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Leukämie
Kritischer Unterschied für die Wirksamkeit von Eltrombopag bei Blutplättchenmangel Thrombozytopenie: Autoimmunangriff oder Knochenmarksinfiltration durch CLL?
Original Titel:
A phase II trial of eltrombopag for patients with chronic lymphocytic leukaemia (CLL) and thrombocytopenia
DGP – Ob eine chronisch lymphatische Leukämie (CLL) das blutbildende Knochenmark zerstört, oder aber einen Angriff der eigenen Abwehr auf die Blutplättchen auslöst, kann einen großen Unterschied bei der Therapie des Blutplättchenmangels machen, fanden Forscher. Eltrombopag wirkte in dieser Untersuchung bei 82 % der CLL-Patienten mit Immunthrombozytopenie, bei denen vorherige Behandlungen nicht ausreichten, half aber nur einem Drittel der Patienten mit Knochenmarksinfiltration.
Bei einer Immunthrombozytopenie (ITP), auch Werlhof-Krankheit genannt, greift die eigene Körperabwehr die Blutplättchen (Thrombozyten) an, sodass ein Mangel an Blutplättchen entsteht. Blutplättchen stoppen z. B. normalerweise Blutungen an Wunden, indem sie einen Pfropfen bilden. Fehlen sie, kann es zu ungewöhnlich starken Blutungen kommen. Eltrombopag ist ein Medikament, das als Agonist für den Thrombopoietin-Rezeptor wirkt. Das heißt, es erscheint für den Rezeptor täuschend ähnlich zu dem körpereigenen Thrombopoietin und fördert so das Wachstum und die Ausreifung bestimmter blutbildender Knochenmarkszellen. Daraus bilden sich dann in der Folge neue Blutplättchen. Eltrombopag ist für die Behandlung verschiedener Formen von ITP zugelassen, wenn die Standardtherapie nicht ausreichend wirkt.
Blutplättchenmangel Thrombozytopenie ist ein Problem für den Wundverschluss
Eine Immunthrombozytopenie kann auch Patienten mit einer chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) betreffen. Dabei ist zu unterscheiden, ob die CLL das Knochenmark zerstört hat und dadurch ein Nachschub an Blutplättchen fehlt (Knochenmarksinfiltration), oder ob durch die CLL eine Autoimmunreaktion auf die Blutplättchen erfolgt – diese also durch die eigene Abwehr dezimiert werden. Forscher ermittelten nun in einer klinischen Studie der Phase II, wie wirksam Eltrombopag für Immunthrombozytopenien in solchen Fällen eingesetzt werden könnte.
Förderung der Knochenmarkszellen durch Eltrombopag – hilft das gegen Blutplättchenmangel bei Leukämie?
Dazu wurden Patienten im Alter von mindestens 18 Jahren mit einer Diagnose CLL oder kleiner lymphatischer Lymphome in die Studie aufgenommen, wenn bestimmte Kriterien wie eine Blutplättchenzahl unterhalb eines bestimmten Grenzwerts sowie bestimmte gescheiterte Therapien zur Studienfrage passten. 24 Patienten im mittleren Alter von 64 Jahren (zwischen 47 und 90 Jahren) wurden aufgenommen und genauer untersucht. Die Teilnehmer erhielten täglich das Mittel. Die Dosierung wurde alle zwei Wochen, je nach Blutplättchenzahl, angepasst bis zu einer maximalen Dosis von 300 mg pro Tag. Ob die Patienten auf die Behandlung ansprachen, wurde anhand der Zahl der Blutplättchen ermittelt. Als komplettes Ansprechen galt, wenn die Plättchenzahl einen Richtwert für mindestens 4 Wochen erreichte. Gutes Ansprechen bedeutete einen etwas weniger hohen Wert, der aber für eine längere Zeit (mind. 2 Monate) gehalten werden musste.
Therapie bei chronisch lymphatischer Leukämie und niedriger Blutplättchenzahl
11 Patienten litten unter einer Immunthrombozytopenie (ITP-Gruppe) als Komplikation der CLL. Bei 13 Patienten war die Thrombozytopenie dagegen eine Folge der Knochenmarksinfiltration durch die CLL.
Insgesamt sprachen 13 Patienten (54 %) auf die Patienten an. Davon zeigten 9 ein komplettes Ansprechen mit guter Blutplättchenzahl. Patienten der ITP-Gruppe sprachen zu 82 % auf die Therapie an. Bei den Patienten, die infolge der Knochenmarksinfiltration unter dem Blutplättchenmangel litten, war das Medikament nur bei 31 % wirksam. Die Patienten, die auf die Behandlung ansprachen, erhielten Eltrombopag für durchschnittlich 5,8 Monate (zwischen 2,8 und 21 Monaten). Abschließende Dosierungen waren 75 mg (10 Patienten), 150 mg (2 Patienten), 225 mg (2 Patienten) und 300 mg (10 Patienten). In beiden Gruppen (ITP und Knochenmarksinfiltration) entwickelte je ein Patient eine schwerere Nebenwirkung der Behandlung (starke Erhöhung der Leberenzyme Transaminasen) mit der höchsten Dosierung. Ein Patient entwickelte eine Thrombose mit Lungenbeteiligung.
Kritischer Unterschied für die Wirksamkeit: Autoimmunangriff oder Knochenmarksinfiltration?
Die Untersuchung demonstrierte damit die Wirksamkeit von Eltrombopag bei Patienten mit Immunthrombozytopenie im Rahmen einer chronisch lymphatischen Leukämie. Die Ansprechrate von 82 % bei Patienten, die auf vorherige Behandlungen nicht ausreichend ansprachen, ist vielversprechend und ähnelt dem, was bei Patienten mit chronischer ITP (unabhängig von einer CLL) gesehen wird. Die Unterschiede der Wirksamkeit zwischen den hier untersuchten Patientengruppen deuten darauf, dass das Medikament besonders für die immunologisch bedingte Problematik effektiv zu sein scheint und entsprechend für die bestmögliche Therapie einer Thrombozytopenie die Diagnose besonders sorgfältig gestellt werden muss.
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