Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen

VDBD fordert mehr Gesundheitsgerechtigkeit für Menschen mit Diabetes

Berlin – Über 14 Millionen Menschen in Deutschland leben in Armut und haben oft schlechteren Zugang zu medizinischer Versorgung, gesunder Ernährung und sauberer Umwelt. Sie leiden deutlich häufiger an chronischen Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 und Adipositas. Auf einer Online-Pressekonferenz des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD) am 18. September 2024, diskutieren Expert:innen, wie die aktuellen Gesundheitsreformen des Bundesgesundheitsministeriums die medizinische Versorgung gerechter gestalten könnten, insbesondere für über 8 Millionen Menschen mit Diabetes.

Anmeldung zur Pressekonferenz: https://attendee.gotowebinar.com/register/6411583695786004058

Der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen einkommensschwachen Männern und einkommensstarken Frauen beträgt bis zu 15 Jahre.1 Chronische Erkrankungen wie Diabetes treten häufiger bei Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status auf. Frauen mit geringem Bildungsstand haben dreimal häufiger Diabetes. Gleiches gilt für Adipositas, einem der größten Risikofaktoren für Diabetes mellitus.2/3 Diese Erkenntnisse sollten genutzt werden, um die Diabetesversorgung für alle zu verbessern und damit – unabhängig vom sozio-ökonomischen Status – mehr Gesundheitsgerechtigkeit  im Bereich Adipositas und Diabetes zu erreichen, so der VDBD.

Doch das Gegenteil zeichnet sich derzeit ab: Bewährte Versorgungseinheiten, wie diabetologische Fachkliniken, fallen komplett aus dem Raster der Leistungsgruppen des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG). Im ambulanten Bereich werden diabetologische Schwerpunktpraxen vor existenziellen Problemen stehen, sollten die im Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) peplanten Entlastungen für Hausärzt:innen wie die Jahrespauschalen zum Bumerang für Schwerpunktpraxen werden. Brechen stationäre und ambulante Diabetes-Einrichtungen weg, würde sich auch das Gefälle zwischen Versorgungstrukturen im ländlichen Raum und in der Stadt verschärfen – ein besorgniserregender Ausblick für strukturelle Gesundheitsgerechtigkeit und für chronisch kranke Menschen mit Diabetes.

Die drohenden Kürzungen betreffen auch das Berufsfeld der Diabetesberater:innen und Diabetesassistent:innen, die Betroffene dabei unterstützen, ihre Erkrankung besser zu verstehen und selbstständig zu managen. Von ihrer Arbeit profitieren vor allem Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz.

Auf der Online-Pressekonferenz des VDBD am 18. September 2024 berichten die Expert:innen, wie aus ihrer Sicht eine tragfähige Gesundheitsversorgung bei Volkskrankheiten wie Diabetes aussehen muss und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um mehr Gesundheitsgerechtigkeit in der Diabetesversorgung zu erreichen. So wird auch diskutiert, welche „Health in All Policies“-Strategien funktionabel erscheinen. Dabei wird ein Blick auf die so genannten kommunalen „Präventionsketten“ geworfen.

Literatur:

1Heidemann C, Scheidt-Nave C, (…), Gesundheitliche Lage von Erwachsenen in Deutschland – Ergebnisse zu ausgewählten Indikatoren der Studie GEDA 2019/2020-EHIS. Journal of Health Monitoring · 2021 6(3) DOI 10.25646/8456

2Schienkiewitz A, Kuhnert R, Blume M, Mensink G. Overweight and obesity among adults in Germany – Results from GEDA 2019/2020-EHIS. Journal of Health Monitoring. 2022 7(3), DOI 10.25646/10293

3Robert-Koch-Institut (2014). GBE Kompakt. Soziale Unterschiede in der Mortalität und Lebenserwartung. 2/2014. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsK/2014_2_soziale_unterschiede.pdf?, Abgerufen am 14.08.2024

Positionspapiere des VDBD:

Positionspapier: Diabetesberatung – eine übersehene Ressource in der Krankenhausreform

Positionspapier zum Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG)

Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) – VDBD appelliert:

Reformen zusammen denken und ambulante Versorgung stärken!

Über den Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e. V. (VDBD):

Als Verband der Diabetesberatungs- und Schulungskräfte VDBD stärken wir das Berufsbild der Diabetesfachkräfte im Gesundheitswesen und vertreten die Interessen unserer Mitglieder. Evidenzbasierte Diabetesschulung und -beratung hat zum Ziel, Menschen mit Diabetes zu befähigen, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten und ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Dabei unterstützen und begleiten Diabetesfachkräfte sie aktiv, alltagstaugliche Lösungen zu finden, ihre Gesundheitskompetenz zu stärken und ihr Selbstmanagement der chronischen Erkrankung zu optimieren.

Online-Pressekonferenz des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD)
 Gesundheit für alle?!
Wie schaffen wir mehr Gesundheitsgerechtigkeit in Deutschland?
 Termin: Mittwoch, den 18. September 2024, 11 bis 12 Uhr
Anmeldung: https://attendee.gotowebinar.com/register/6411583695786004058

Themen und Referierende:

Forschen für mehr Gesundheitsgerechtigkeit: Impulse für ein gleichberechtigtes Gesundheitswesen – am Beispiel Diabetes mellitus und Adipositas
Professorin Dr. habil. Claudia Luck-Sikorski
Lehrstuhl für Psychische Gesundheit und Psychotherapie, Präsidentin der SRH Hochschule für Gesundheit GmbH in Gera

Über 8 Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland – sind alle gleich gut versorgt? Ein Erfahrungsbericht aus der Diabetesberatung
Kathrin Boehm
Diabetesberaterin DDG und Vorsitzende des VDBD

Kombi-Pack Krankenhausreform und Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz: Fort- oder Rückschritt für die Versorgung von Menschen mit Diabetes?
Dr. Gottlobe Fabisch
Geschäftsführerin des VDBD

„Health in all Policies“: Wie Präventionsketten mehr Chancengleichheit in der Gesundheitsversorgung schaffen
Stefan Bräunling
Leiter der Geschäftsstelle des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit

Moderation: Christina Seddig, Pressestelle VDBD