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Trastuzumab und Pertuzumab mit und ohne Paclitaxel zeigen gute Ergebnisse bei HER2-positivem, HR-negativem, frühem Brustkrebs
Original Titel:
De-escalated neoadjuvant pertuzumab plus trastuzumab therapy with or without weekly paclitaxel in HER2-positive, hormone receptor-negative, early breast cancer (WSG-ADAPT-HER2+/HR): survival outcomes from a multicentre, open-label, randomised, phase 2 trial
- Deeskalation der Brustkrebstherapie möglich?
- Genügt Behandlung mit Antikörpern, aber ohne Zytostatikum (Paclitaxel)?
- Phase-II-Studie: Pertuzumab mit Trastuzumab mit und ohne Paclitaxel bei HER2-positivem, HR-negativem, frühem Brustkrebs
- Keine signifikanten Unterschiede bei Überlebensraten mit und ohne Paclitaxel
- Pathologische Komplettremission mit längerem krankheitsfreiem Überleben assoziiert
DGP – In einer Phase-II-Studie wurden zwei neoadjuvante Deeskalationstherapien bei HER2-positivem, HR-negativem, frühem Brustkrebs verglichen. Die Teilnehmerinnen erhielten Trastuzumab und Pertuzumab mit und ohne Paclitaxel. Die Studie zeigte keine signifikanten Unterschiede bezüglich der ermittelten Überlebensraten zwischen den beiden Herangehensweisen. Es konnte zudem gezeigt werden, dass pathologische Komplettremission mit einem längeren krankheitsfreien Überleben assoziiert war.
In der Medizin bedeutet eine Therapieeskalation, dass man auf eine aggressivere, potentiell wirksamere Therapie umlenkt, die allerdings auch ein höheres Risiko für unerwünschte Ereignisse aufweist. Bei einer Deeskalation wird hingegen die Intensität oder der Umfang einer Therapie reduziert. Bei der Brustkrebstherapie kann dies z. B. bedeuten, die Dosis oder Behandlungszeit einer Chemotherapie zu verringern oder Teile der Therapie vollständig durch eine weniger aggressive Behandlung zu ersetzten. In den vergangenen Jahren wurde in zahlreichen Studien untersucht, wie zur Schonung der Patienten und Patientinnen eine Deeskalation erreicht werden kann, ohne dabei die Wirksamkeit der Behandlung zu beeinflussen.
Phase-II-Studie vergleicht zwei neoadjuvante Deeskalationstherapien
In einer Phase-II-Studie wurde das Thema nun weiter untersucht. Hierfür wurde die Behandlung mit Trastuzumab und Pertuzumab mit und ohne Paclitaxel (einem Zytostatikum) verglichen. Bei den Medikamenten Trastuzumab und Pertuzumab handelt es sich um Antikörper, die an den humanen epidermalen Wachstumsrezeptoren 2 (HER2) auf der Zelloberfläche von Tumorzellen binden. Dadurch wird das Tumorwachstum eingeschränkt. Die Medikamente werden deshalb gegen HER2-positiven Brustkrebs eingesetzt. Für die Studie wurden 134 Patientinnen randomisiert aufgeteilt und erhielten für 12 Wochen entweder nur Trastuzumab (8 mg/Kg Initialdosis, dann 6 mg/kg alle drei Wochen) und Pertuzumab (840 mg Initialdosis, dann 420 mg alle drei Wochen) oder Trastuzumab, Pertuzumab und Paclitaxel (80 mg/m2 wöchentlich).
Keine signifikanten Unterschiede bei Überlebensraten
Die Studie ergab keine signifikanten Unterschiede bezüglich der 5-Jahres-Überlebensraten zwischen den beiden Behandlungsansätzen:
- Invasiv-krankheitsfreies Überleben: 98 % mit Paclitaxel versus 87 % ohne Paclitaxel (HR: 0,32; 95 % KI: 0,07 – 1,49; p = 0,15)
- Rezidivfreies Überleben: 98 % mit Paclitaxel versus 89 % ohne Paclitaxel (HR: 0,41; 95 % KI: 0,09 – 1,91; p = 0,25)
- Lokales rezidivfreies Überleben: 100 % mit Paclitaxel versus 95 % ohne Paclitaxel (HR: 0,41; 95 % KI: 0,05 – 3,75; p = 0,43)
- Fernmetastasenfreies Überleben 98 % mit Paclitaxel versus 92 % ohne Paclitaxel (HR: 0,35; 95 % KI: 0,04 – 3,12; p = 0,36)
- Gesamtüberleben: 98 % mit Paclitaxel versus 94 % ohne Paclitaxel (HR: 0,41; 95 % KI: 0,05 – 3,63; p = 0,43)
Pathologische Komplettremission mit besseren Ergebnissen bei krankheitsfreiem Überleben assoziiert
In Studien wird häufig zunächst die pathologische Komplettremission (kein Nachweis von Tumorzellen in Gewebeproben) als sogenannter Surrogatendpunkt gewählt. Dabei handelt es sich um einen Endpunkt, der sich vergleichsweise schnell bestimmen lässt, wenn andere Endpunkte (z. B. Überlebensraten) erst nach einiger Zeit ermittelt werden können. In der Studie wurde auch untersucht, ob die pathologische Komplettremission auch tatsächlich mit dem krankheitsfreien Überleben assoziiert ist. Es wurden signifikant bessere Ergebnisse für das krankheitsfreie Überleben bei einer pathologischen Komplettremission festgestellt (HR: 0,14; 95% KI: 0,03 – 0,64; p = 0,011).
Die Autoren schlussfolgerten, dass durch beide Behandlungsansätze gute Überlebensraten erreicht werden konnten. Hierbei sei kein Einfluss auf die Überlebensraten durch den Verzicht auf Chemotherapie festgestellt worden.
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