Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen
Adipositas / Übergewicht
Semaglutid – Problem für die Augen?
Original Titel:
Risk of Nonarteritic Anterior Ischemic Optic Neuropathy in Patients Prescribed Semaglutide
- Risko für Durchblutungsstörung des Sehnervenkopf (NAION) durch Semaglutid?
- Beobachtende Kohortenstudie: Semaglutid versus Nicht-GLP-1-Rezeptoragonisten
- Erhöhtes NAION-Risiko bei Patienten mit Typ-2-Diabetes oder Adipositas unter Semaglutid
- Potenziell ursächlicher Zusammenhang und Mechanismen Ziel zukünftiger Studien
DGP – US-amerikanische Forscher untersuchten in einer retrospektiven Studie den Zusammenhang zwischen Semaglutid und der Augenerkrankung NAION. Die Wissenschaftler stellten fest, dass NAION-Ereignisse häufiger bei Patienten auftraten, die Semaglutid einnahmen. Die Studie legt einen potenziellen Zusammenhang zwischen Semaglutid und NAION nahe, weitere Untersuchungen zur Bestätigung der Kausalität stehen allerdings noch aus.
US-amerikanische Wissenschaftler sind der Frage nachgegangen, ob der GLP-1-Rezeptoragonist Semaglutid mit einer nicht-arteriellen anterioren ischämischen Optikusneuropathie (NAION) assoziiert ist, wie sich in Fallberichten andeutete. Dies zu untersuchen, ist besonders aufgrund steigender Verschreibungszahlen der Behandlung von zunehmender Bedeutung.
Erkrankung des Sehnerven NAION: Häufung mit Semaglutid?
Die retrospektive Kohortenstudie umfasste Daten von Patienten ohne NAION-Vorgeschichte aus einem zentralisierten Datenregister, die vom 1. Dezember 2017 bis zum 30. November 2023 erfasst wurden. Statistisch beurteilten die Autoren, ob Semaglutid bei Patienten mit Typ-2-Diabetes (T2D) oder Übergewicht/Adipositas mit NAION assoziiert war. Kovariierende Faktoren wie Geschlecht, Alter, Bluthochdruck, T2D, obstruktive Schlafapnoe, Adipositas, Hyperlipidämie und koronare Herzkrankheit sowie Kontraindikationen für die Anwendung von Semaglutid wurden in der Analyse berücksichtigt. Die Wissenschaftler bestimmten die kumulative Inzidenz von NAION und berücksichtigten dabei möglicherweise relevante Begleiterkrankungen.
Retrospektive Kohortenstudie über 710 Patienten mit Diabetes und 979 Patienten mit Übergewicht/Adipositas
Insgesamt 710 Patienten hatten die Diagnose Typ-2-Diabetes. Bei 194 von diesen Patienten lag eine Verschreibung von Semaglutid vor, 516 erhielten Nicht-GLP-1-Rezeptoragonisten. Das mittlere Alter betrug 59 Jahre (Interquartilbereich: 49 – 68 Jahre), 52 % der Teilnehmer waren Frauen (369/710). 979 Patienten waren übergewichtig oder adipös. Von dieser Gruppe im durchschnittlichen Alter von 47 Jahren (Interquartilbereich: 32 – 59) mit 72 % Frauen erhielten 361/979 Patienten Semaglutid, 618/979 Patienten wurden mit Nicht-GLP-1-Rezeptoragonisten zur Gewichtsreduktion behandelt.
In der Patientenpopulation mit T2D traten 17 NAION-Ereignisse in der Semaglutidgruppe auf. In der Nicht-GLP-1-RA-Kohorte traten nur bei 6 Patienten NAION-Ereignisse auf. Die kumulative Inzidenz von NAION über 36 Monate betrug in der Semaglutid-Kohorte 8,9 % (95 % Konfidenzintervall, KI: 4,5 – 13,1 %), in der Nicht-GLP-1-RA-Kohorte 1,8 % (95 % KI: 0 – 3,5 %). Die Analyse zeigte ein 4-fach höheres Risiko für NAION bei Patienten, die Semaglutid erhielten (Hazard Ratio, HR: 4,28; 95 % KI: 1,62 – 11,29; p < 0,001).
In der Patientenpopulation, die übergewichtig oder adipös war, traten 20 NAION-Ereignisse in der Kohorte mit verschriebenem Semaglutid auf, im Vergleich zu 3 Patienten in der Kohorte mit Nicht-GLP-1-RA. Die kumulative Inzidenz von NAION über 36 Monate betrug in der Semaglutid-Kohorte 6,7 % (95 % KI: 3,6 – 9,7 %), in der Nicht-GLP-1-RA-Kohorte 0,8 % (95 % KI: 0 – 1,8 %). Auch hier zeigte sich ein signifikant höheres Risiko für NAION bei Patienten, denen Semaglutid verschrieben wurde (HR: 7,64; 95 % KI: 2,21 – 26,36; p < 0,001).
NAION-Ereignisse unter Einnahme von Semaglutid häufiger – Kausalität ungeklärt
Die Ergebnisse dieser Studie legen einen Zusammenhang zwischen Semaglutid und der Sehnervenerkrankung NAION nahe. Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, betonen die Autoren die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen, um zu beurteilen, ob ein ursächlicher Zusammenhang besteht und welche Mechanismen diesem zugrundeliegen könnten.
© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom