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Agomelatin reguliert den Tag-Nacht-Rhythmus bei Depressionen
Original Titel:
Pooled Analysis of Four Non-Interventional Studies: Effectiveness and Tolerability of the Antidepressant Agomelatine in Daily Practice.
Schlaflosigkeit und ein gestörter Tag-Nacht-Rhythmus sind depressiven Patienten und ihren Angehörigen meist sehr vertraut. In der Forschung ist dieses Thema erst seit wenigen Jahren angekommen, hat jedoch schon neue Medikamente zur Behandlung von Depressionen hervorgebracht: Beispielsweise den Wirkstoff Agomelatin, der dem körpereigenen Hormon Melatonin verwandt ist, das unseren Tag-Nacht-Rhythmus steuert. Prof. Laux, Facharzt für Nervenheilkunde am Institut für Psychologische Medizin in Haag, ermittelte dazu mit seinen Kollegen verschiedener deutscher Kliniken in einer Übersichtsstudie die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Agomelatin bei depressiven Patienten.
Für die Übersichtsstudie fassten sie die Behandlungsergebnisse aus vier zwischen 2009 und 2013 durchgeführten Studien zusammen und analysierten diese. Insgesamt 9601 Patienten wurden 12 Wochen nach Beginn der Behandlung sowie in Untergruppen nach jeweils 6 Monaten und einem Jahr betrachtet.
Von den Patienten waren mehr als die Hälfte (60 %) vorher mit Antidepressiva behandelt worden. Bei 72 % lagen weitere psychiatrische Erkrankungen vor. Begleitend zu Agomelatin wurden knapp jeder Fünfte der Erkrankten mit Antidepressiva und jeder Dritte teils zusätzlich zu den Antidepressiva mit Schlafmitteln oder Beruhigungsmitteln (sogenannte psychotrope Medikationen) behandelt. Nach der Skala für den klinischen Gesamteindruck (clinical global impression, CGI) verbesserten sich die depressiven Symptome bei 81 % der Patienten innerhalb von 12 Wochen. Dabei erreichten ca. 35 % der Patienten Symptomfreiheit (Remission, entsprechend CGI-Skalenwert = 1 oder 2). Bei Patienten, die über längere Zeiträume beobachtet werden konnten, zeigte sich eine generelle Verbesserung bei nahezu 80 % der Patienten nach 6 Monaten (Woche 24) bzw. bei 76 % nach einem Jahr. Symptomfrei waren von diesen Patienten nach einem halben Jahr fast 40 % und nach einem Jahr etwa die Hälfte. Unerwünschte Nebenwirkungen während der ersten 3 Monate wurden von 511 Patienten (5,3 %) berichtet. Diese Nebenwirkungen waren meistens Kopfschmerzen (0,9 %) und Übelkeit (0,8 %). Schwerwiegendere Nebenwirkungen erlitten 18 Patienten. Typischerweise traten Nebenwirkungen innerhalb der ersten Behandlungswochen auf. Nach längerer Behandlung waren die Patienten weniger von Nebenwirkungen betroffen (nur noch unter 1 % der Patienten). 49 Patienten zeigten klinisch bedeutsame Erhöhungen der Leberwerte (AST/ALT mehr als 3-fach über den normalen Wert erhöht), was erste Anzeichen für eine mögliche Schädigung der Leber sein kann. Bei 19 dieser Patienten waren die Werte allerdings bereits zu Studienbeginn erhöht gewesen. Ein Patient entwickelte eine Leberentzündung (Hepatitis), die nach Abbruch der Behandlung vollständig abheilte. Körpergewicht und Körpermassenindex (body mass index, BMI) blieben über ein halbes Jahr hinweg unverändert.
In dieser zusammenfassenden Analyse der klinischen Daten von 9601 depressiven Patienten zeigte sich, dass Agomelatin – allein oder begleitend zu weiteren Medikamenten – über den beobachteten Zeitraum generell gut verträglich erscheint. Wichtigste Vorbedingung dazu ist allerdings eine gesunde Leberfunktion, die auch regelmäßig überprüft werden muss. Depressive Symptome wurden mit dem Medikament weitgehend reduziert. Bei über einem Drittel der Patienten konnte sogar Symptomfreiheit erreicht werden. Die Regulation des Tag-Nacht-Rhythmus scheint damit ein sehr vielversprechender Therapieansatz zu sein.
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