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Treat-to-Target: Psoriasis-Arthritis bestmöglich behandeln geht nur gemeinsam
Original Titel:
Implementation of the Treat-to-Target Concept in Evaluation of Psoriatic Arthritis Patients
- Psoriasis-Arthritis: Gelenk- und Organ-Schädigung bei unzureichender Behandlung
- Therapieziel: Remission (Symptomfreiheit) oder niedrige Krankheitsaktivität
- Treat-to-Target-Ansatz umfasst Einschätzung der Krankheitsaktivität und, wenn nötig, Anpassung der Therapie
- Analyse von 117 Patienten: Stimmt die Therapie mit Treat-to-Target überein?
- In 35 % der Fällen Unter- oder Überschätzung der Krankheitsaktivität
- Bessere Einbeziehung der Patienten notwendig
DGP – Das Erreichen der Remission, der Symptomfreiheit, ist wesentliches Ziel der Therapie bei Psoriasis-Arthritis (PsA). Wie gut dieses Ziel im Alltag erreicht wird und woran es hapert, ermittelten Wissenschaftler nun anhand von 117 Patienten. Demnach sollten Patienten-berichtete Beschwerden oder Symptome häufiger in die Therapieentscheidung mit einbezogen werden, um eine optimale Behandlung der PsA zu ermöglichen.
Mit Treat-to-Target bezeichnet man die Behandlungsstrategie, bei der auf ein frühzeitiges Aufhalten chronischer Erkrankungen mit effektiven Medikamenten abgezielt wird. Gerade bei Erkrankungen wie der Psoriasis-Arthritis (PsA), die unbehandelt zu Schädigungen von Organen und Gelenken führt, ist das Erreichen der Remission, also der Symptomfreiheit, wesentlich für den Erhalt von Lebensqualität und Funktionalität. Daher wurde der Treat-to-Target-Ansatz auch im Management der PsA eingeführt.
Treat-to-Target-Ansatz bei Psoriasis-Arthritis: Ziel ist die Symptomfreiheit
Die vorliegende Studie ermittelte, wie gut sich das Treat-to-Target-Konzept im alltäglichen PsA-Management durch Nutzung mehrerer zusammengefasster Krankheitsaktivitäts-Aspekte (Komposit-Score) im Vergleich zu einzig klinischer Einschätzung umsetzen lässt. Wesentlich bei einer korrekten Umsetzung von Treat-to-Target und enger Krankheitskontrolle ist die Anpassung einer laufenden Behandlung, wenn sich Hinweise ergeben, dass keine Remission vorliegt oder die Krankheitsaktivität nicht niedrig ist.
In die Studie wurden Patienten einer longitudinalen PsA-Kohorte aufgenommen, die erstmalig 2016 – 2017 in der untersuchenden Klinik vorstellig wurden. Klinische Aufzeichnungen des behandelnden Rheumatologen wurden von einem unabhängigen Rheumatologen mit Blick auf Krankheitsaktivität, Therapieänderungen aufgrund der klinischen Einschätzung und Argumentation analysiert. Therapieänderungen wurden schließlich mit den zusammengefassten Krankheitsaktivitäts-Parametern minimaler Krankheitsaktivität MDA (Minimal Disease Activity) und PsA-spezifische Krankheitsaktivität DAPSA (Disease Activity Index for Psoriatic Arthritis), also einem Komposit-Score, verglichen. MDA-Werte ab 5 und höher zeigten hier eine niedrige Krankheitsaktivität oder Remission an, ebenso wie ein DAPSA-Wert von 14 und niedriger.
Therapieentscheidungen analysiert: Ärztliche Einschätzung versus formale Skalen
117 PsA-Patienten, davon 65,5 % Frauen, im durchschnittlichen Alter von 58,4 (+/- 13,6 Jahre), nahmen an der Untersuchung teil. Die klinische Einschätzung des behandelnden Rheumatologen stimmte bei 76 Patienten (65,5 %) mit der minimalen Krankheitsaktivität (MDA) und bei 74 Patienten (64,9 %) mit der PsA-spezifischen Krankheitsaktivität DAPSA überein. Ob behandelnder Arzt und der MDA-DAPSA-Komposit-Score übereinstimmten, stand nicht mit Faktoren wie Patientenalter, Geschlecht, Alkohol- oder Tabak-Konsum oder dem jeweils eingesetzten Medikament in Zusammenhang.
Uneinigkeit zwischen ärztlicher Einschätzung und MDA wurde in 40 Fällen (34,5 %) festgestellt. In 30 dieser Fälle wurde der MDA-Status überschätzt, da die Patienten-berichtete Ergebnisse (patient reported outcomes, PRO) nicht mit einbezogen wurden. In jedem 4. Fall mit Therapieänderung wurde hingegen der MDA unterschätzt, wenn Patienten lediglich ein einziges Gelenk mit aktiver Erkrankung oder Entzündungen des Sehnen-Knochen-Übergangs (Enthesitis) aufwiesen.
Zu einer Unterschätzung der Krankheitsaktivität auf Basis der DAPSA kam es in 22 Fällen. Dabei wurden besonders die Zahl schmerzender Gelenke, die Schmerzeinschätzung durch die Patienten (Schmerz-Visuelle Analogskala) und der Level des Entzündungsmarkers CRP (C-reaktives Protein) im Blut übersehen oder unterbewertet.
Optimale Behandlung der PsA erfordert bessere Einbindung der Patienten
In der hier untersuchten Patientengruppe kam es somit bei etwa 65 % der PsA-Patienten zu übereinstimmenden Einschätzungen im Sinne des Treat-to-Target-Ansatzes durch den klinischen Eindruck des behandelnden Rheumatologen und formalen Komposit-Scores zur Krankheitsaktivität. Zu Fehleinschätzungen im ärztlichen Eindruck der Krankheitsaktivität kam es besonders, wenn Patienten-berichtete Aspekte nicht in die Entscheidung mit einbezogen und objektive Befunde stärker gewichtet wurden. Die Autoren betonen, dass Patienten-berichtete Symptome und Beschwerden im Alltag stärker in die Einschätzung der Krankheit einfließen sollten. Jedoch mangelt es bislang, so die Experten, an einfachen, im Praxisalltag praktikablen Krankheitsaktivitäts-Maßen für die PsA.
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