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Schlaganfall: Dresdner betonen Bedeutung von Früherkennung und schneller Behandlung
Welt-Schlaganfalltag: Dresdner Neurovaskuläres Centrum setzt auf minimal-invasive Techniken. | Einsatz trägt zu verbesserten Überlebenschancen von Patientinnen und Patienten bei. | Betroffene profitieren von neuen Therapiekonzepten und enger Zusammenarbeit innerhalb des SOS-NET.
Etwa 270.000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich einen Schlaganfall. Weltweit zählt er zu den häufigsten Todesursachen und ist die Hauptursache für Behinderungen im Erwachsenenalter. Anlässlich des Welt-Schlaganfalltags (29. Oktober) machen Medizinerinnen und Mediziner aus dem Dresdner Neurovaskulären Centrum (DNVC) am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden auf die Bedeutung der Früherkennung und schnellen Behandlung von Schlaganfällen aufmerksam. Gleichzeitig wird die Wichtigkeit von Prävention, Aufklärung und innovativen Behandlungsmethoden betont. „Die Hochschulmedizin Dresden ist Vorreiter bei vielerlei Krankheitsbildern. Zahlreiche Projekte setzen auf eine interdisziplinäre Vernetzung auch mit anderen Kliniken sowie einen engen Austausch mit der Forschung – alles zum Wohl der Patientinnen und Patienten. Das Dresdner Neurovaskuläre Centrum ist hierfür ein hervorragendes Beispiel“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Universitätsklinikum Dresden.
Ein Schlaganfall ist eine plötzlich einsetzende Funktionsstörung des Gehirns. Der ischämische Schlaganfall, bei dem ein Blutgerinnsel ein Hirngefäß verschließt und eine Durchblutungsstörung im Gehirn verursacht, ist die häufigste Form. Bei schweren ischämischen Schlaganfällen gilt die mechanische Thrombektomie seit 2015 als wissenschaftlich fundierter Goldstandard zur Wiedereröffnung des verschlossenen Gefäßes. „Dabei führen spezialisierte Neuroradiologinnen und -radiologen mithilfe der Angiografie, einer Röntgendurchleuchtung nach Kontrastmittelgabe, einen Katheter über die Leiste bis zum Blutgerinnsel im Gehirn. Durch den Einsatz feinster Werkzeuge kann das Gerinnsel entfernt und das Gefäß wieder geöffnet werden“, erklärt Dr. Daniel Kaiser vom Institut für Neuroradiologie, der seit diesem Jahr gemeinsam mit Prof. Volker Pütz von der neurologischen Klinik stellvertretender Direktor des Dresdner Neurovaskulären Centrums (DNVC) ist. „Zusätzlich bleibt die Gabe eines gerinnsellösenden Medikaments über die Vene eine effektive Therapieoption, die oft auch in Kombination mit der mechanischen Thrombektomie durchgeführt wird“, so Prof. Pütz.
Der hämorrhagische Schlaganfall, bei dem ein Blutgefäß im Gehirn reißt und es zu einer Blutung kommt, stellt die zweite Hauptform des Schlaganfalls dar. Abhängig von der Lage und Ursache der Blutung können das betroffene Gefäß und die Blutansammlung behandelt werden, um das Risiko von Nachblutungen und Hirnschäden zu reduzieren. „Aktuelle Studien zeigen, dass insbesondere die frühe Ausräumung bestimmter Gehirnblutungen mithilfe minimal-invasiver Techniken die Überlebenschancen der Patientinnen und Patienten signifikant verbessert und den klinischen Verlauf positiv beeinflusst“, sagt Prof. Ilker Eyüpoglu, Direktor der Neurochirurgischen Klinik und seit Mai 2024 Direktor des DNVC.
