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Gestrinon bei Endometriose: Wenig Evidenz, eventuell Vor- und Nachteile
Original Titel:
Evaluation of safety and effectiveness of gestrinone in the treatment of endometriosis: a systematic review and meta-analysis
- Wie effektiv und sicher ist Gestrinon bei Endometriose?
- Systematischer Review und Metaanalyse über 16 Studien und 1 286 Frauen
- Behandlungen über 6 Monate, Vergleichsmedikationen oder Placebo
- Sehr niedrige Qualität der Evidenz, unzureichende Datenlage
- Tendenziell Wirksamkeitsvorteile speziell gegenüber Danazol
- Höheres Risiko für Akne und Sebhorrö
DGP – Ein systematischer Review über 16 Studien mit 1 286 Teilnehmerinnen evaluierte Sicherheit und Wirksamkeit von Gestrinon zu Behandlung der Endometriose im Vergleich zu anderen Wirkstoffen oder Placebo. Die Datenlage war unzureichend für ein klares Fazit, so die Autoren, jedoch gab es Hinweise auf Behandlungsvorteile versus Danazol und ein höheres Risiko u. a. für Akne mit Gestrinon.
Endometriose ist eine häufige chronische gynäkologische Erkrankung, die sich dadurch definiert, dass sich endometriale Drüsen und Gewebe außerhalb des Uterus ansiedeln. Die Erkrankung geht unter anderem häufig mit starken Schmerzen einher, die auch unabhängig von der Menstruation auftreten können. Darüber hinaus kann sie zu Unfruchtbarkeit führen. Gestrinon ist ein Antiöstrogen, das eine endometriale Atrophie und/oder Amenorrhoe (Ausbleiben der Menstruation) induzieren kann, also auch zu einer Rückbildung von Endometriose-Herden beitragen kann. Ziel des vorliegenden systematischen Reviews ist es, die Sicherheit und Wirksamkeit von Gestrinon zu Behandlung der Endometriose zu evaluieren.
Systematischer Review: Wie effektiv ist Gestrinon zur Endometriosetherapie?
Die Wissenschaftler führten eine systematische Recherche in den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken PubMed, MEDLINE (ovid), Embase, Cochrane CENTRAL (clinical trials), Web of Science und Scopus durch. Die hier gewählten primären Endpunkte waren Veränderungen in Dysmenorrhoe (Regelschmerzen) und Schmerzlinderung, auch mit Blick auf Unterleibs-/Beckenschmerz und Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr). Sekundär untersuchten die Autoren hormonelle Parameter, Schwangerschaftsraten und das Auftreten unerwünschter Ereignisse bzw. Nebenwirkungen.
Die Analyse umfasste 16 Studien mit insgesamt 1 286 Frauen. Alle Studien verglichen Gestrinon mit anderen medikamentösen Behandlungen über 6 Monate. Vergleichsbehandlungen in den hier betrachteten Studien waren ein Placebo, Danazol, Mifepriston, Leuprolidacetat oder eine traditionell chinesische Medikation (Quyu Jiedu Recipe). Im Vergleich zu anderen Medikationen reduzierte, so die Analyseergebnisse, Gestrinon Dysmenorrhoe und Unterleibsschmerz und beeinflusste die Morphologie der Ovarien. Es gab mit der Behandlung einen Anstieg der Schwangerschaftsrate. In Bezug auf unerwünschte Ereignisse im Rahmen der Behandlung kam es mit Gestrinon zu ähnlichen Effekten wie mit anderen Behandlungen, das Risiko für Akne und Seborrhoe (Überproduktion von Hautfetten durch Talgdrüsen) war jedoch mit Gestrinon höher als mit den Kontrollbehandlungen. Allerdings, so die Autoren, seien Unterschiede zwischen verschiedenen Behandlungen unklar aufgrund der unzureichenden Datenlage.
Tendenzen zu Wirksamkeitsvorteilen und höherem Akne-Risiko, aber sehr schwache Datenlage
Es liegt demnach nur eine begrenzte Evidenz vor, die nahelegt, dass Gestrinon zur Behandlung von Endometriose sicher ist und manche Vorteile in Bezug auf die Wirksamkeit gegenüber Danazol hat. Haut-Nebenwirkungen wie Akne scheinen jedoch mit Gestrinon häufiger aufzutreten. Ähnliches deutet die dünne Datenlage auch im Vergleich zu anderen therapeutischen Interventionen an. Allerdings sollte dieses Ergebnis mit Vorsicht interpretiert werden, da die Qualität der Evidenz meist sehr niedrig oder unklar ist, schreiben die Autoren. Es besteht somit dringender Forschungsbedarf zu effektiven Wirkstoffen für die Endometriosetherapie.
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