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Erfahrungsschatz der Kinder- und Jugendärzte wichtiger denn je: Diskrepanz zwischen breitem Spektrum und dünner Datenlage bei begleitenden Therapien von Ängsten und Depressionen bei jungen Menschen
Original Titel:
Strategies not accompanied by a mental health professional to address anxiety and depression in children and young people: a scoping review of range and a systematic review of effectiveness
DGP – Ängste und depressive Symptome sind auch bei Kindern und Jugendlichen leider keine Seltenheit – und sollten ernst genommen werden. Aber wie kann man damit sinnvoll umgehen? Es besteht eine große Diskrepanz zwischen einem breiten Spektrum an möglichen Methoden und einer dünnen Datenlage zu ihrer tatsächlichen Wirksamkeit. Zu hoffen ist, dass deutlich mehr in Erforschung und Umsetzung guter, messbar effektiver Methoden investiert wird, die auch jungen und jüngsten Menschen begleitend bei belastenden psychischen Symptomen helfen können.
Ängste und depressive Symptome sind auch bei Kindern und Jugendlichen leider keine Seltenheit – und sollten auch bei jungen Menschen ernst genommen werden. Aber wie kann man damit sinnvoll umgehen? Die ersten Schritte, eine Begleitung erster Symptome, erfolgt typischerweise zu Hause. Erst wenn sich Symptome stärker und häufiger zeigen, wird meist ein Arzt um Rat gebeten. Grundlegend empfiehlt es sich, wenn die Sorgen und Nöte schon zu Behandlungen treiben, immer den Ratschlag des Kinder- und Jugendarztes einzuholen. Denn klar ist: Nicht jede Art von Behandlung ist bei jeder Problematik sinnvoll, und welches Problem genau vorliegt, kann ein Arzt häufig sehr gut herausfinden und mit seinem fachlichen Erfahrungsschatz einordnen. Erste abklärende Gespräche bei einem Therapeuten für junge Menschen sind dann häufig ein guter nächster Schritt – oft erhalten Erziehungsberechtigte dort hilfreiche Tips, mit denen sich viele Probleme gut lösen lassen. Für weitergehende Behandlungen, wie etwa eine Lichttherapie, sollte schon eine klare Diagnose durch den Facharzt stehen, der dann wiederum mit Erfahrung Therapiechancen in der Umgebung vorschlagen kann. Welche begleitenden Methoden Heranwachsenden mit Ängsten und depressiven Symptomen helfen können, wollten Forscher nun mit einer systematischen Übersicht der wissenschaftlichen Erkenntnisse ermitteln.
Welche begleitende Therapie von Ängsten und Depressionen bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wirkt?
Dabei fokussierten sie besonders auf die Ansätze, die ohne betreuende Personen aus den psychischen Gesundheitsberufen durchgeführt wurden, also beispielsweise ohne Psychotherapeuten oder Kinderpsychiater. Die Experten ermittelten eine Vielzahl möglicher Methoden, die bereits in der Forschung untersucht worden waren. Von 132 Behandlungsansätzen waren 103 Methoden speziell auf Kinder oder junge Menschen bis zu einem Alter von 25 Jahren zugeschnitten. Die Art der Behandlungen waren solche mit sozialer Interaktion, Naturerfahrungen, Entspannung, Ablenkung, Sinnesstimulation, körperlicher Aktivität, der Versuch, Wahrnehmungen zu verändern (beispielsweise durch spezielle Computerspiele), sich mit Hobbies zu beschäftigen sowie Selbstexpression, also etwa künstlerisch innere Vorgänge darzustellen. Die Forschung zur Wirksamkeit verschiedener Methoden war weniger ausufernd: 38 Studien beschäftigten sich mit sieben Arten der Intervention. 16 dieser Studien nutzten Prinzipien aus der kognitiven oder Verhaltenstherapie – mit immerhin 15 der Untersuchungen rund um digitale Methoden. Zehn weitere Studien konzentrierten sich auf körperliche Aktivität und Sport, in fünf Untersuchungen wurde Lichttherapie genutzt, drei setzten Nahrungsergänzungen ein, in zwei Arbeiten wurde Massagetherapie getestet und jeweils eine Arbeit untersuchte die Wirkung von Online-Unterstützung durch andere Heranwachsende und durch Kontakt mit einem Hund. Einschränkend war allerdings die Altersgruppe: die meisten Studien wurden mit Heranwachsenden und jungen Erwachsenen durchgeführt, nicht mit Kindern.
Vielseitige Möglichkeiten, unklare Situation durch schwache Datenlage
Zu den meisten Ansätzen fanden sich nur geringe Hinweise auf Wirksamkeit. Die Daten deuteten auf eine mögliche Wirksamkeit von Lichttherapie für depressive Symptome, die besonders saisonal auftreten. Gemischt war das Ergebnis dagegen bei computer-basierter kognitiver Verhaltenstherapie: Diese schien nach dem Fazit mancher Studien hilfreich bei Depression oder Ängsten zu sein, andere Studien fanden dagegen keine klaren Effekte. Ebenso war auch der Effekt von Sport auf Depressionen in der bisherigen Forschung nicht eindeutig. Ineffektiv waren offenbar digitale Methoden, die Ängste mittels Veränderung der Aufmerksamkeit zu behandeln versuchen. Alle weiteren Studien boten zu geringe Sicherheit, um auf die Wirksamkeit der jeweils untersuchten Methoden schließen zu können.
Fazit: Erfahrung behandelnder Ärzte trumpft
Es gibt also eine große Diskrepanz zwischen dem sehr breiten Spektrum an möglichen Methoden und Angeboten, und der dünnen Datenlage zu ihrer tatsächlichen Wirksamkeit. Zu hoffen ist, dass deutlich mehr in Erforschung und Umsetzung guter, messbar effektiver Methoden investiert wird, die auch jungen und jüngsten Menschen begleitend bei belastenden psychischen Symptomen helfen können. Derzeit liegt der Schwerpunkt demnach weiterhin vor allem auf dem Erfahrungsschatz der betreuenden Ärzte, die die Wirksamkeit verschiedener Methoden in ihrer Praxis erleben.
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