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Migräne

Cannabisinhalation besser als Placebo bei akuter Migräne

Original Titel:
Vaporized Cannabis versus Placebo for Acute Migraine: A Randomized Controlled Trial

Kurz & fundiert

  • Kann Cannabisinhalation Migräneattacken verkürzen?
  • Randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Crossover-Studie mit 92 Migränepatienten im PrePrint
  • THC/CBD-Kombination und THC allein signifikant schmerzlindernd bei Migräneattacken vs. Placebo
  • CBD allein weniger wirksam
  • Weitere Studien mit verschiedenen Konzentrationen und weiteren Cannabinoiden erforderlich

DGP – Wie aus einer randomisiert-kontrollierten Studie hervorgeht, die auf der Jahrestagung der American Academy of Neurology in Denver vorgestellt wurde, verkürzt inhaliertes Cannabis Migräneattacken effektiver als ein Placebo. Die Kombination von Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) sowie THC allein waren demnach effektiv. Die Studie wurde als PrePrint veröffentlicht, ist also vor Veröffentlichung nicht im Peer-Review-Prozess überprüft worden.


Medizinalcannabis wird in den USA besonders häufig zur Behandlung von Migräne-Kopfschmerzen eingesetzt, ging aus einer Befragung von Patienten hervor. Dabei wird das Cannabis für einen schnelleren Wirkeintritt meist inhalativ angewendet.

Cannabis bei Migräne: Positive Patientenberichte bei bisher schwacher Evidenzlage

Während Patienten von positiven Effekten von Cannabis berichten, ist die wissenschaftliche Evidenz für die Anwendung bei Migräne bisher noch schwach. Persönliche Erfahrungen können besonders von einem Placebo-Effekt geprägt sein, der daher in kontrollierten Studien gezielt mit untersucht wird.

Neue randomisierte und placebokontrollierte Studie im PrePrint

Wissenschaftler stellten nun auf der Jahrestagung der American Academy of Neurology in Denver eine randomisierte, doppelblind placebokontrollierte Crossover-Studie mit Migränepatienten vor. Akute Attacken wurden entweder mit verdampftem THC (Δ9-Tetrahydrocannabinol, 6 %), CBD (Cannabidiol, 11 %), einer Kombination von THC und CBD (6 % THC + 11 % CBD) oder einem Placebo behandelt.

Die insgesamt 92 Patienten waren im Mittel 41 Jahre alt, die meisten (82,6 %) waren Frauen. Insgesamt behandelten die Teilnehmer 247 Migräneattacken mit der Studienbehandlung. Zwischen den behandelten Anfällen wurde ein Zeitraum von mindestens einer Woche eingehalten. Der primäre Endpunkt war die Schmerzlinderung, sekundäre Endpunkte waren die Schmerzfreiheit und die Freiheit von den belastendsten Symptomen. Alle Ergebnisse wurden 2 Stunden nach der Inhalation beurteilt.

THC, THC + CBD, CBD oder Placebo bei 247 Migräneattacken

THC + CBD war dem Placebo in Bezug auf Schmerzlinderung, Schmerzfreiheit und Freiheit von den belastendsten Symptomen nach 2 Stunden, aber auch mit Blick auf die anhaltende Schmerzfreiheit nach 24 Stunden und Freiheit von belastendsten Symptomen nach 24 und 48 Stunden überlegen.

Symptomlinderung nach 2h:

  • Schmerzlinderung: THC + CBD: 67,2 % vs. Placebo: 46,6 %; Odds Ratio, OR: 2,85; 95% Konfidenzintervall, KI: 1,22 – 6,65; p = 0,016
  • Schmerzfreiheit: THC + CBD: 34,5 % vs. Placebo: 15,5 %; OR: 3,30; 95 % KI: 1,24 – 8,80; p = 0,017
  • Freiheit von belastendsten Symptomen: THC + CBD: 60,3 % vs. Placebo: 34,5 %; OR: 3,32; 95 % KI: 1,45 – 7,64; p = 0,005

Die THC-dominante Inhalation war dem Placebo in Bezug auf die Schmerzlinderung überlegen (THC: 68,9 % vs. Placebo: 46,6 %; OR: 3,14; 95 % KI: 1,35 – 7,30; p = 0,008), erreichte aber keine besseren Effekt mit Blick auf Schmerzfreiheit oder Freiheit von belastendsten Symptomen nach 2 Stunden. Die Inhalation von CBD konnte keine bessere Symptomlinderung im Placebo-Vergleich erreichen. Es traten keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse auf, berichten die Autoren.

Cannabis verkürzt Migräneattacken besser als Placebo

Die Studie legt somit nahe, dass Cannabis eine effektive Behandlungsoption für Migräneattacken sein kann. Erfahrungsberichte sind demnach womöglich nicht allein auf einen Placebo-Effekt zurückzuführen. Allerdings sind weitere Studien mit verschiedenen Cannabinoiden und Konzentrationen erforderlich, um die Effektivität und Sicherheit von Cannabis bei Migräne weiter zu untersuchen.

Die Studie wurde als PrePrint veröffentlicht, ist also vor Veröffentlichung nicht im Peer-Review-Prozess überprüft worden.

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