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Die Schaufensterkrankheit: Rechtzeitig vorbeugen!

Von der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, eine fortschreitende Verengung üblicherweise der Beinarterien, sind Millionen Deutsche betroffen. Eine frühzeitige Erkennung ist die Voraussetzung dafür, das Risiko schwerwiegender Auswirkungen deutlich zu senken. Und eine gesunde Lebensführung, insbesondere der Verzicht auf das Rauchen, steigert die Chance, überhaupt nicht zu erkranken.

Düsseldorf (ukd/joe).Bis zu acht Millionen Menschen in Deutschland leiden unter der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). Diese Zahl nennt die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin. Geläufiger ist die Erkrankung unter den Namen „Schaufensterkrankheit“ oder – etwas spitzer und bezogen auf ein spätes Krankheitsstadium – als „Raucherbein“. Angesichts der hohen Zahl an Betroffenen ist Prof. Dr. Hubert Schelzig, Direktor der Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie an der Uniklinik Düsseldorf, verwundert darüber, dass nicht eingehender über die pAVK diskutiert wird. „Es ist vielen nicht bewusst, was für eine hohe Krankheitslast das ist“, so der Gefäßchirurg. Weltweit gebe es weit mehr als 200 Millionen Betroffene. Eine Volkskrankheit, von der mehr Männer als Frauen und eher ältere als jüngere Patientinnen und Patienten betroffen sind.

Was sind Ursachen für eine pAVK? 

Zugrunde liegen Fett- und Kalkablagerungen (Arteriosklerose), die die Gefäße verengen. Dies verhindert eine ordnungsgemäße Versorgung des Gewebes in den Beinen mit Nährstoffen und Sauerstoff. Verantwortlich sind in einem großen Anteil der Fälle das Rauchen, Übergewicht, oftmals kombiniert mit Bewegungsmangel. Aber auch chronische Erkrankungen wie Diabetes oder ein unbehandelter Bluthochdruck können eine pAVK nach sich ziehen. Eine Arteriosklerose wirkt sich nicht nur auf die Gefäße in den Beinen aus. Oftmals sind auch Arterien in anderen Körperregionen betroffen – also auch im Bereich des Herzens oder des Gehirns. Das kann zur Koronaren Herzerkrankung, Herzschwäche, zum Herzinfarkt aber auch zum Schlaganfall führen.

In der Anfangsphase einer pAVK machen sich selten Symptome bemerkbar. „Erst später treten bei Belastung – also zum Beispiel beim Gehen – Muskelschmerzen auf, so dass Betroffene eine Pause einlegen müssen“, erklärt Prof. Schelzig. Wer unter einer pAVK leidet, muss beim Stadtbummel hin und wieder vor Schaufenstern halt machen, damit sich die Beine erholen können. Daher der Name „Schaufensterkrankheit“.

Was mit einer Einschränkung des Funktionsstoffwechsels beginnt, die sich über Muskelschmerzen oder schlecht heilende Wunden bemerkbar macht, kann sich zu einem Zusammenbruch des Erhaltungsstoffwechsels ausweiten. Ist eine Arterie gänzlich verstopft, wird das dahinter liegende Gewebe nicht mehr versorgt und stirbt ab. Es bildet sich eine sogenannte Nekrose.

Bei der pAVK handelt es sich um eine nicht heilbare System-Erkrankung. Die Auswirkungen lassen sich aber mit den Mitteln der modernen Medizin aufhalten – vorausgesetzt die Betroffenen begeben sich rechtzeitig in ärztliche Obhut. „Leider sehen wir in unserer Wundsprechstunde, die wir seit rund zwölf Jahren gemeinsam mit der Klinik für Dermatologie anbieten, immer wieder Fälle in späteren Krankheitsstadien“, sagt Prof. Schelzig. „Wir setzen uns dann fachübergreifend mit den unmittelbaren Effekten der Erkrankung auseinander.“ Im Zuge der Therapie können weitere Fachabteilungen der Uniklinik Düsseldorf hinzugezogen werden. So kooperieren unter dem Dach des Universitären Herz- und Gefäßzentrums die Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie mit der Radiologie, mit der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie sowie mit der Klinik für Neurologie und der angeschlossenen Stroke Unit. „Damit können wir Patientinnen und Patienten mit einer pAVK unabhängig vom Krankheitsstadium eine über Fachgrenzen abgestimmte, individuell zugeschnittene Therapie anbieten“, so Prof. Schelzig.

Eine Therapie sollte jedoch im Idealfall so früh wie möglich ansetzen. „Mit einer Umstellung auf einen gesunden Lebensstil, viel Bewegung und gegebenenfalls der Einnahme von Medikamenten wie Thrombosehemmern oder Cholesterinsenkern kann das Risiko, dass sich eine pAVK lebensbedrohlich auswirkt, massiv gesenkt werden“, sagt Prof. Schelzig. Erst im weiteren Verlauf der Erkrankung, wenn zum Beispiel deutliche Funktionseinschränkungen in den Beinen auftreten, seien endovaskuläre und/ oder chirurgische Verfahren das Mittel der Wahl. Dazu gehören zum Beispiel eine Aufweitung der verengten Arterie mit einem kleinen Ballon im Rahmen eines Kathetereingriffs (Ballondilatation), die Stabilisierung des Gefäßes mit einem Stent (Gitterröhrchen) oder aber eine Bypass-Operation, in deren Rahmen die Engstelle mit Hilfe eines körpereigenen Gefäßes überbrückt wird.

„Sowohl endovaskuläre als auch chirurgische Operationsmethoden, aber auch die Kombination aus beiden, werden fortlaufend weiterentwickelt und verfeinert, was dazu führt, dass die Behandlungsergebnisse immer besser werden“, sagt Prof. Schelzig. „Als Beispiel sei hier die Möglichkeit der endovaskulären Behandlung hochgradig verkalkter Gefäßverengungen mit Hilfe einer Ultraschallbehandlung aus dem Gefäßinnenraum – also via intravasalem Ultraschall – genannt, die am UKD als Standardmethode zur Verfügung steht.“

So senkt man das pAVK-Risiko:

  • Gesunde Ernährung, insbesondere fettreiche Speisen meiden
  • Nicht rauchen
  • Ausreichend Bewegung
  • Blutdruckwerte im Blick haben und ggfs. Bluthochdruck behandeln lassen
  • Bei Diabetes:  Blutzuckerwerte gut einstellen

Informationen zur Schaufensterkrankheit im Video:

In einem Video-Interview gibt Prof. Dr. Hubert Schelzig Hinweise, wie jede und jeder das Erkrankungsrisiko senken kann. Zudem beschreibt er die ersten Symptome und geht auf diagnostische und therapeutische Verfahren ein. https://www.youtube.com/watch?v=yXWKUSlOluk

Auch als Audio-Podcast unter „UKD Gesundheit“ auf allen großen Streaming-Plattformen abrufbar. https://open.spotify.com/episode/2d4U7NgkKixA25ZIFeVsed