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Zu häufig Schmerzmittel, zu wenig wirksame Rheumatherapie?
Original Titel:
Analgesic prescribing in patients with inflammatory arthritis in England: an observational study using electronic healthcare record data
- Wie werden Patienten mit rheumatoider Arthritis, Psoriasis-Arthritis und axialer Spondyloarthritis behandelt?
- Verschreibung von Schmerzmitteln bei entzündlichen Arthritiden in Großbritannien häufig
- Geringere Verschreibungen oraler, nicht-steroidaler, antiinflammatorischer Medikamente
- Viele Patienten erhielten langfristige Opioid-Verschreibungen
DGP – Internationale Daten legen nahe, dass Patienten mit entzündlichen Arthritis-Erkrankungen häufig Schmerzmittel wie Opiate verschrieben bekommen, obwohl wissenschaftlich wenig für und vieles gegen eine solche Schmerzlinderung spricht. Auch britische Daten zeigen nun, dass eine große Zahl der Patienten offenbar unzureichend antirheumatisch behandelt ist und somit auf scheinbar lindernde Behandlungen zurückgreift, die jedoch nicht die Grunderkrankung effektiv eindämmen und zugleich mit verschiedenen Behandlungsrisiken einhergehen.
Chronische-entzündliche Erkrankungen, bei denen die Gelenke betroffen sind, sind häufig schmerzhaft. Internationale Daten legen nahe, dass Patienten mit entzündlichen Arthritis-Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis (RA), Psoriasis-Arthritis (PsA) oder axialer Spondyloarthritis (SpA) häufig Schmerzmittel wie Opiate verschrieben bekommen, obwohl tatsächlich aus wissenschaftlicher Sicht wenig für und vieles gegen eine solche Schmerzlinderung spricht.
Schmerzmittel bei rheumatischen Gelenkerkrankungen
Wissenschaftler analysierten nun Schmerzmittel-Verschreibungen für Patienten mit RA, PsA und SpA in Großbritannien und verglichen diese mit Kontrollpersonen mit vergleichbarem Alter und Geschlecht und Behandlung in derselben Arztpraxis. Daten von 9 Arztpraxen der Allgemeinmedizin wurden zwischen 2000 und 2015 erfasst. Schmerzmittel-Verschreibungen wurden nach Medikamenten-Klassen (z. B. Opioide, Gabapentinoide und orale nicht-steroidale antiinflammatorische Medikamente, zu denen beispielsweise Ibuprofen oder Diclofenac gehören) gruppiert. Die Autoren bestimmt zudem die Häufigkeit der Verschreibungen (mind. 3 oder 1 – 2 Verschreibungen pro Jahr).
Verschreibungsanalyse in Großbritannien
Im Jahr 2000 wurden 594 Arthritis-Patienten und 2 652 Kontrollpatienten identifiziert, die in den betrachteten Praxen behandelt wurden. Diese Zahl stieg im Jahr 2015 auf 1 080 Arthritis-Patienten und 4 703 Kontrollpatienten. In den gesamten Jahren erhielt die Mehrzahl der Patienten (65,3 % – 78,5 %) Schmerzmittel. Bei den Kontrollpatienten erhielten zwischen 37,5 % und 41,1 % eine solche Verschreibung. Die Zahl der Patienten mit Opioid-Rezept sank zwischen 2000 und 2015, jedoch erhielten 2015 dennoch immer noch 45,4 % der Patienten (95 % Konfidenzintervall, KI: 42,4 % – 48,4 %) mindestens ein solches Rezept im Jahr und 32,9 % (95 % KI: 29,8 % – 36,0 %) mindestens 3 Opioid-Rezepte im Jahr. Gabapentinoid-Rezepte für Patienten mit RA, PsA oder SpA stiegen von 0 % im Jahr 2000 auf 9,5 % im Jahr 2015. Die nicht-steroidalen Entzündungshemmer wurden hingegen im Jahr 2000 noch der Hälfte der Patienten verschrieben (53,7 %), im Jahr 2015 jedoch nur noch jedem 4. (25,0 %). Über alle Jahre hinweg erhielten RA-Patienten häufiger Schmerzmittel-Rezepte als PsA- oder SpA-Patienten. Die Zahl der Arthritis-Patienten mit Schmerzmittel-Rezept war über alle Jahre 1,7 – 2,0 mal höher als die Zahl der entsprechenden Kontrollpatienten.
Bis zu 78,5 % erhielten Schmerzmittel, 45 % Opioide
Die Autoren schließen, dass Patienten mit einer entzündlichen Gelenkerkrankung wie RA, PsA und SpA sehr häufig Schmerzmittel erhalten. Dies bedeutet, so die Experten, dass eine große Zahl der Patienten offenbar unzureichend antirheumatisch behandelt ist und somit auf scheinbar lindernde Behandlungen zurückgreift, die jedoch nicht die Grunderkrankung effektiv eindämmen und zugleich mit verschiedenen Behandlungsrisiken einhergehen. Die Autoren betonen daher, dass sowohl Betroffene als auch behandelnde Ärzte, sowohl in Allgemein- als auch rheumatologischen Praxen, möglicherweise bestehende Schmerzen häufiger ansprechen sollten, um eine zielgerichtete, optimale Therapie zu erreichen.
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