandlung mit Nirmatrelvir/Ritonavir ist mittlerweile etabliert und empfohlen bei Patienten mit Coronavirus-Infektion und erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19. Unklar ist jedoch, ob die Behandlung auch dazu beiträgt, die Viruslast schneller zu senken und die Isolation Infizierter verkürzen zu können. Dazu führten Wissenschaftler eine prospektive Kohortenstudie durch, bei der Patienten in einer Omikron-dominanten Region mit hoher Impfquote behandelt und untersucht wurden.
Kann Nirmatrelvir/Ritonavir die Virus-Freisetzung verkürzen?
Die Studie wurde mit mild erkrankten COVID-19-Patienten durchgeführt, von denen eine Gruppe die Behandlung mit Nirmatrelvir/Ritonavir erhielt im Vergleich zur Kontrollgruppe mit ausschließlich der üblichen unterstützenden Behandlung. Zur Einschätzung des virologischen Ansprechens untersuchten die Autoren die Viruslast sowie wie lange Patienten aktive Viren abgaben. Dies wurde mit Alter und Geschlecht der Patienten, Symptomlast und Dauer der symptomatischen Erkrankung verglichen.
Prospektive Kohortenstudie: Viruslast und Infektionsdauer
Insgesamt 80 COVID-19-Patienten wurden in die Studie aufgenommen, mit 222 analysierten Speichelproben. 10 Patienten beendeten die Teilnehme im Rahmen der Nachbeobachtung. Abschließend verglichen wurden schließlich 33 Patienten in der Nirmatrelvir/Ritonavir-Gruppe und 37 Patienten in der Kontrollgruppe. Das durchschnittliche (Median) Alter der Teilnehmer lag bei 67 Jahren. 67 % der Patienten waren Männer. Die Patientengruppen unterschieden sich anfangs nicht mit Blick auf klinische Charakteristika.
Die Viruslast sank signifikant schneller in der Gruppe mit Nirmatrelvir/Ritonavir-Gruppe als in der Kontrollgruppe (p < 0,001). Die Dauer der Zeit, die die Patienten aktive (viable) Viren abgaben, unterschied sich jedoch nicht signifikant. In der weiteren Analyse waren folgende Faktoren relevant für die Dauer der Freisetzung aktiver Viren:
- Männliches Geschlecht (Odds Ratio, OR: 2,51; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,25 – 5,03; p = 0,010)
- Symptomlast (OR: 1,41; 95 % KI: 1,07 – 1,87; p = 0,015)
- Tage seit Symptombeginn (OR: 0,72; 95 % KI: 0,59 – 0,88; p = 0,002)
- Vollständige Impfung (OR: 0,09; 95 % KI: 0,01 – 0,87; p = 0,038)
- BA.2-Subtyp (OR: 0,49; 95 % KI: 0,26 – 0,91; p = 0,025)
Bis Tag 9 ab Symptombeginn waren alle Patienten negativ getestet.
Ansteckungsgefahr nicht kürzer mit Nirmatrelvir/Ritonavir
Die Behandlung mit Nirmatrelvir/Ritonavir kann demnach die Viruslast reduzieren und so auch das Risiko für schwere Verläufe reduzieren, nicht aber die Ansteckungsgefahr durch Infizierte senken und die Dauer der ansteckenden Phase verkürzen. Eine kürzere Virus-Freisetzung wurde stattdessen in der Analyse häufiger bei vollständig geimpften Personen, Frauen und Personen mit geringerer Symptomlast festgestellt.
[DOI: 10.3389/fmed.2022.988559]
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