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Roemer-Forschungspreis für Psychosomatik für UMG-Psychokardiologin
Dr. Monika Sadlonova aus Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) mit dem Roemer-Forschungspreis der Hans-Roemer-Stiftung und des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin ausgezeichnet. Preis für beste Arbeit, die die Integration psychosomatischer Fragestellungen in die klinischen Fächer der Medizin fördert.
(umg) Dr. Monika Sadlonova, Oberärztin in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, in der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie sowie in der Klinik für Geriatrie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), hat den Roemer-Forschungspreis für Psychosomatik erhalten. Mit dem Preis würdigen die Hans-Roemer-Stiftung und das Deutsche Kollegium für Psychosomatische Medizin wissenschaftliche Arbeiten, die die Integration psychosomatischer Fragestellungen in klinische Fächer fördern. Die Preisverleihung fand während der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin Anfang Mai 2023 in Berlin statt. Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert.
In der ausgezeichneten Studie „Intervention for CABG to Optimize Patient Experience“ (I-COPE) wurde geprüft, ob eine zusätzliche Unterstützung der Patient*innen in der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der UMG im Klinikalltag umsetzbar ist. Insbesondere ging es dabei um die Frage, ob dadurch der Heilungsverlauf nach einer Bypass-Operation verbessert werden kann. Die Ergebnisse der Studie wurden im Februar 2022 im European Journal of Cardio-Thoracic Surgery, dem offiziellen Journal der European Association of Cardio-Thoracic Surgery (EACTS), veröffentlicht.
Die Studie
Neunzig Patient*innen wurden zwischen Januar 2019 und April 2020 in die Studie aufgenommen und nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt zwischen der stationären Aufnahme und der Operation zwei psychologische Beratungsgespräche. Im Mittelpunkt dieser Gespräche standen die Erwartungen und Befürchtungen der Patient*innen bezüglich der Operation und vor allem für die Zeit danach. Dabei ging es vor allem darum, die Selbstwirksamkeitserwartungen, das heißt, das Vertrauen in ihre Selbstheilungskräfte für den Heilungsprozess, zu fördern. „Nach der Operation haben wir die Patient*innen auf der Intensivstation und anschließend auf der Normalstation besucht, um sie bei der Verarbeitung der Operationserfahrung und bei der konkreten Planung der kommenden Zeit zu unterstützen. Ein weiterer telefonischer Kontakt erfolgte sechs Wochen nach der Entlassung“, sagt Dr. Sadlonova.
Die zweite Patient*innen-Gruppe erhielt zusätzlich zu der psychologischen Begleitung eine multimodale Behandlung während des stationären Aufenthalts. Neben einer morgendlichen Lichttherapie, bekamen die Patient*innen lärmreduzierende Kopfhörer mit der Möglichkeit, Musik zu hören. Zudem erhielten sie Schlafmasken für die Nacht sowie, bei Interesse, eine Virtual-Reality-Brille zur Ansicht von Landschaften. Diese Maßnahmen sollten mögliche stressauslösende Einflüsse durch den Klinikaufenthalt abfedern und dazu beitragen, den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus effektiv aufrechtzuerhalten. Die dritte Gruppe diente als Kontrollgruppe.
„Es stellte sich heraus, dass die Patient*innen, die einer der beiden Behandlungsgruppen zugeordnet worden waren, im Durchschnitt mehr als zwei Tage früher aus der Klinik entlassen werden konnten als die Patient*innen in der Kontrollgruppe. Außerdem waren sie stärker davon überzeugt, den Heilungsprozess selbst beeinflussen zu können“, fasst Dr. Sadlonova zusammen. Jedoch konnten weder zum Entlassungszeitpunkt, noch bei einer Nachuntersuchung sechs Monate nach der Operation klare Einflüsse der Behandlungsmaßnahmen auf die Lebensqualität oder auf die Konzentration von Entzündungsmarkern im Blut der Patient*innen nachgewiesen werden. „Die Studienergebnisse zeigen dennoch, dass eine individuelle psychologische Begleitung die Selbstwirksamkeitserwartungen von Bypass-Patient*innen fördert und der Klinikaufenthalt durch die zusätzlichen Angebote verkürzt werden kann“, so Dr. Sadlonova.
Die in der I-COPE-Studie durchgeführten psychologischen Gespräche wurden bereits in die klinische Routine der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der UMG integriert. Darüber hinaus können Patient*innen auf der herzchirurgischen Intensivstation zur Lärmreduktion spezielle Kopfhörer nutzen. „Wissenschaftlich haben wir die psychologischen Gespräche und Erfahrungen aus der I-COPE Studie in die bundesweite PRECOVERY Studie übernommen. In dieser Studie wird untersucht, wie sich der Gesundheitszustand von älteren, herzkranken Patient*innen bereits vor einem geplanten operativen Eingriff am Herzen durch eine gezielte und ganzheitliche Vorbereitung langfristig verbessern lässt. Zudem planen wir digitale Behandlungsmaßnahmen, um Patient*innen vor kardialen Eingriffen im Vorfeld besser vorzubereiten“, sagt Dr. Sadlonova.
Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der UMG: „Ich gratuliere Frau Dr. Sadlonova ganz herzlich zu dieser Auszeichnung. Dank ihres Engagements konnten wir die Integration unseres Fachbereichs Psychosomatik in die Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie weiterentwickeln. Diese enge Zusammenarbeit kommt schließlich unseren Patient*innen zugute.“
Originalpublikation:
Monika Sadlonova, Jonas Nagel, Svenja Becker, Sophie Neumann, Julia Staab, Thomas Meyer, Christopher M Celano, Hermioni L Amonoo, Stella V Fangauf, Christoph Herrmann-Lingen, Ingo Kutschka, Martin Friedrich. Feasibility and preliminary efficacy of perioperative interventions in patients undergoing coronary artery bypass grafting: the randomized controlled I-COPE trial. European Journal of Cardio-Thoracic Surgery. 2022 Feb 7; PMID: 35137022, doi: 10.1093/ejcts/ezac041