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Übergewicht: Höheres Risiko für Anastomoseninsuffizienz nach Darmkrebsoperation

Original Titel:
Anastomotic leak risk factors following colon cancer resection: a systematic review and meta-analysis

Kurz & fundiert

  • Risikofaktoren für Anastomoseninsuffizienz nach der Darmkrebsoperation?
  • Metaanalyse über 16 Kohortenstudien mit insgesamt 115 462 Patienten
  • Inzidenz für Anastomoseninsuffizienz: 3,4 %
  • Identifizierte Risikofaktoren: u. a. BMI, Adipositas, männliches Geschlecht, Diabetes, koexistierende Lungenerkrankungen und ASA-Risikoklassifikation

 

DGPIn einer Metaanalyse wurden Risikofaktoren für das Auftreten einer Anastomoseninsuffizienz  nach der Darmkrebsoperation untersucht. Für die Analyse wurden 16 Kohortenstudien mit insgesamt 115 462 Patienten inkludiert. Die Inzidenz einer Anastomoseninsuffizienz lag in diesen Studien bei 3,4 %. Identifizierte Risikofaktoren umfassten unter anderem BMI, Adipositas, männliches Geschlecht, Diabetes und koexistierende Lungenerkrankungen.


Eine operative Entfernung des vom Tumor befallenen Darmbereichs und den abführenden Lymphbahnen und -knoten gilt bei den meisten Darmkrebsfällen als der wichtigste Bestandteil der Therapie. Ist die Erkrankung noch nicht weit fortgeschritten, kann die Operation minimal invasiv erfolgen. Hierfür werden die Operationswerkzeuge über einen kleinen Schnitt in den Bauchraum eingeführt. Bei weiter fortgeschrittenen Stadien muss ein Bauchschnitt gesetzt und offen operiert werden.

Anastomoseninsuffizienz ist häufigste Komplikation nach Darmkrebsoperation

Als Anastomoseninsuffizienz bezeichnet man im Kontext der Darmkrebsoperation das Undicht-werden oder Aufreißen der Darmnähte. Ursache ist häufig eine Durchblutungsstörung oder Entzündung der geschaffenen Verbindung (Anastomose) zwischen den Darmenden. Die postoperative Komplikation tritt i. d. R. innerhalb von wenigen Tagen nach der Operation auf.

In einer Metaanalyse wurde nun genauer untersucht, welche Risikofaktoren das Entstehen einer Anastomoseninsuffizienz begünstigen können. Hierfür wurden 16 Kohortenstudien mit insgesamt 115 462 Patienten inkludiert.

Metaanalyse über 16 Studien mit insgesamt 115 462 Patienten

Für die Bewertung der Risikofaktoren wurde das Quotenverhältnis (Odds Ratio; OR) verwendet. Die folgenden Faktoren waren u. a. mit dem Auftreten einer Anastomoseninsuffizienz assoziiert:

  • Body mass index (BMI): OR: 1,04 (95 % KI:1,00 – 1,08); p = 0,03
  • Adipositas: OR: 2,80 (95 % KI: 1,81 – 4,33); p  <  0,00001
  • Diabetes: OR: 2,80 (95 % KI: 1,81 – 4,33); p < 0,00001
  • Männliches Geschlecht: OR: 1,37 (95 % KI: 1,29 – 1,46); p < 0,00001
  • Koexistierende Lungenerkrankung: OR: 1,28 (95 % KI: 1,15 – 1,42) p < 0,00001
  • ASA-Risikoklassifikation Klasse ≥ III: OR: 1,34 (95 % KI: 1,22 – 1,47); p < 0,00001
  • Art der chirurgischen Resektion: OR: 1,34 (95 % KI: 1,12 – 1,61); p = 0,002
  • Offene Operation: OR: 1,94 (95 % KI: 1,69 – 2,24); p < 0,00001
  • Notoperationen: OR: 1,31 (95 % KI: 1,11 – 1,55); p = 0,001

Die ASA-Risikoklassifikation wird genutzt, um das individuelle Risiko anhand des Zustands des Patienten vor der Operation einschätzen zu können. Die Klasse III entspricht einem Patienten mit Erkrankung und daraus resultierender deutlicher Beeinflussung.

Übergewicht und Diabetes stellen Risikofaktor dar

Ursachen für den Zusammenhang zwischen Adipositas und dem Risiko einer Anastomosenisuffizienz könnten darin begründet sein, dass es durch das vorhandene Fett zu einer Verengung der Bauchhöhle kommt. Somit ist es schwieriger, die Operationsstelle freizulegen. Dies erhöht die Schwierigkeit des Verfahrens insgesamt und könnte das Ergebnis beeinträchtigen. Auch könnte durch die beeinträchtigte Stoffwechselkapazität die Gewebereparatur des Körpers beeinträchtigt sein. Bei Adipositas kann es zudem zu einer chronischen Entzündung kommen.

Die Autoren schlussfolgerten, dass mehrere Faktoren mit dem erhöhten Risiko einer Anastomoseninsuffizienz assoziiert waren. Neben individuellen Faktoren, die den einzelnen Patienten betreffen, stelle auch die Operationsart eine Möglichkeit der Risikominderung dar.

 

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