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Multiple Sklerose

MS-Schübe im Alter und deren Auswirkungen

Original Titel:
Persons with multiple sclerosis older than 55 years: an analysis from the German MS registry

DGP – Patienten mit Multipler Sklerose (MS) werden im Durchschnitt immer älter und sind oft weniger stark behindert, als dies früher der Fall war. Allerdings steigt die Zahl der Begleiterkrankungen im Alter an – und ein Schub kann sich anders auswirken als in jüngeren Jahren. Wir stellen neue Daten zur gesundheitlichen Situation von älteren Menschen mit MS vor und welche Rolle eine MS-Behandlung zur Reduktion von Schüben im höheren Alter spielt.


Neue Studien zeigen: Patienten mit Multipler Sklerose (MS) werden im Durchschnitt immer älter. Ältere Menschen mit MS sind darüber hinaus mittlerweile weniger stark behindert, als dies früher der Fall war, berichteten chinesische Forscher auf Basis einer internationalen Kohorte von 2.738 Patienten. Dies wird der besseren Behandlung zu Beginn der Erkrankung zugeschrieben, aber auch den besseren Möglichkeiten zur frühen Diagnose der MS und so auch der rechtzeitigen Einleitung einer effektiven Therapie.1

Patienten mit MS werden älter – also alles gut?

Ganz so einfach ist es nicht. Wirksamkeit und Sicherheit neuerer Medikamente sind selten bzw. kaum bei Personen mit MS ab dem Alter von 55 Jahren untersucht. Diese Patientengruppen sind häufig nicht oder nur in geringer Zahl in Medikamentenstudien repräsentiert. Die Zahl der Begleiterkrankungen, Komedikationen und somit möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten steigt jedoch mit zunehmendem Alter an. Die gesundheitliche Situation von älteren Menschen mit MS ist somit komplex.

Altern mit MS – mehr akkumulierte Schädigung, aber seltener Therapie

Eine deutsche MS-Registerstudie untersuchte die Unterschiede zwischen älteren und jüngeren Patienten und verglich dazu insgesamt 40 428 Personen mit MS im Alter ab 65 Jahren, zwischen 55 und 64 Jahren sowie bis zu 55 Jahren.

Ältere Patienten ab 65 Jahren waren im Schnitt stärker behindert (EDSS: 5,3; Expanded Disability Status Scale) als Patienten bis 64 Jahre (EDSS: 4,2) oder unter 55 Jahren (EDSS: 2,7). Gleichzeitig wurden nur 42,6 % der Personen ab 65 Jahren immun-modulierend behandelt, während bei jüngeren Patienten noch 60,9 % (55 – 64 Jahre) und 76,7 % (bis 55 Jahre) eine solche Therapie erhielten. Als möglicher Grund hierfür wird die höhere Rate an MS-Schüben bei jüngeren Patienten (13 % bei Patienten < 55 Jahre) als in älteren Patienten-gruppen (7 – 8 %) vermutet.2

Schübe schaden unbehandelt und in höherem Alter mehr

Jedoch ist auch bei älteren Personen jeder Schub zu vermeiden, da sie sich schlechter von ihnen erholen als jüngere Patienten. Ebenso erholten sich Patienten mit krankheitsmodifizierender Therapie erfolgreicher von Schüben, zeigte eine US-amerikanische Studie. Mit unvollständiger Erholung steigt jedoch der Behinderungsgrad (EDSS) sukzessive an, ebenso leiden Gehgeschwindigkeit und Gehirnmasse. Der Verlust von Gehirnvolumen (Atrophie) zeigte sich stärker nach Schüben bei Patienten in höherem Alter. Eine krankheitsmodifizierende Therapie scheint demnach auch in höherem Alter wichtig.3

Therapiewahl im Alter optimieren – Deeskalieren kann eine Option sein

Hochwirksame, immunsuppressive Wirkstoffe können jedoch die Infektanfälligkeit erhöhen. Die Alterung des Immunsystems (Immunseneszenz) steigert das Risiko für Infektionen ebenfalls. In deutschen Registerdaten wurde dies anhand höherer Infektionsraten älterer MS-Patienten deutlich. Ältere Patienten bekamen vermutlich auch deshalb seltener speziell hochwirksame Medikamente zur MS-Therapie verschrieben, mutmaßen die Autoren.2 Eine Deeskalation der Therapie kann helfen, altersbedingte Risiken zu vermeiden, ohne im Alter auf eine MS-Behandlung zu verzichten, die die Zahl auftretender Schübe reduzieren kann.4

 

Weitere Informationen zur MS finden Sie unter https://www.ms-gateway.de/

 

Mit freundlicher Unterstützung der Bayer Vital GmbH

 

Referenzen
1: Hua LH, Hersh CM, Tian F, Mowry EM, Fitzgerald KC. Clinical characteristics of a large multi-center cohort of people with multiple sclerosis over age 60. Mult Scler Relat Disord. 2021 Jan;47:102637. doi: 10.1016/j.msard.2020.102637. Epub 2020 Nov 23. PMID: 33276238; PMCID: PMC8293698. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33276238/

2: Goereci Y, Ellenberger D, Rommer P, Dunkl V, Golla H, Zettl U, Stahmann A, Warnke C. Persons with multiple sclerosis older than 55 years: an analysis from the German MS registry. J Neurol. 2024 Mar 22. doi: 10.1007/s00415-024-12286-4. Epub ahead of print. PMID: 38517521. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38517521/

3: Sotiropoulos MG, Lokhande H, Healy BC, Polgar-Turcsanyi M, Glanz BI, Bakshi R, Weiner HL, Chitnis T. Relapse recovery in multiple sclerosis: Effect of treatment and contribution to long-term disability. Mult Scler J Exp Transl Clin. 2021 May 28;7(2):20552173211015503. doi: 10.1177/20552173211015503. PMID: 34104471; PMCID: PMC8165535. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34104471/

4: Vollmer BL, Wolf AB, Sillau S, Corboy JR, Alvarez E. Evolution of Disease Modifying Therapy Benefits and Risks: An Argument for De-escalation as a Treatment Paradigm for Patients With Multiple Sclerosis. Front Neurol. 2022 Jan 25;12:799138. doi: 10.3389/fneur.2021.799138. PMID: 35145470; PMCID: PMC8821102. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35145470/

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