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Entzugssymptome bei Abbruch einer Antipsychotika-Therapie – Systematische Recherche und Meta-Analyse
Original Titel:
Antipsychotic Withdrawal Symptoms: A Systematic Review and Meta-Analysis
- Wie häufig treten Entzugssymptome bei Therapieabbruch mit Antipsychotika auf?
- Systematische Recherche und Meta-Analyse
- 5 Studien mit insgesamt 261 Patienten
- NNH: 3 Behandlungsabbrüche für einen weiteren Fall von Entzugssymptomen
DGP – Forscher führten einen systematischen Review mit Meta-Analyse zum Auftreten von Entzugssymptomen bei Abbruch einer Behandlung mit Antipsychotika auf. 5 Studien mit insgesamt 261 Patienten konnten abschließend analysiert werden. Entzugssymptome schienen demnach häufig nach abruptem Behandlungsabbruch mit einem oralen Antipsychotikum aufzutreten.
Entzugssymptome nach Beendigung einer antipsychotischen Behandlung bemüht man sich möglichst zu vermeiden – sie sind ein wichtiger Aspekt bei der Planung der Therapie. Forscher führten nun einen systematischen Review mit Meta-Analyse zum Auftreten von Entzugssymptomen bei Abbruch einer Behandlung mit Antipsychotika auf.
Wie häufig treten Entzugssymptome bei Therapieabbruch mit Antipsychotika auf?
Die medizin-wissenschaftlichen Datenbanken CENTRAL, Pubmed und EMBASE wurden nach Studien bis Oktober 2019 durchsucht. Von den 18 043 erfassten Studien wurden kontrollierte Studien und Kohortenstudien zu Entzugssymptomen nach oraler Antipsychotikatherapie analysiert, wenn der Abbruch mit Hilfe einer Placebo-Substitution erfolgte, also das Medikament durch ein Scheinmedikament ersetzt wurde. Analysiert wurde der Anteil von Menschen mit Entzugssymptomen. Die Forscher bestimmten die Odds Ratio für solche Symptome im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, also wie wahrscheinlich es war, Entzugssymptome zu entwickeln, und die number-needed-to-harm (NNH), also die Anzahl von Patienten, die die Behandlung abbrechen müssten, um einen weiteren Fall von Entzugssymptomen zu erhalten, im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Systematische Recherche und Meta-Analyse
5 Studien mit insgesamt 261 Patienten konnten abschließend analysiert werden. Der Anteil der Patienten mit Entzugssymptomen nach Abbruch der Antipsychotikabehandlung betrug 0,53 (95 % Konfidenzintervall CI: 0,37 – 0,70; I2 = 82,98 %, p < 0,01). Aus den Daten wurde eine Odds Ratio von 7,97 (95 % CI: 2,39 – 26,58; I2 = 82,7 %, p = 0,003) und die NNH von 3 berechnet. Für einen weiteren Fall von Entzugssymptomen waren also 3 Behandlungsabbrüche im Vergleich zur Kontrollgruppe nötig, das Risiko für Entzugssymptome war achtfach höher als in der Kontrollgruppe.
NNH: 3 Behandlungsabbrüche für einen weiteren Fall von Entzugssymptomen
Entzugssymptome schienen demnach häufig nach abruptem Behandlungsabbruch mit einem oralen Antipsychotikum aufzutreten. Der Therapieabbruch sollte demnach offenbar unter ärztlicher Aufsicht und nur schrittweise erfolgen. Der Mangel an randomisiert-kontrollierten Studien mit niedrigem Bias-Risiko zeigt allerdings den Bedarf an weiterer Forschung auf.
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