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Erstmals Curriculum für Innere Medizin in Notaufnahmen entwickelt – Altersmediziner bringen geriatrische Expertise ein

Immer mehr hochbetagte Patientinnen und Patienten werden in Notaufnahmen behandelt – eine Folge des demografischen Wandels. Entsprechend werden die Fachkenntnisse der Altersmedizin immer wichtiger. Jetzt haben Experten der Inneren Medizin erstmals ein Curriculum für die Zusatzweiterbildung „Klinische Akut- und Notfallmedizin – Schwerpunkt Innere Medizin“ entwickelt – und das mit einem umfassenden Kapitel zu altersmedizinischen Aspekten. „Das Curriculum gibt konkrete Empfehlungen zu Ausbildungsinhalten kann als hilfreiches Tool eingesetzt werden, um strukturiert die Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten auch bei geriatrischen Themen zu begleiten“, sagt Professorin Katrin Singler, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG). „Dass wir an diesem überaus wichtigen Curriculum beteiligt wurden, zeigt ganz klar, dass die Relevanz der geriatrischen Fachexpertise zunehmend erkannt und in anderen Fachbereichen in Anspruch genommen wird. Das freut uns sehr.”

In ihrer Funktion als Sprecherin der DGG-Arbeitsgruppe Notfall- und Intensivmedizin ist Singler auch Mitautorin des neuen Curriculums. Entstanden ist dieses unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) sowie der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) samt deren Schwerpunktgesellschaften. „Das 50-seitige Dokument ist als interdisziplinäres Projekt innerhalb nur eines Jahres entstanden und soll mehr Orientierung und Überblick zu Weiterbildungsinhalten zu geben“, sagt Singler, Oberärztin der Klinik für Innere Medizin 2, Schwerpunkt Geriatrie, an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Nürnberg.

Spezielles Geriatrie-Kapitel: Kenntnisse und Fertigkeiten sind klar definiert

Im Curriculum sind notwendige theoretische Kenntnisse, praktische Fertigkeiten und Aspekte des beruflich-professionellen Verhaltens mit allen Beteiligten klar definiert. Zu den theoretischen Kenntnissen speziell im Geriatrie-Kapitel zählen zum Beispiel geriatrische Grundbegriffe wie Frailty oder Sarkopenie, altersspezifische Arzneimitteltherapie oder die atypische Symptomatik bei geriatrischen Patientinnen und Patienten. Praktische Fertigkeiten umfassen etwa spezifische Assessments zu Frailty und Delir oder die Anpassung von Therapiemaßnahmen an das erwartete Patienten-Outcome. Und in puncto beruflich-professionelles Verhalten sind beispielsweise Punkte aufgeführt, die altersspezifische Besonderheiten von Patientinnen und Patienten mitberücksichtigen – wie Multimorbidität, kognitive, sensorische und funktionelle Einschränkungen. „Die Empfehlungen sind zudem eng abgestimmt mit den Inhalten der neuen S3-Leitlinie zum umfassenden geriatrischen Assessment bei hospitalisierten Patienten”, erklärt Katrin Singler.

Curriculum sichert geriatrische Expertise in den Notaufnahmen

Das neu erstelle Curriculum behandelt neben den geriatrischen Aspekten auch andere internistische Bereiche, wie zum Beispiel die Gastroenterologie, Kardiologie, Nephrologie oder Pneumologie. Den Ärztekammern der Länder, die letztlich die konkreten Prüfungsinhalte bestimmen, dient es als wichtige Orientierung. „Dieses Curriculum verbürgt sich dafür, dass alte und hochaltrige Menschen getrost in die Notaufnahme gehen können, weil die Expertise nachweislich vor Ort gesichert wird”, resümiert Mitautor Professor Hans-Jürgen Heppner, Direktor der Klinik für Geriatrie am Klinikum Bayreuth und Mitglied der DGG-Arbeitsgruppe Notfall- und Intensivmedizin.

Hier geht es zum Curriculum „Klinische Akut- und Notfallmedizin – Schwerpunkt Innere Medizin“
(doi: 10.1007/s00063-024-01113-3)