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Muskelstimulation, Protein und Physiotherapie gegen Sarkopenie bei Intensivpatienten
Original Titel:
Combining exercise, protein supplementation and electric stimulation to mitigate muscle wasting and improve outcomes for survivors of critical illness-The ExPrES study
- Intensivpatienten bestmöglich behandeln – wie kann Sarkopenie verhindert werden?
- Neuromuskuläre elektrische Stimulation, hohe Protein-Supplementierung, Physiotherapie (NMES+HPRO+PT)
- 16 Personen zusätzliche Behandlung, 23 Personen Standardpflege
- Weniger Muskelmasse-Verlust und Delirium mit NMES+HPRO+PT
- Verbesserte Stickstoffbilanz, d. h. mehr Muskelaufbau statt -abbau in der Behandlungsgruppe
DGP – Eine typische Folge einer schweren Erkrankung mit lange im Bett verbrachter Zeit ist Muskelverlust (Sarkopenie). Die Kombination von Physiotherapie, neuromuskulärer Elektrostimulation und stark proteinhaltiger Nahrungsergänzung begleitend zur Standard-Intensivpflege konnte schwer erkrankten Patienten helfen, weniger Muskelmasse zu verlieren und seltener ein Delirium zu erleiden, zeigte eine randomisiert-kontrollierte Studie mit 39 Intensivpatienten.
Eine typische Folge einer schweren Erkrankung mit lange im Bett verbrachter Zeit ist Muskelverlust (Sarkopenie). Dies lässt sich auch anhand des Laborwerts der Stickstoffbilanz erfassen: Werden mehr Verbindungen mit Stickstoff (vor allem Proteine) in der Muskulatur abgebaut (kataboler Stoffwechsel) statt aufgebaut (anaboler Stoffwechsel), sieht man dies an einer negativen Stickstoffbilanz. Neuromuskuläre elektrische Stimulation (NMES) kann auch passive Muskel trainieren und bietet sich so zur Unterstützung in der Intensivpflege an. Auch zusätzliche Protein-Gaben können einen Beitrag zum Erhalt von Muskelmasse und -funktion bieten.
Intensivpatienten bestmöglich behandeln – wie kann Sarkopenie verhindert werden?
Wissenschaftler untersuchten, ob die Kombination von NMES, Protein-Supplementierung und Rehabilitationstraining für Mobilität und Kraft der Gliedmaße schon in der Intensivstation eine messbare Verbesserung der Intensivpflege bieten könnten.
Die Patienten wurden zufällig der Behandlungs- oder der Standardgruppe (Kontrolle) zugeteilt. Über 14 Tage erhielt die Standardgruppe die übliche Intensivpflege und Rehabilitationsmaßnahmen, während die Behandlungs-gruppe darüber hinaus zweimal täglich über 10 Tage für je 30 min eine neuromuskuläre elektrische Stimulation (NMES) des Quadriceps und Dorsiflexors erhielt sowie eine Protein-Supplementierung (HPRO, zusätzlich 1,3 +/- 0,4 g/kg Körpergewicht). Nicht-ansprechbare Patienten erhielten passive Übungen und wurden, sobald sie ansprechbar waren, dazu ermutigt, die Übungen selbständig durchzuführen. Die Wirksamkeit einer kombinierten Behandlung mit Muskelstimulation, hoher Proteinzufuhr und Physiotherapie (PT) wurde mittels computertomographischer Messung von Muskelvolumen und -querschnittsfläche analysiert. Darüber hinaus betrachteten die Autoren weitere mögliche Effekte, wie den Ernährungsstatus, Stickstoffbilanz, Delirium und die Zahl der Tage mit mechanischer Beatmung.
Neuromuskuläre elektrische Stimulation, hohe Protein-Supplementierung, Mobilisierung, Kraftaufbau
Die Patientengruppe mit NMES+HPRO+PT-Therapie umfasste 16 Personen. 23 Personen erhielten die Standardpflege ohne die hier untersuchte zusätzliche Behandlung. In der NMES+HPRO+PT-Gruppe kam es zu weniger Muskelvolumen-Verlust der untere Extremitäten als in der Kontrollgruppe. Die Behandlungsgruppe wies zudem eine größere mittlere Schenkelquerschnitts-Fläche auf. Die Stickstoffbilanz blieb in der Standardgruppe negativ, die Behandlungsgruppe erreichte hingegen eine positive Stickstoffbilanz an den Tagen 5, 9 und 14. Darüber hinaus kam es in der Standardgruppe häufiger zum Delirium. Die Dauer einer mechanischen Beatmung unterschied sich jedoch nicht signifikant zwischen den Gruppen.
Weniger Muskelabbau, positive Stickstoffbilanz, seltener Delirium
Die Kombination von Physiotherapie, neuromuskulärer Elektrostimulation und stark proteinhaltiger Nahrungsergänzung begleitend zur Standardpflege stellte eine positive Stickstoffbilanz bei kritisch erkrankten Patienten wieder her und resultierte in weniger Delirium bei mechanisch beatmeten Patienten auf der Intensivstation. Mobilitätsübungen und Kraftrehabilitation dämpften zudem den Verlust von Muskelmasse in den unteren Extremitäten.
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