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Jugendliche mit Prävention vor Drogenproblemen schützen

BerlinDer Cannabiskonsum unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat sich seit 2021 wenig verän­dert: Rund die Hälfte der Volljährigen hat die Droge schon einmal konsumiert. Dies hat die Drogenaffinitäts­studie 2023 der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ergeben.

Dass Prävention und Aufklärung insbesondere in der jungen Altersgruppe wichtig und notwendig sind, darauf machten heute Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen und Johan­nes Nießen, Errichtungsbeauftragter des Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BI­PAM) und Kommissarischer Leiter der BZgA, anlässlich des Weltdrogentages aufmerksam.

„Die meisten Menschen konsumieren Drogen nicht aus Spaß, sondern weil sie Probleme haben“, sagte Blie­nert. Dahinter steckten oft Ängste, Depressionen, psychische Erkrankungen, ein permanenter Suchtdruck. Die Akzeptanz, dass Sucht eine Erkrankung sei, sei nicht für alle direkt einleuchtend. Das liege jedoch auch an der Gesellschaft.

„Viele Menschen reden über Drogenkonsum nach wie vor, als ob es ein Tabu wäre und stigmatisieren Drogen­konsumierende“, so Blienert. „Doch niemand ist selbst schuld, wenn er an einer Suchterkrankung leidet“. Man müsse wegkommen von der Tabuisierung und gezielt Hilfen anbieten.

Der Weltdrogentag gebe nicht nur Anlass zu schauen, wer Drogen aus welchen Gründen konsumiere, sondern auch, wo die Drogen überhaupt herkommen und was auf dem Drogenmarkt passiere, machte Blienert deut­lich. Er verwies auf immer stärkere Drogen und psychoaktive Substanzen und besorgniserregende Entwick­lungen im synthetischen Bereich, die über den internationalen Markt auch in Deutschland ankämen.

„Allein ein Verbot reicht nicht aus, um die Menschen zu schützen, wir müssen ihnen Hilfestellungen geben“, sagte Blienert. Insbesondere vulnerable Gruppen müssten geschützt, unterstützt und gestärkt werden. Dafür müsse man schon bei den Kindern und Jugendlichen anfangen. Sie sollten möglichst früh Kompetenzen erlernen, um Lebensrisiken für sich persönlich einschätzen zu können.

„Starke Menschen, die ein starkes Selbstwertgefühl haben, sind am besten geschützt“, so Blienert. Prävention sei ein wesentlicher Baustein, der zuletzt auch durch die Regierung gestärkt worden sei.

Die neuen Daten der BZgA-Studie weisen darauf hin, dass der Cannabiskonsum unter den 18- bis 25-Jährigen seit 2021 nicht gestiegen ist. Hatte der Anteil derer, die schon einmal Cannabis konsumiert hatten, bei der vorausgegangenen Umfrage 2021 noch bei 50,8 Prozent gelegen, blieb er 2023 mit 47,2 Prozent auf einem ähnlichen Niveau. Unter den 12- bis 17-Jährigen hatten zuletzt 8,3 Prozent mindestens einmal Cannabis konsumiert.

Regelmäßig kiffen laut Umfrage aktuell acht Prozent der jungen Erwachsenen und 1,3 Prozent der Jugend­li­chen – das heißt, häufiger als zehnmal in den zurückliegenden zwölf Monaten. Bei 5,7 Prozent der Jugendli­chen und 13,6 Prozent der jungen Erwachsenen, die Cannabis konsumieren, gab es Hinweise auf problemati­schen Konsum, verbunden mit Gedächtnisschwierigkeiten oder Schulproblemen.

„Gut ist, dass die Mehrheit der Jugendlichen bewusst nicht regelmäßig Cannabis konsumiert“, sagte Blienert. „Damit wissen sie besser als manche Erwachsene, was riskant und gesundheitsschädlich ist“. Das bestärke auch das Herangehen an die regulierte Cannabisfreigabe für Erwachsene. „Weil es eben nicht primär um die Freiheit geht, etwas zu tun, sondern um mehr Schutz, mehr Hilfe und weniger Kriminalisierung mit all ihren negativen Folgen“, so Blienert.

Die Entkriminalisierung ist dem Bundesbeauftragten für Sucht- und Drogenfragen zufolge ein wesentlicher Baustein gewesen. Sie gebe Erwachsenen die Möglichkeit, in einem geschützten Umfeld Cannabis zu erhalten, das nicht auf dem Schwarzmarkt gestreckt wurde, etwa durch synthetische Stoffe. Der Schwarzmarkt sei vor der Teillegalisierung ein riesiges Problem gewesen, so Blienert. Diesen mit dem neuen Gesetz zurückzudrän­gen, sei eines der wesentlichen Ziele der Bundesregierung gewesen.

Die Teillegalisierung von Cannabis ermögliche daneben auch, an Schulen und Orten, wo sich Jugendliche aufhalten, offener über Drogen und deren Konsum zu sprechen, machte Blienert deutlich. „Denn von keiner Drogenpolitik kann verhindert werden, dass Drogen ausprobiert und gebraucht werden“, sagte er. Die Debatte über die Teillegalisierung sei richtig und sinnvoll gewesen. „Auch, um das Augenmerk darauf zu legen, dass es sich lohnt, Mühen in den Bereich der Prävention zu investieren“, so Blienert.

Da Jugendliche und junge Erwachsene durch den Konsum von Cannabis deutlich gefährdeter seien als ältere Erwachsene und sich ihr Gehirn noch im Reifungs- und Umbauprozess befinde, sei es wichtig, gezielt aufzu­klären, mahnte Nießen nach Vorstellung der Studienergebnisse an.

„Wer oft konsumiert, kann eine Abhängigkeit entwickeln. Die BZgA informiert daher gezielt junge Menschen über die Folgen des Cannabiskonsums – auch und gerade vor dem Hintergrund der Cannabislegalisierung für Volljährige“, sagte er. Für die Drogenaffinitätsstudie wurden nach Angaben der BZgA 7.001 junge Menschen im Alter von 12 bis 25 Jahren im Zeitraum von April bis Juni 2023 befragt.