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Kein Vorteil durch Stents mit abbaubarer Kunststoffbeschichtung nach Herzinfarkt
Eine aktuelle Studie, geleitet vom Inselspital, Universitätsspital Bern und der Universität Bern, in Zusammenarbeit mit sechs japanischen Krankenhäusern, zeigt, dass Stents mit abbaubarer Polymerbeschichtung keinen langfristigen Vorteil gegenüber herkömmlichen Stents bieten. Nach drei Jahren sind beide Stenttypen gleichermassen wirksam. Allerdings haben Patientinnen und Patienten, die ihre Cholesterinsenker konsequent einnehmen, ein geringeres Risiko für Komplikationen nach einer Stentimplantation. Die Studie unterstreicht damit die Bedeutung einer langfristigen medikamentösen Therapie nach einem Herzinfarkt.
Stentimplantationen sind eine der am häufigsten durchgeführten kardiologischen Eingriffe weltweit. Stents werden eingesetzt, um verengte Herzkranzgefässe zu öffnen und das Risiko eines erneuten Herzinfarkts zu reduzieren. Während die Langzeitergebnisse nach einer Stentimplantation in den meisten Fällen positiv sind, treten dennoch bei etwa 1–2 Prozent der Patientinnen und Patienten pro Jahr späte Komplikationen auf. Eine häufige Ursache dieser Komplikationen ist ein Phänomen, das als Neoatherosklerose bezeichnet wird. Eine Neoatherosklerose tritt auf, wenn sich neue Cholesterinablagerungen in der Gefässinnenhaut des Stents bilden, was zu einer Verstopfung des Stents führen kann. Die Vermeidung einer solchen Neoatherosklerose verkleinert das Risiko, Stentkomplikationen Jahre nach deren Implantation zu erleiden.
Unterschiede bei der Stentbeschichtung
Heutige Stents sind oft mit einem Medikament beschichtet, das verhindert, dass die Gefässinnenhaut zu stark wächst und den Stent verstopft. Diese medikamentenfreisetzenden Stents haben eine dünne Kunststoffschicht (Polymer) auf den Metallstreben, die das Medikament an die Gefässwand abgibt. Bei einigen Stents bleibt diese Kunststoffschicht dauerhaft bestehen, während sie sich bei anderen Stents, den sogenannten «Stents mit biodegradierbarem Polymer», nach einigen Monaten von selbst auflöst. Man hoffte bislang, dass die Auflösung der Kunststoffschicht die Entzündung in der Gefässwand verringern und somit das Risiko für erneute Ablagerungen (Neoatherosklerose) reduzieren könnte. Ob dies tatsächlich so ist, war jedoch unklar.
Vergleich von Stenttypen bei Herzinfarktpatienten
Eine umfassende Studie unter der Leitung von Dr. med. Jonas Häner und Prof. Dr. med. Lorenz Räber von der Universitätsklinik für Kardiologie am Inselspital Bern in Zusammenarbeit mit sechs japanischen Krankenhäusern ging nun dieser Frage nach. Für die Studie wurden 239 Herzinfarkt-Patientinnen und -Patienten zufällig entweder mit einem Stent mit abbaubarer Beschichtung oder einem Stent mit dauerhafter Kunststoffbeschichtung behandelt. Drei Jahre später wurde die Innenseite der Stents im Herzkatheterlabor mit einer hochauflösenden Kamera (Optische Kohärenztomographie) auf Anzeichen von Neoatherosklerose untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass in beiden Gruppen ähnlich häufig Neoatherosklerose auftrat (11,4 Prozent bei den Stents mit abbaubarer Beschichtung im Vergleich zu 13,3 Prozent bei den herkömmlichen Stents). Stents mit abbaubarer Beschichtung bieten demnach keinen Vorteil gegenüber Stents mit dauerhafter Kunststoffschicht.
Langfristiger Schutz durch Statine
Laut Prof. Räber, dem Leiter des Herzkatheterlabors, brachte die Studie aber noch eine weitere interessante Entdeckung ans Licht: Bei Patientinnen und Patienten, die über drei Jahre hinweg ihre Cholesterinsenker (Statine) regelmässig einnahmen, traten deutlich seltener neue Neoatherosklerose in den Stents auf als bei denjenigen, die diese Therapie nicht konsequent befolgten (8,5 Prozent im Vergleich zu 27,8 Prozent). Diese Ergebnisse sind für die Behandlung von Patientinnen und Patienten nach einem Herzinfarkt von grosser Bedeutung. Während die Wahl des Stenttyps möglicherweise weniger ausschlaggebend ist, unterstreicht die Studie die zentrale Rolle der konsequenten Einnahme von Cholesterinsenkern für die langfristige Gesundheit. Ein Stent allein reicht nicht aus, um vollständig geheilt zu sein. «Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, dass Patientinnen und Patienten nach einer Stentimplantation ihre Cholesterinwerte im Auge behalten», betont Prof. Räber. «Eine konsequente Senkung des Cholesterins ist entscheidend, um spätere Komplikationen zu vermeiden.» Dr. Häner, Oberarzt für interventionelle Kardiologie und Mitautor der Studie ergänzt: «Die richtige Nachsorge ist genauso wichtig wie der Eingriff selbst».
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Universitätsklinik für Kardiologie
Publikation
Taniwaki, M*, Häner, JD*, Kakizaki, R et al. Long-term effect of biodegradable vs durable polymer Everolimus-eluting stents on neoatherosclerosis in ST-segment elevation myocardial infarction: the CONNECT trial. Eur Heart J. 2024 Sep 1:ehae589. doi: 10.1093/eurheartj/ehae589. Online ahead of print.
Experten
Dr. med. Jonas Häner, Oberarzt Interventionelle Kardiologie, Universitätsklinik für Kardiologie, Inselspital, Universitätsspital Bern und Universität Bern
Prof. Dr. med. Dr. phil. nat. Lorenz Räber, Leitender Arzt, Leiter Herzkatheter-Labor, Universitätsklinik für Kardiologie, Inselspital, Universitätsspital Bern und Universität Bern