Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen
Zum Weltbevölkerungstag am 11. Juli: Zahl der Länder mit niedrigen Geburtenraten hat weltweit stark zugenommen
Im globalen Durchschnitt bekommen Frauen im Laufe ihres Lebens 2,3 Kinder. Zum Vergleich: Anfang der 1960er lag die zusammengefasste Geburtenziffer noch bei rund 5 Kindern pro Frau. Damit die Kindergeneration die der Eltern zahlenmäßig ersetzt, bedarf es einer Geburtenziffer von 2,1 Kindern pro Frau – dieser Wert wird als Bestandserhaltungsniveau bezeichnet. Wie Berechnungen aus dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) auf Basis von UN-Zahlen zeigen, lebt die Mehrheit aller Menschen heute in einem Land, dessen Geburtenziffer bereits unter das Bestandserhaltungsniveau gesunken ist. In Deutschland ist dies bereits seit 1970 der Fall.
Beim Übergang zu niedrigen Geburtenraten war aus globaler Sicht Serbien einer der Vorreiter: Dort sank die Geburtenziffer bereits 1957 dauerhaft unter den Wert von 2,1 Kindern je Frau. Dänemark und Finnland unterschritten das Bestandserhaltungsniveau 1969. Damals lebten erst zehn Prozent aller Menschen in einem Land mit einer Geburtenziffer unterhalb des Bestandserhaltungsniveaus. In der Folgezeit fielen weitere einwohnerstarke Nationen unter die Marke von 2,1, so zum Beispiel die USA (1972), Südkorea (1984), China (1991) oder Brasilien (2003). Mit Indien hat seit 2020 auch das mittlerweile bevölkerungsreichste Land der Erde das Niveau der Bestandserhaltung unterschritten. „Heute leben rund 5,4 Milliarden Menschen in Ländern, in denen Frauen weniger als 2,1 Kinder bekommen. Das entspricht bereits rund 68 Prozent der Weltbevölkerung“, fasst die Demografin Dr. Elke Loichinger vom BiB die Entwicklung zusammen.
In den kommenden Jahren rechnen die Forschenden damit, dass der Anteil der Weltbevölkerung in Ländern unterhalb des Bestandserhaltungsniveaus nicht mehr so stark steigen wird wie zuletzt. So dürften bis zum Jahr 2070 nur weitere 4 Prozent der Weltbevölkerung dazukommen. Das liegt vor allem daran, dass die Vereinten Nationen für einige bevölkerungsreiche Länder südlich der Sahara einen Rückgang unter diese Marke erst gegen Ende des Jahrhunderts erwarten. Allerdings gilt diese Aussage mit Einschränkungen: „Die Unsicherheit solcher Vorausberechnungen nimmt zu, je weiter man in die Zukunft blickt“, meint Loichinger. „Berechnungen anderer Institutionen gehen von einem schnelleren Übergang in die Phase unterhalb der Bestandserhaltung aus.“
Sinkt das Geburtenniveau auf unter 2,1 Kindern je Frau, wirkt sich das erst zeitversetzt auf die Bevölkerungsgröße aus: „Aufgrund der jungen Altersstruktur wächst eine Bevölkerung zunächst weiter an, auch wenn die Fertilität sinkt“, erklärt Loichinger. Forschende sprechen hierbei von der „demografischen Trägheit“.