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Ketamin stärker antidepressiv bei Patienten mit Schmerzen

Original Titel:
Pre-treatment Pain Symptoms Influence Antidepressant Response to Ketamine in Depressive Patients

Kurz & fundiert

  • Schmerz und Depression: Wechselwirkung bei der Ketamin-Behandlung?
  • Gruppierung von Patienten nach Schmerzschwere vor Ketamin-Infusionen
  • 104 Patienten mit unipolarer oder bipolarer Depression
  • 48,8 % mit begleitenden Schmerzen
  • Größere antidepressive Wirkung bei Patienten mit zuvor stärkeren Schmerzen

 

DGP – Ketamin spielt besonders bei therapieresistenter Depression und Suizidalität eine wichtige Rolle, hat aber auch stark schmerzlindernde Effekte. In einer offenen Studie mit 104 Patienten zeigte sich, dass Ketamin-Infusionen bei Patienten mit zuvor stärkeren Schmerzen größere antidepressive Wirkung zeigten als bei Patienten mit milden oder ohne Schmerzen. Depressions-begleitende Schmerzen könnten somit ein weiteres relevantes Anwendungsgebiet für Ketamin sein.


Schmerz ist ein häufiger Begleiter der Depression. Ketamin hat sowohl schmerzlindernde (analgesische) als auch antidepressive Effekte und könnte somit besonders zur Behandlung von Depression mit begleitenden Schmerzen hilfreich sein. Bislang wurde der Einfluss von Schmerzsymptomen auf die antidepressive Wirkung von Ketamininfusionen kaum untersucht. Dies war zentrales Thema der vorliegenden Studie.

Schmerz und Depression: Kann Ketamin beide lindern?

Patienten mit Depression (unipolar oder bipolar) nahmen im Rahmen ihrer Ketaminbehandlung an der offenen Studie (Open-Label) teil. Der Schweregrad der Depression wurde mit Hilfe der Montgomery-Åsberg Depression Rating Scale (MADRS) vor Behandlung, am nächsten Morgen nach jeder Infusion sowie 2 Wochen (Tag 26) nach der letzten Infusion ermittelt. Schmerzsymptome wurden zu Beginn mit Hilfe des McGill Pain Questionnaire (SF-MPQ) erfasst. Patienten wurden nach Schweregrad der Schmerzen in Analyse-Gruppen eingeteilt.

Gruppierung von Patienten nach Schmerzschwere vor Ketamin-Infusionen

104 Personen mit unipolarer oder bipolarer Depression erhielten jeweils 6 intravenöse Infusionen mit Ketamin. Die Prävalenz von Schmerzen begleitend zur depressiven Symptomatik lag bei 48,8 %. Schmerzsymptome vor Behandlungsbeginn beeinflussten das antidepressive Ansprechen auf die Ketaminbehandlung ab Beginn zu allen Infusionsterminen bis Tag 26 (alle p < 0,05). Die Analyse legt nahe, dass alle Patienten, Gruppen-unabhängig, eine signifikante symptomatische Verbesserung nach den Ketamininfusionen erlebten (alle p < 0,05). Patienten mit schweren Schmerzen zeigten größere Verbesserungen der depressiven Symptome als Patienten mit milden Schmerzen oder schmerzfreie Patienten (alle p < 0,05).

Größere antidepressive Wirkung bei Patienten mit zuvor stärkeren Schmerzen

Eine signifikante und rasche Verbesserung depressiver Symptome wurde infolge von Ketamin-Infusionen besonders bei solchen Patienten mit Depression beobachtet, die zuvor unter stärkeren Schmerzen litten. Die analgesischen Effekte von Ketamin könnten somit einen wichtigen Aspekt der antidepressiven Wirkung darstellen. Die offene Studie zeigt somit auf, dass Ketamin ganz besonders für Patienten mit Depressions-begleitenden Schmerzen eine vielversprechende Chance darstellen könnte.

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