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Demenz / Alzheimer
Ob Auslöser, Begleiterkrankung oder Symptom einer Demenz: Mundhygiene und Vorbeugung von Parodontitis sind essenziell
Original Titel:
Association Between Periodontitis and Cognitive Impairment in Adults: A Systematic Review
DGP – Stehen Parodontitis und leichte Beeinträchtigung der Denkleistung oder eine Demenz in Zusammenhang? Forscher fanden in ihrer systematischen Recherche und Analyse, dass Menschen mit Parodontitis mit höherer Wahrscheinlichkeit Einschränkungen der Denkleistung erleiden als Menschen ohne Entzündungen des Zahnhalteapparats. Neben weiterem Forschungsbedarf sind demnach besonders gute zahnärztliche Vorsorge und gute Mundhygiene von großer Bedeutung.
Parodontitis ist eine entzündliche Erkrankung, die das sogenannte Parodontium angreift: damit ist das Zahnstützgerüst, auch Zahnhalteapparat genannt, gemeint. Dazu gehören beispielsweise Zahnfleisch und Zahnwurzel. Entsprechend ist die mögliche Folge die Lockerung der Zähne. Verursacher der Erkrankung sind in erster Linie Bakterien, die in Ablagerungen an den Zähnen sitzen.
Diese Entzündung im Mund kann aber auch weitreichend im Körper Schaden anrichten, fanden inzwischen verschiedene Untersuchungen. So wurde berichtet, die dauerhaften Entzündungsprozesse würden auch im gesamten Körper entzündliche Prozesse fördern. So könnte die Entzündung im Mund auch schließlich zur Entzündung im Nervensystem beitragen und beispielsweise im fortgeschrittenen Alter Demenzerkrankungen begünstigen oder eventuell auslösen. Ob es einen solchen Zusammenhang zwischen Parodontitis und leichter Beeinträchtigung der Denkleistung oder einer Demenz gibt, untersuchten Forscher nun mit einer systematischen Durchsicht der Forschungsliteratur zu dieser Frage und einer zusammenfassenden Analyse der Ergebnisse.
Gibt es einen belegbaren Zusammenhang zwischen Parodontitis und Einbußen der Denkleistung?
Dazu durchsuchten die Experten die medizinwissenschaftlichen Datenbanken PubMed, Scopus, Web of Science, Cochrane Library, LILACS, OpenGrey und Google Scholar Ende 2018 nach Untersuchungen, in denen die Denkleistung erwachsener Teilnehmer mit Parodontitis und ohne (Kontrollgruppe) untersucht wurde. Die Suche ergab 509 Veröffentlichungen. Nach Ausschluss von Duplikaten (mehrfach gefundenen Publikationen) und Untersuchungen, die ohne Kontrollgruppe, also nur mit erkrankten Personen durchgeführt worden waren, blieben acht Observationsstudien (d. h. rein beobachtende Studien ohne Behandlung).
Systematische Analyse der bisherigen Forschung
In der Mehrzahl der Untersuchungen wurden Erwachsene ab 50 Jahren untersucht. Lediglich eine Studie hatte auch Teilnehmer ab 20 Jahren aufgenommen. Ob eine Parodontitis vorlag, wurde mit Tiefenmessungen (mm) und/oder durch Untersuchung des Zahnhalts ermittelt (drei Studien). Drei Untersuchungen nutzten stattdessen internationale klinische Kriterien zur Diagnosestellung (ICD-9-CM). Eine Untersuchung ermittelte dagegen Laborwerte wie etwa Antikörper gegen das Bakterium Porphyromonas gingivalis (P. gingivalis). Auch in der Untersuchung der Denkleistung unterschieden sich die Studien: neben dem Mini-Mentalstatustests (MMST) und weiteren Gedächtnistests wurden die Wechsler-Intelligenzskala für Erwachsene und ein Test eingesetzt, in dem Zahlen aktiv vertauscht werden müssen.
Trotz dieser Differenzen: Im Ergebnis waren sich alle Arbeiten einig. Sie fanden einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und Einbußen in der Denkleistung, sogenannte kognitive Beeinträchtigungen. Teilnehmer mit Parodontitis hatten demnach eine höhere Wahrscheinlichkeit, unter einem Abbau der Denkleistung zu leiden, als Teilnehmer, deren Mundraum nicht solche Entzündungsherde aufwies. Die Recherche ergab zwar kleinere Probleme der einzelnen Studien, fand aber alle vertrauenswürdig mit nur geringem Risiko für eine Datenverzerrung.
Menschen mit Parodontitis erleiden mit höherer Wahrscheinlichkeit Einschränkungen der Denkleistung
Wie kann man ein solches Ergebnis verstehen? Die Experten erklären, dass mehrere mögliche Wege denkbar sind, wie eine Entzündung im Mundraum das Gehirn beeinflussen könnte – ob direkt, etwa bakteriell, durch den Blutkreislauf, indirekt über Entzündungsmarker oder auf anderem Wege. Mit zunehmenden Demenzsymptomen leiden aber typischerweise auch Hygiene und Selbstpflege. Problematisch könnte in diesem Zusammenhang auch eine zunehmende Mundtrockenheit im Alter sein. Es ist also auch nicht auszuschließen, dass die Entzündung letztlich nur ein Symptom oder eine Folge einer Demenzerkrankung ist – und nicht einer der Auslöser.
Ob Auslöser, Begleiterkrankung oder Symptom: Mundhygiene und Vorbeugung sind essenziell
Grundlegend scheint der Zusammenhang zwischen Beeinträchtigung der Denkleistung und Entzündungen des Zahnhalteapparats außer Frage zu sein. Entsprechend gibt es, neben weiterem Forschungsbedarf, zwei wichtige Punkte für Betroffene: gute zahnärztliche Vorsorge und gute Mundhygiene. Bei Mundtrockenheit, durch die der Mundraum stärker anfällig für Infekte werden kann, ist auch der Zahnarzt ein guter Ansprechpartner für Einschätzung und praktische Ratschläge.
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