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Multiple Sklerose
Evobrutinib bei RRMS nicht Teriflunomid überlegen
Original Titel:
Safety and efficacy of evobrutinib in relapsing multiple sclerosis (evolutionRMS1 and evolutionRMS2): two multicentre, randomised, double-blind, active-controlled, phase 3 trials
- Bruton’s Tyrosinkinase-Inhibitoren (BTKI) Evobrutinib bei RRMS?
- Analyse über 2 Phase-3-Studien mit 2 290 MS-Patienten
- Häufiger schwerwiegende unerwünschte Ereignisse mit Evobrutinib
- Speziell Leberwerte häufiger problematisch
- Vergleichbare Wirksamkeit zu Teriflunomid, aber mehr Sicherheitsrisiken
DGP – Die Wirksamkeit von BTKi Evobrutinib zur Behandlung von schubförmiger Multipler Sklerose ist nicht der von Teriflunomid überlegen, zeigte eine Analyse über 2 Phase-3-Studien. Jedoch kam es zu mehr Problemen mit dem BTKi speziell mit Blick auf die Leberfunktion.
Evobrutinib gehört zur Klasse der Bruton’s Tyrosinkinase-Inhibitoren (BTKI). Der Wirkstoff zeigte sich in einer Phase 2 Studie als vielversprechend zur Behandlung von schubförmig-remittierender Multipler Sklerose (relapsing remitting multiple sclerosis, RRMS). Die vorliegende Analyse über zwei Phase-3-Studien ermittelte die Sicherheit und Wirksamkeit von Evobrutinib im Vergleich zum etablierten Wirkstoff Teriflunomid bei Personen mit RRMS.
Bruton’s Tyrosinkinase-Inhibitoren (BTKI) Evobrutinib bei RRMS?
Die klinischen Studien der Phase 3 evolutionRMS1 und evolutionRMS2 wurden multizentrisch, randomisiert, doppelblind, mit aktiver Kontrolle und im double-dummy-Verfahren in 701 MS-Zentren und neurologischen Kliniken in 52 Ländern durchgeführt. Studienteilnehmer waren erwachsene RRMS-Patienten im Alter von 18 – 55 Jahren mit Behinderungsgraden (Expanded Disability Status Scale, EDSS) von EDSS 0,0 – 5,5. Die Patienten erhielten zur oralen Einnahme entweder Evobrutinib (45 mg zweimal täglich plus Teriflunomid-Placebo einmal täglich) oder Teriflunomid (14 mg einmal täglich mit Evobrutinib-Placebo zweimal täglich). Die Analyse fokussierte primär auf die jährliche Schubrate über bis zu 156 Wochen.
Analyse über 2 Phase-3-Studien mit 2 290 MS-Patienten
Die abschließende Analyse umfasste 2 290 Studienteilnehmer mit Datenaufnahme zwischen June 2020 und Oktober 2023. In der Studie evolutionRMS1 erhielten 1 124 Patienten einen der Wirkstoffe (Evobrutinib: n = 560; Teriflunomid: n = 564), in der Studie evolutionRMS2 konnten abschließend 1 166 Patienten mit Behandlung betractet werden (Evobrutinib: n = 583; Teriflunomid: n = 583). Die meisten Teilnehmer (66,8 – 67,2 %) waren Frauen. Die jährlichen Schubraten unterschieden sich nicht zwischen den Wirkstoffen.
Jährliche Schubraten
- evolutionRMS1:
- Evobrutinib: Schubrate: 0,15; 95 % Konfidenzintervall, KI: 0,12 – 0,18
- Teriflunomid: Schubrate: 0,14; 95 % KI: 0,11 – 0,18
- Risk Ratio, RR: 1,02; 95 % KI: 0,75 – 1,39; p = 0,55
- evolutionRMS2
- Evobrutinib: Schubrate: 0,11; 95 % KI: 0,09 – 0,13
- Teriflunomid: Schubrate: 0,11; 95 % KI: 0,09 – 0,13
- RR: 1,00; 95 % KI: 0,74 – 1,35; p = 0,51
Die Autoren fanden vergleichbar häufig unerwünschte Ereignisse im Rahmen der Behandlung mit beiden Wirkstoffen. Unter Evobrutinib kam es bei 976/1 140 Patienten (85,6 %), unter Teriflunomid bei 999/1 146 Patienten (87,2 %) zu unerwünschten Ereignissen. Die häufigsten Ereignisse waren COVID-19 (Evobrutinib: n = 223; 19,6 %; Teriflunomid: n = 223; 19,5 %), erhöhte Leberwerte (Alaninaminotransferase: Evobrutinib: 15,2 %; Teriflunomid: 17,8 %; Aspartataminotransferase: Evobrutinib: 9,6 %; Teriflunomid: 11,4 %) und Kopfschmerz (Evobrutinib: 15,4 %; Teriflunomid: 15,4 %).
Unter Evobrutinib kam es häufiger zu schwerwiegenden, unerwünschten Ereignissen, nämlich in 86 Fällen (7,5 %) im Vergleich zu 64 Fällen (5,6 %) mit Teriflunomid. Speziell in den ersten 12 Wochen überschritten die Leberwerte die Obergrenze der Normwerte häufiger mit Evobrutinib um mehr als das 5-fache als mit Teriflunomid (Evobrutinib: n = 55; 5,0 % vs. Teriflunomid: n = 9; < 1 %).
Vergleichbare Wirksamkeit zu Teriflunomid, aber mehr Sicherheitsrisiken
Die Autoren schließen, dass die Wirksamkeit von Evobrutinib nicht der von Teriflunomid überlegen war. Die Sicherheitsdaten, speziell mit Blick auf Leberfunktion, zusammen mit den Ergebnissen zur Wirksamkeit sprechen nicht für einen Einsatz von Evobrutinib bei Patienten mit schubförmig-remittierender MS.
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