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Orale Antikoagulation nach Vorhofflimmer-Katheterablation: Nutzen und Risiken individuell

Original Titel:
Oral anticoagulation after atrial fibrillation catheter ablation: benefits and risks

Kurz & fundiert

  • Vorhofflimmern: Nach Ablation weiter Antikoagulantien nehmen?
  • Beobachtungsstudie aus Japan mit 231 374 Probanden zu Vor- und Nachteilen
  • Primäre Endpunkte: Thromboembolie und schwere Blutungen nach 6 Monaten
  • CHADS2-Score zur Schlaganfall-Risikoabschätzung
  • Vorteile oraler Antikoagulation nach VHF-Ablation abhängig vom CHADS2-Score
  • Individuelle Abwägung von Blutungsrisiko bei niedrigem Schlaganfallrisiko

 

DGP Sollte eine orale Antikoagulation nach Vorhofflimmern-Katheterablation fortgeführt werden? In einer aktuellen Studie war die fortgesetzte OAK-Therapie über 6 Monate je nach CHADS2-Score mit mehr Vorteilen, einem geringeren Risiko für Thromboembolie, oder mehr Nachteilen, wie dem Risiko für schwere Blutungen, assoziiert.


Bisher haben nur wenige groß angelegte Studien die Risiken und Vorteile einer fortgesetzten Therapie mit oralen Antikoagulanzien (OAK) nach einer Katheterablation bei Vorhofflimmern (VHF) abgewogen. Eine aktuelle Studie aus Japan hat sich nun mit dem Zusammenhang zwischen der Fortsetzung der OAK-Therapie und thromboembolischen Ereignissen sowie Blutungen beschäftigt.

Vorhofflimmern-Ablation: Anschließend weiter orale Antikoagulation?

Die retrospektive Studie umfasste Daten aus einer landesweiten japanischen Datenbank. Betrachtet wurden Patienten, die sich zwischen April 2014 und März 2021 einer Katheterablation wegen Vorhofflimmern unterzogen hatten. Patienten ohne Vorhofflimmer-Rezidiv wurden 6 Monate nach der Katheterablation in 2 Gruppen eingeteilt:

  • Gruppe 1: Fortsetzung der OAK-Therapie
  • Gruppe 2: Abbruch der OAK-Therapie

Die primären Ergebnisse waren Thromboembolien und schwere Blutungen nach 6 Monaten. Zudem wurde der CHADS2-Score zur Risikoabschätzung eines Schlaganfalls bei Vorhofflimmerpatienten erhoben. Ein höherer CHADS2-Score (≥ 3) zeigt ein höheres Schlaganfallrisiko auf.

Retrospektive Analyse über 231 374 Patienten in Japan

Von den 231 374 eingeschlossenen Patienten hatten 69,7 % einen CHADS2-Score von ≤1, 21,6 % CHADS2-Score von 2 und 8,7 % einen CHADS2-Score von ≥ 3. Nach 6 Monaten setzten 71 % der Teilnehmer die OAK-Therapie fort. Die OAK-Fortsetzungsrate war bei Patienten mit hohem CHADS2-Score höher als mit niedrigem CHADS2-Score.

Bei 2 451 Patienten (0,55 pro 100 Personenjahre) kam es zu einer Thromboembolie, bei 2 367 Patienten (0,53 pro 100 Personenjahre) zu schweren Blutungen. Bei niedrigem Schlaganfallrisiko (CHADS2-Score ≤ 1) war das Risiko für eine Thromboembolie bei fortgesetzter OAK-Therapie nicht signifikant reduziert (Hazard Ratio, HR: 0,86; 95 % Konfidenzintervall, KI: 0,74 – 1,01; p = 0,06). Das Risiko für schwere Blutungen war hingegen signifikant erhöht (HR: 1,51; 95 % KI: 1,27 – 1,80; p < 0,001) in dieser Patientengruppe. Bei Patienten mit erhöhtem Risiko für Schlaganfälle (CHADS2-Score ≥ 3) senkte jedoch die fortgesetzte OAK-Therapie das Risiko für Thromboembolien signifikant (HR: 0,61; 95 % KI: 0,46 – 0,82; p = 0,001), ohne das Risiko für  starke Blutungen statistisch signifikant zu erhöhen (HR: 1,05; 95 % KI: 0,71 – 1,56; p = 0,81).

Keine Fortsetzung der OAK-Therapie bei niedrigem Schlaganfallrisiko

Die Ergebnisse der Beobachtungsstudie legen nahe, dass die Vorteile und Risiken einer Fortsetzung der OAK-Therapie nach Vorhofflimmer-Katheterablation je nach CHADS2-Score der Probanden unterschiedlich sind. Das Risiko schwerer Blutungen unter fortgesetzter Antikoagulation kann demnach bei Patienten mit geringem Schlaganfallrisiko etwaige Vorteile einer Minderung des Thromboembolierisikos überwiegen. Laut der Autoren kann die Studie dazu beitragen, Ärzte dabei zu unterstützen, fundierte Entscheidungen hinsichtlich der Fortsetzung der OAK-Therapie nach einer Vorhofflimmer-Ablation zu treffen.

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