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Rostocker Gewebemediziner mit zehn Prozent Plus und erstmals über 1.000 Gewebespenden

Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus verhinderte weiterhin viele Spenden

Auch im dritten Pandemiejahr konnte die 2015 in Rostock gegründete gemeinnützige Gesellschaft für Transplantationsmedizin Mecklenburg-Vorpommern (GTM-V gGmbH) eine Vielzahl an Gewebespenden realisieren und gemeinsam mit den kooperierenden Gewebebanken Patienten bundesweit mit Transplantaten versorgen.

Als größte Gewebeentnahmeeinrichtung in Mecklenburg-Vorpommern wurden in diesem Jahr insgesamt 5.679 (2021: 4.855) Spendermeldungen aus 19 Krankenhäusern in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen aufgenommen und 1.030 Gewebeentnahmen (2021: 931) durchgeführt. So viele wie nie zuvor. Dabei wurden auch 2022 viele Gewebeentnahmen durch coronabedingte Ausschlusskriterien ausgebremst.

„Durch das wachsende Netzwerk der GTM-V konnten auch im Jahr 2022 nochmals mehr Spenden gewonnen und eine gleichbleibende Qualität der Gewebepräparate gewährleistet werden“, erklärten die beiden Geschäftsführer Dr. Axel Manecke und Dr. Frank-Peter Nitschke. „Alle Gewebespender der GTM-V werden auf mögliche Kontakte zu Corona infizierten Patienten bzw. Symptomen einer Infektion geprüft. Bei SARS-CoV-2 positiv getesteten potenziellen Spendern konnte keine Spende durchgeführt werden. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl an Ausschlussdiagnosen durch die Pandemie jedoch auf 19 Prozent (1.083) gesunken (2021: 27 %). Normal wären etwa 15 Prozent. Somit konnten ca. 200 Gewebeentnahmen nicht durchgeführt werden.“

Steigerung der Augenhornhauttransplantationen um ca. 20 Prozent

Nach Prüfung medizinischer Ausschlussgründe, der gesetzlicher Grundlagen für ein Aufklärungsgespräch und logistischer Gründe führten die Mitarbeiter der GTM-V bei ca. 2.840 möglichen Spendern Gespräche mit den Angehörigen. In 40 Prozent aller Gespräche wurde nach entsprechender Aufklärung der Angehörigen bzw. Bevollmächtigten eine Zustimmung zur Gewebeentnahme gegeben.

Im Rahmen der 1.030 Gewebeentnahmen wurden 2022 insgesamt über 5.975 Gewebepräparate (2021: 5.434) entnommen und aufbereitet. Der größte Teil der Gewebeentnahmen betrifft Augenhornhäute (2022: 2.040/2021: 1.820) und Präparate wie Knochen, Sehnen, Haut und Faszien sowie Herzklappen. Durchschnittlich wurden pro Spende etwa fünf Gewebe entnommen. Der jüngste Spender war 31 Jahre und der älteste 91. Das Durchschnittsalter der Spender betrug 78,3 Jahre. Altersgrenzen für eine Gewebespende existieren nicht. Gewebespenden sind bis in das hohe Alter, auch über 100 Jahre, möglich.

Als einen der größten Erfolge der vergangenen Jahre sehen die beiden Transplantationsärzte den Abbau der Wartelisten auf ein Gewebetransplantat. „Über 95 Prozent aller Anforderungen für Augenhornhauttransplantate unserer Kooperationskliniken wurden bundesweit zum avisierten Operationstermin mit einem qualitativ hochwertigen Transplantat aus Rostock versorgt. Das betraf in diesem Jahr rund 1.400 Patienten“, so Andreas Knipper von der Gewebebank Mecklenburg-Vorpommern (GBM-V).

„Die letzten drei Jahre haben allen Menschen viel abgefordert. Umso mehr sind wir denjenigen, die sich zu Lebzeiten mit dem Thema Organ- und Gewebespende auseinandergesetzt oder in einer schwierigen Situation über das Thema nachgedacht haben, sehr dankbar für ihre Entscheidung. Auch danken wir allen Netzwerkpartnern in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen, die trotz der enormen Zusatzbelastungen durch die Coronapandemie die Gewebemedizin aktiv unterstützten. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Krankenhäuser und der Hausarzt- und Facharztpraxen konnten wir somit zur gewebemedizinischer Versorgungssicherheit in Deutschland beitragen“, so Nitschke und Manecke.
Das Netzwerk der Gewebemedizin werde auch im neuen Jahr weiter ausgebaut, kündigten die Transplantationsmediziner an. „Noch immer können Patienten nicht ad hoc mit einem Transplantat versorgt werden. Das wollen wir ändern.“

Hintergrund GTM-V

Seit sieben Jahren realisiert die Gesellschaft für Transplantationsmedizin MV (GTM-V gGmbH) in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Gewebebank MV (GBM-V) im Biomedizinischen Forschungszentrum (BMFZ) in Rostock eine bundesweite Grundversorgung mit Gewebetransplantaten. Die GTM-V führt die Entnahmen von Geweben nach standardisierten Entnahmetechniken mit eigenem qualifiziertem Personal selbstständig durch. Die GTM-V gGmbH mit 18 festen und 33 freien Mitarbeitern arbeitet gemeinnützig. Gemäß Satzung wird die Arbeit der GTM-V von einem Fachbeirat kritisch begleitet und kontrolliert. Weitere Informationen unter http://www.gtm-v.de

Hintergrund Gewebemedizin

Die Gewebemedizin bleibt ein sich rasant entwickelnder Bereich der Transplantationsmedizin. In Deutschland liegt die Zahl der transplantierten Gewebe jährlich bei mehr als 55.000 (*3. Bericht der Bundesregierung 2018).
Neben der Transplantation von Knochenmaterial gehört der Austausch von Augenhornhäuten mit über 9.000 Transplantationen pro Jahr zu den häufigsten Operationen in Deutschland. Obwohl sich die Versorgungslage verbessert hat, warten über 10.000 Patienten in Deutschland auf ein Gewebetransplantat.

*Dritter Bericht der Bundesregierung über die Situation der Versorgung der Bevölkerung mit Gewebe und Gewebezubereitungen
https://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/056/1905675.pdf

 

GTM-V – Gesellschaft für Transplantationsmedizin Mecklenburg-Vorpommern gGmbH

http://www.gtm-v.de

http://www.facebook.com/Gesellschaftfuertransplantationsmedizin