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Depression
Zusammenhang zwischen entzündlichen Darmerkrankungen und Depressionen
Original Titel:
The bidirectional risk of inflammatory bowel disease and anxiety or depression: A systematic review and meta-analysis
- Wie hängen CED und Depressionen/Ängste zusammen?
- Metaanalyse aus Dänemark, 7 Studien mit CED, 2 Studien mit depressiven Probanden
- Risikoerhöhung in beide Richtungen (bidirektionaler Zusammenhang)
- Nach Depression 2-fach erhöhtes Risiko für CED
- Potenzielle Mechanismen: Entzündungsfördernde Zytokine, Veränderungen der Gehirnmorphologie, Vagusnerv, Darmmikrobiom, Genetik
DGP – Ein aktueller Überblicksartikel konnte zeigen, dass Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen im Vergleich zu Personen ohne CED einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, Angstzustände oder Depressionen zu bekommen. Umgekehrt haben depressive Menschen ein erhöhtes Risiko, nach ihrer Depression eine entzündliche Darmerkrankung zu entwickeln.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) sind mit Angstzuständen und Depressionen assoziiert. Ein aktueller Überblicksartikel hat nun das Risiko von Angstzuständen oder Depressionen nach einer CED-Diagnose sowie das CED-Risiko bei Personen mit Angstzuständen oder Depressionen anhand bevölkerungsbasierter Daten evaluiert.
Wie hängen chronische Darmentzündung und Depression zusammen?
Die Wissenschaftler aus Dänemark führten eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken MEDLINE und Embase durch. Eingeschlossen wurden Kohortenstudien, die das Risiko von Angstzuständen oder Depressionen bei Patienten mit CED oder das Risiko von CED bei Patienten mit Angstzuständen oder Depressionen untersuchten. Es wurde eine Metaanalyse durchgeführt, um gepoolte Hazard Ratios (HR) für das Risiko von Angstzuständen und Depressionen bei CED zu berechnen.
Metaanalyse aus Dänemark mit 9 randomisiert-kontrollierten Studien
Insgesamt 9 Studien wurden in die Metaanalyse eingeschlossen, von denen 7 das Auftreten von Angstzuständen oder Depressionen bei insgesamt über 150 000 CED-Patienten untersuchten. Die Metaanalyse zeigte ein erhöhtes Risiko sowohl für Angstzustände (HR; 1,48; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,29 – 1,70) als auch für Depressionen (HR: 1,55; 95 % KI: 1,35 – 1,78) nach der CED-Diagnose. Zwei Studien, in denen mehr als 400 000 Menschen mit Depressionen untersucht wurden, zeigten ein 2-fach erhöhtes Risiko für CED.
CED erhöht Psyche-Risiko um Faktor 1,48 – 1,55, Depression verdoppelt CED-Risiko
Das Leben mit einer chronischen Krankheit kann zur Entwicklung von Angstzuständen und Depressionen führen, zusätzlich könnten auch verschiedene biologische Mechanismen zur Entwicklung von Angstzuständen und Depressionen bei Menschen mit CED beitragen. Durch die bidirektionale Kommunikation über die Darm-Hirn-Achse können Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und des Gehirns interagieren und sich möglicherweise gegenseitig beeinflussen. Folgende Mechanismen/Ursachen werden derzeit in der wissenschaftlichen Literatur diskutiert:
- Anstieg von entzündungsfördernden Zytokine im Gehirn
- Veränderungen der Gehirnmorphologie
- Beeinträchtigte Signalübertragung des Vagusnervs
- Veränderungen im Darmmikrobiom
- Genetik
Bidirektionaler Zusammenhang zwischen CED und Depressionen
Die Ergebnisse der Metaanalyse konnten zeigen, dass Menschen mit CED im Vergleich zu Menschen ohne CED einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, Angstzustände oder Depressionen zu entwickeln. Ebenso haben demnach auch Menschen mit Depression möglicherweise ein erhöhtes Risiko, eine CED zu entwickeln. Der bidirektionale Zusammenhang zwischen CED und Angstzuständen/Depressionen ist klinisch relevant und könnte auf gemeinsame oder voneinander abhängige Krankheitsmechanismen hinweisen, so das Fazit der Autoren, und zu entsprechenden Vorsorgemaßnahmen in beiden Patientengruppen führen.
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