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Unklare Datenlage: Ensitrelvir zur Long-COVID-Prävention?
Original Titel:
Prevention of post COVID-19 condition by early treatment with ensitrelvir in the phase 3 SCORPIO-SR trial
- Kann Ensitrelvir zur Long-COVID-Prävention beitragen?
- Exploratorische Analyse einer klinischen Studie der Phase 3 mit 991 Patienten
- Mögliche Risiko-Reduktion, jedoch inkohärente, meist nicht-signifikante Ergebnisse
DGP – Eine exploratorische Analyse einer Phase-3-Studie über fast 1 000 Patienten fand eine mögliche Risikoreduktion für manche Long-COVID-Symptome mit Ensitrelvir. Jedoch waren die Ergebnisse im Zeitverlauf inkohärent und meist statistisch nicht signifikant.
Seit viele der schwersten Erkrankungen nach Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 effektiv durch Impfungen verhindern werden können, ist die Folgeerkrankung von COVID-19, Long-COVID, stärker in den Fokus gerückt. Long-COVID kann auch nach mildem und mittelschwerem COVID-19 auftreten und Betroffene teils über viele Monate schwerst beeinträchtigen.
Kann Ensitrelvir zur Long-COVID-Prävention beitragen?
Eine exploratorische Analyse untersuchte nun, ob der Wirkstoff Ensitrelvir möglicherweise zu einer Prävention von Long-COVID beitragen kann. Die Analyse nutzte Daten der doppelblind durchgeführten klinischen Studie SCORPIO-SR (Phase 3).
Patienten mit mildem bis mittelschwerem COVID-19 wurden randomisiert innerhalb von 120 h nach Symptombeginn einer 5-tägigen Behandlung mit oralem Ensitrelvir oder einem Placebo zugewiesen. Ensitrelvir wurde entweder in einer Dosierung von 125 mg (Tag 1: 375 mg) oder 250 mg (Tag 1: 750 mg) gegeben. Die Studienautoren ermittelten den Schweregrad typischer Long-COVID-Symptome anhand eines Fragebogens, den die Patienten selbst ausfüllten. An den Tagen 85, 169 und 337 ermittelte die Studie das Risiko für 14 Akute-Phase-Symptome von COVID-19, die über die akute Erkrankung hinaus bestehen blieben. Darüber hinaus untersuchten die Autoren 4 neurologische Symptome, Konzentrationsschwierigkeiten, Denkeinbußen (z. B. bei der Problemlösung), Gedächtnisverlust oder Schlafstörungen, die neu bzw. spät nach COVID-19 einsetzten.
Exploratorische Analyse einer klinischen Studie der Phase 3 mit 991 Patienten
Insgesamt erhielten 341 Patienten 125 mg Ensitrelvir, 317 Patienten erhielten 250 mg Ensitrelvir und 333 Patienten erhielten das Placebo. Das durchschnittliche Alter betrug 35,6 – 36,5 Jahre, mehr als die Hälfte der Patienten waren Männer (53,3 – 58,3 %). Am Tag 85 reduzierte 125 mg Ensitrelvir im Vergleich zum Placebo das Risiko für Akute-Phase-Symptome von COVID-19 nominell um 32,7 %, am Tag 169 um 21,5 %, am Tag 337 um 24,6 %. Dies war jedoch nicht statistisch signifikant. Auch die Behandlung mit 250 mg Ensitrelvir wies eine nominelle, aber nicht signifikante Risikoreduktion für Akute-Phase-Symptome im Vergleich zum Placebo auf.
Mit Blick auf die 4 neurologischen Symptome konnte eine signifikante Risikoreduktion mit 125 mg Ensitrelvir versus Placebo am Tag 85 festgestellt werden. Weitere mögliche Effekte waren jedoch nicht statistisch signifikant. Die Autoren berichten, dass neurologische Symptome häufiger bei Patienten auftraten, die zu Beginn der Studie mehr Akute-Phase-Symptome aufwiesen oder einen höheren BMI (≥25 kg/m2) hatten.
Mögliche Risiko-Reduktion, jedoch inkohärente, meist nicht-signifikante Ergebnisse
Die Studienautoren schließen, dass ihre Daten dafür sprechen, dass eine Behandlung mit Ensitrelvir eine mögliche Reduktion des Risikos für manche Long-COVID-Symptome erreichen könnte. Jedoch waren die Daten im Zeitverlauf inkohärent mit meist statistisch nicht signifikanten Ergebnissen. Weitere Studien sind demnach nötig.
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