DNVC koordiniert überregionales Netzwerk
Das DNVC übernimmt als koordinierendes Zentrum, gemeinsam mit seinen Partnerkliniken im neurovaskulären Netzwerk (SOS-NET) in der Region Ostsachsen und Südbrandenburg, die flächendeckende, qualitativ hochwertige Versorgung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten sowie von Patientinnen und Patienten mit neurovaskulären Erkrankungen. Mit dem telemedizinischen Schlaganfallnetzwerk SOS-TeleNET sind zudem auch internistische Kliniken in das Netzwerk eingebunden. „Neben der stationären und ambulanten Versorgung am Uniklinikum Dresden hat das DNVC mit seinen Partnern im SOS-NET und SOS-TeleNET eine überregionale Versorgungsstruktur etabliert, die eine bestmögliche Therapie und Nachsorge von Schlaganfallpatientinnen und -patienten ermöglicht“, sagt Prof. Volker Pütz. „Unser Engagement reicht weit über die unmittelbare Patientenversorgung hinaus: Wir setzen uns intensiv in den Bereichen Forschung, Lehre sowie Aus- und Weiterbildung ein, um die Behandlung und das Verständnis neurovaskulärer Erkrankungen stetig zu verbessern“, ergänzt Prof. Eyüpoglu. „Die leitliniengerechte und auf den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende neurochirurgische operative sowie neuroradiologische katheterbasierte Behandlung von Aneurysmen, Gefäßmalformationen oder oberflächlichen Blutungen ergänzen die umfassende Schlaganfallbehandlung des DNVC“, fügt Dr. Kaiser hinzu.
Große Bedeutung der Früherkennung und schnellen Behandlung
Anlässlich des Welt-Schlaganfall-Tages an diesem Dienstag (29. Oktober 2024) unterstreichen die Dresdner Medizinerinnen und Mediziner des Uniklinikums die Bedeutung der Früherkennung und schnellen Behandlung von Schlaganfällen. „Der Welt-Schlaganfalltag erinnert weltweit daran, dass Schlaganfälle eine der führenden Ursachen für Tod und Behinderungen sind und betont die Wichtigkeit von Prävention, Aufklärung und innovativen Behandlungsmethoden“, sagt Zentrumsleiter Prof. Eyüpoglu. Das Dresdner Neurovaskuläre Centrum sieht es als seine Aufgabe, sowohl regional als auch international zur Schlaganfallversorgung und -forschung beizutragen, um die Überlebens- und Erholungsraten von Betroffenen weiter zu verbessern. Mit der fortlaufenden Entwicklung neuer Therapiekonzepte und der engen Zusammenarbeit innerhalb des SOS-NET ist das Zentrum ein wichtiger Akteur im Kampf gegen den Schlaganfall.
Schlaganfallpatient: „Schnelles Erkennen war meine Rettung“
2023 wurden am Uniklinikum Dresden insgesamt 1.759 Schlaganfallpatientinnen und -patienten durch das interdisziplinäre Team des DNVC aus den Bereichen Neuroradiologie, Neurologie und Neurochirurgie versorgt. Im Herbst 2018 wurde auch Sebastian Römisch nach einem schweren Schlaganfall der rechten Gehirnhälfte und Lähmung der linken Körperseite am Uniklinikum behandelt. Dass der 56-jährige Berufsmusiker im Orchester der Staatskapelle Dresden heute wieder Oboe spielen kann, verdankt er nicht zuletzt dem schnellen Reagieren seiner Frau. „Sie hat an diesem Tag schon am Telefon gemerkt, dass bei mir das Sprechen nicht mehr richtig funktioniert“, erinnert sich Sebastian Römisch. „Als sie nach Hause kam, bemerkte sie gleich, dass ich auf einer Körperseite gelähmt war und hat sofort den Notarzt gerufen.“ „Die Halbseitlähmung ist ein typisches Symptom für eine Durchblutungsstörung und einen Schlaganfall“, erklärt Prof. Pütz, „ebenso wie Sprach- und Sehstörungen“. Hoher Blutdruck, Fettstoffwechselstörungen, zu wenig Bewegung, zu viel Stress – all das sind typische Faktoren, die zu einem Schlaganfall führen können und die damals auch das Leben von Sebastian Römisch prägten. „Ich selbst habe nie damit gerechnet, und das war mein Fehler“, sagt er heute.
Im Uniklinikum wird der Schlaganfall von Sebastian Römisch mittels systemischer Lysetherapie und endovaskulärer Therapie, also durch das Innere der Gefäße, behandelt. In der Halsschlagader auf der rechten Seite wird ein Stent eingesetzt, das Blutgerinnsel im Gehirn anschließend mechanisch abgesaugt. Noch in der Klinik macht er die ersten Gehversuche, in der Reha unterstützen ihn Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie auf seinem Weg zurück in ein fast normales Leben. „Ich bin sehr, sehr dankbar dafür.“ Bis auf kleinere Einschränkungen beim Gehen oder mit der linken Hand gehe es ihm inzwischen sehr gut. Er ist wieder in seinem Beruf als jetzt 2. Oboist in der Sächsischen Staatskapelle Dresden tätig. „Ich habe meinen Lebensstil geändert: weniger Stress, mehr Bewegung, gesündere Ernährung.“ Ein Beispiel, das Mut macht.