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Sehverlust gezielt verhindern: Politik muss Früherkennung auf die Agenda setzen

4. Fachtagung „Sehen im Alter“ des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) in Kooperation mit der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (14./15. Juni 2024): „Verständnis verbessern, Versorgung verbessern, Sehen verbessern“

Augenerkrankungen im Alter

Berlin – Gutes Sehen bis ins hohe Alter ist wichtig – zur Wahrnehmung der Umwelt und zur Wahrung der Teilhabe im Alltag, aber beispielsweise auch zur Prävention von Stürzen. Aufgrund der alternden Gesellschaft steigt in Deutschland derzeit die Zahl der von Augenkrankheiten Betroffenen kontinuierlich an. Volkskrankheiten wie der Grüne Star können unbehandelt gar zum Sehverlust oder zur Erblindung führen. Doch bislang gibt es nur vereinzelte Früherkennungsprogramme, von denen die Patientinnen und Patienten häufig noch nicht einmal wissen. Im Vorfeld der Fachtagung „Sehen im Alter“ des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) in Kooperation mit der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen kritisiert ein Experte, dass sich in aktuellen gesundheitspolitischen Maßnahmen weder die besondere Bedeutung des Sehens noch der wachsende Handlungsbedarf aufgrund zunehmender Zahlen von Augenerkrankungen widerspiegele.

Die häufigsten Augenerkrankungen, die mit zunehmendem Lebensalter fast jeden betreffen, sind die Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) und der Graue Star (Katarakt). Beide Erkrankungen führen nicht zu Sehbehinderung oder Blindheit, weil sie mit einer Brille korrigiert beziehungsweise chirurgisch „geheilt“ werden können. Nichtsdestotrotz hat jeder fünfte Mensch in Deutschland trotz Brille oder Kontaktlinsen Probleme mit dem Sehen (1). Gutes Sehen ist jedoch entscheidend, nicht nur für die Wahrnehmung der Umwelt und für die volle gesellschaftliche Teilhabe, sondern beispielsweise auch zur Vermeidung von Stürzen.

Frühe Diagnose verhindert Sehverlust

Für die drei Volkskrankheiten der Augen, die altersabhängige Makula-Degeneration (AMD), Grüner Star (Glaukom) und Netzhauterkrankungen als Folge von Diabetes, gibt es keine Heilung. „Eine rechtzeitige Diagnose und frühe Behandlung können jedoch zur Vermeidung des drohenden Sehverlusts beitragen oder einen solchen zumindest deutlich hinauszögern“, sagt Professor Dr. med. Robert P. Finger, Direktor der Universitäts-Augenklinik Mannheim. „Doch die dringend notwendigen Früherkennungsprogramme gibt es bislang nur für diabetische Augenerkrankungen – und auch diese werden nur von rund 65 Prozent der Menschen mit Diabetes wie empfohlen mindestens alle zwei Jahre genutzt.“ Für Glaukom und AMD gibt es überhaupt keine Früherkennungsprogramme. „Dabei wissen wir, dass Menschen mit bereits erkrankten Verwandten ein erhöhtes Risiko haben, ebenfalls daran zu erkranken. Eine Kontrolle speziell in dieser Risikogruppe wäre absolut sinnvoll, da beide Erkrankungen in Frühstadien keine Symptome verursachen und deshalb meist unbemerkt bleiben“, so Finger.

Mehr Wirkung durch Kombination von Aufklärung, Früherkennung und Forschung

Der Experte setzt sich daher für eine Weiterentwicklung der Präventionsmaßnahmen ein. „Beispielsweise sind die wissenschaftlichen Grundlagen für Methoden zur Früherkennung von AMD gut erforscht und alle notwendigen Verfahren bereits verfügbar“, erklärt der Experte. Von einer altersabhängigen Makula-Degeneration sind rund 25 Prozent der über 60-Jährigen betroffen. „Allerdings gibt es noch nicht genug Studien und Daten darüber, wie eine Früherkennung in der Praxis funktioniert und wie wirksam sie für die gesamte Bevölkerung und besonders gefährdete Gruppen ist.“ Insbesondere die Frage, ob der Nutzen den Aufwand rechtfertige, sei noch zu klären.

Wichtig ist ihm jedoch, dass nicht nur diese Grundlagen weiter erforscht werden. Vielmehr müssten all diese Programme mit Aufklärungskampagnen unterstützt werden. „Denn das beste Früherkennungsprogramm nutzt nichts, wenn die Bevölkerungsgruppen, die angesprochen werden sollen, über die Maßnahmen nicht informiert sind und sie folglich auch nicht in Anspruch nehmen“, so Finger abschließend.

Quelle

(1) The Importance of Visual Health-A Representative Population Survey – PubMed (nih.gov): https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36345583/

Terminhinweise

4. Fachtagung „Sehen im Alter“: Verständnis verbessern, Versorgung verbessern, Sehen verbessern
Termin: 14./15. Juni 2024
Ort: Gustav-Stresemann-Institut e. V.
Langer Grabenweg 68, 53175 Bonn
Hier finden Sie das ausführliche Programm der Tagung zum Download: https://www.sehenimalter.org/files/content/2024-Tagung_Sehen-im-Alter_Programm.pdf
Medienschaffende sind zur Teilnahme an der Fachtagung herzlich eingeladen.

Online-Pressekonferenz anlässlich der Fachtagung
Termin: Donnerstag, 13. Juni 2024, 11.00 bis 12.00 Uhr
Anmeldung unter: https://us02web.zoom.us/webinar/register/WN_dpUVW_qsRiuBQatJOE5ybg

Die vorläufigen Themen der Pressekonferenz sind:

  • 4. Fachtagung „Sehen im Alter“ – Themen und Highlights
  • Wie Sehverlust gezielt verhindert werden kann: die Rolle von Prävention und Früherkennung
  • Was trotz Sehverlust im Alter noch geht: Projekt „LiA“ untersucht Reha und Sehen im höheren Erwachsenenalter
  • Wie Sehverlust Engagement verhindert: Erkenntnisse einer neuen Studie zur politischen und gesellschaftlichen Partizipation älterer Menschen mit Behinderung
  • Mit Telemedizin gegen Sehverlust in Pflegeheimen: Zukunftsperspektiven durch teleophthalmologische Versorgung

Die 4. Fachtagung „Sehen im Alter“ wird vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV) in Kooperation mit der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e. V. organisiert. Sie wird durch die Aktion Mensch gefördert und zudem unterstützt durch die Novartis Pharma GmbH und die Roche Pharma AG.

In diesem Jahr findet die Fachtagung unter dem Motto „Verständnis verbessern, Versorgung verbessern, Sehen verbessern“ am 14. und 15. Juni in Bonn statt.