Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen
„Roboter“ ermöglicht präzise Therapie bei behandlungsresistenter Depression
Neue Behandlungseinheit in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg / Patient*innen profitieren von hochpräziser Magnetstimulation
Rund 5,3 Millionen Menschen in Deutschland sind von einer Depression betroffen. Deren Behandlung erfolgt meist psychotherapeutisch und medikamentös. Aber zwischen 20 und 30 Prozent der Betroffenen spricht auf diese Therapie nicht an. Am Universitätsklinikum Freiburg gibt es seit Mitte April eine neue Behandlungseinheit, in der die Patient*innen mittels sogenannter transkranieller Magnetstimulation (TMS) therapiert werden können. Als erste Klinik in Baden-Württemberg setzt das Universitätsklinikum Freiburg dabei einen Roboter der neuesten Generation ein, der die Behandlung dank einer speziellen Navigationstechnik vereinfacht, verkürzt und präziser macht.
„Die Behandlung dauert nur wenige Minuten. Wo zuvor eine Narkose und ein stationärer Aufenthalt notwendig war, können wir den Patient*innen nun eine ambulante Behandlung anbieten“, sagt Prof. Dr. Claus Normann, Leiter der Sektion Psychopharmakotherapie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. Davon profitieren vor allem therapieresistente Patient*innen, also solche, bei denen die therapeutische und medikamentöse Behandlung nicht anschlägt.
Gehirnregionen gezielt aktivieren
Bei der TMS werden Nervenzellen in der Hirnrinde mit elektrischen Impulsen stimuliert. Mit Hilfe einer Magnetspule über dem Kopf wird dabei der präfrontale Kortex, eine Region im Gehirn, die unter anderem mit Aufmerksamkeit, Nachdenken und Planung in Zusammenhang steht, durch den Schädel hindurch (= transkraniell) gereizt. Mittels einer sogenannten Neuronavigation wird ein Roboterarm mit den Magnetspulen millimetergenau gesteuert.
„Durch die gezielte Aktivierung der Gehirnregionen können Symptome wie Antriebslosigkeit, schlechte Stimmung und fehlende Kontrolle negativer Gedanken gemindert werden. Das erhöht die Lebensqualität der Patient*innen und unterstützt die psychotherapeutische Behandlung“, sagt Dr. Stefan Vestring, Funktionsoberarzt in der Stimulations- und Schlaf Unit (SSU) an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. In der ersten Woche nach deren Eröffnung wurden dort bereits 40 Behandlungen durchgeführt.