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96 Herztransplantationen in 2022
So viele Herzen wurden zuletzt vor 30 Jahren am Herz- und Diabeteszentrum NRW transplantiert. Aber: Bundesweit sinkt die Zahl der gespendeten Organe.
Mit 96 Herztransplantationen im vergangenen Jahr und mehr als 2.700 transplantierten Herzen seit 1989 ist das Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, nach wie vor das größte Herztransplantationszentrum in Deutschland.
„Zu den Besonderheiten im vergangenen Jahr zählten auch acht Kinderherz-transplantationen“, berichtet Prof. Dr. Jan Gummert, Ärztlicher Direktor am HDZ NRW und Direktor der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie, in der 88 Erwachsene ein neues Herz erhalten haben. Zu den beeindruckenden Ereignissen am Kinderherzzentrum zählten zwei erstmalige Transplantationen trotz unterschiedlicher Blutgruppe sowie eine sehr seltene Herztransplantation eines wenige Monate alten Kindes, die Prof. Univ. Dr. Eugen Sandica, Direktor der Kinderherzchirurgie, mit seinem erfahrenen Team durchführte.
358 Herztransplantationen sind im vergangenen Jahr in Deutschland durchgeführt worden. „Doch aktuell warten allein in Bad Oeynhausen mehr als 100 Patientinnen und Patienten auf ein Spenderherz“, sagt Professor Gummert. Deutschlandweit sind es mehr als 700 Menschen, die dringend ein neues Herz benötigen. Dass die Zahl der zur Verfügung stehenden Spenderherzen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sei, ist allerdings nicht auf eine Zunahme der Spendebereitschaft zurückzuführen. „Der prozentuale Anteil der gespendeten Herzen in Deutschland kann variieren. Denn nur etwa ein Drittel der Herzen Verstorbener ist als Spenderorgan geeignet.“ Die Organspendezahlen insgesamt sind rückläufig und durchschnittlich sogar um 6,9 Prozent gesunken.
„Es ist nicht hinzunehmen, dass Deutschland nach wie vor auf Spenderorgane aus anderen Ländern angewiesen ist, um schwer herzkranken Menschen die lebensrettende Therapie anbieten zu können“, betont Professor Gummert, der sich in Fachgesellschaften, Medien und bei Entscheidungsträgern für eine erneute Diskussion um die Einführung einer Widerspruchslösung einsetzt, um die Zahl der Organspenden zu erhöhen. „In 20 anderen europäischen Ländern hat man sich längst dafür ausgesprochen.“ Aber es gebe noch einen weiteren Grund dafür, warum die Transplantationszahlen in anderen Ländern höher sind: „In Ländern wie Österreich, Belgien oder den Niederlanden dürfen auch nach einem Herztod Organe entnommen und transplantiert werden. In Deutschland ist das nur bei einem Hirntod zulässig.“ Das führe in der Praxis zunehmend zu Problemen bei der internationalen Zusammenarbeit bei Eurotransplant. Sowohl auf wissenschaftlicher als auch auf politischer Ebene sei in Deutschland zu diesem Thema noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.
Zehn Jahre nach einer Herztransplantation im Herz- und Diabeteszentrum NRW leben heute mehr als 60 Prozent der Patienten mit akzeptabler Lebensqualität. Organtransplantierte sind auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten angewiesen, die eine Abstoßung des Spenderherzens verhindern. „Eine sorgfältige Vorbereitung und ein spezielles, von erfahrenen Transplantationsmedizinern geführtes Nachsorgeprogramm sind besonders wichtig,“ betont Prof. Jan Gummert. „Einerseits muss die Wartezeit auf das Spenderherz sicher überbrückt werden, andererseits ist das Risiko einer Abstoßung so gering wie möglich zu halten.“ Hinzu komme eine komplexe Betreuung und Schulung durch Psychologen und Transplantationsberater. Grundsätzlich empfehle sich die Versorgung in ausgewiesenen, auf die Transplantation und den Einsatz mechanischer Kreislaufunterstützungssysteme ausgerichteten Herzzentren.
Quellen: DSO, Eurotransplant, HDZ NRW