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Häufigkeit von Depressionen und Angsterkrankungen bei Brustkrebspatientinnen erhöht
Original Titel:
Incidence of depression and anxiety among women newly diagnosed with breast or genital organ cancer in Germany
Eine Krebsdiagnose ist immer erschreckend und bringt düstere Gedanken mit sich. Jedoch entwickelt nicht jeder neue Krebspatient auch eine Depression. Zum einen spielen die Veranlagung zu depressiven Störungen eine große Rolle, zum anderen kommt hierbei aber auch die Art der Krebserkrankung zum Tragen. So sind an Brustkrebs erkrankte Frauen ganz anderen Problemen und Fragen ausgesetzt als Patientinnen mit einem Hauttumor, unabhängig von der Aggressivität des Tumors. Beispielsweise ist die Entfernung des Brustgewebes nicht nur einfach eine mögliche medizinische Notwendigkeit, sondern eine große psychologische und emotionale Herausforderung. Die damit einhergehenden Ängste belasten Patientinnen auch bevor die tatsächlichen Therapieschritte geklärt sind. Und diese Schritte sind inzwischen immerhin zu über 60 % brusterhaltend. Aber sind Brustkrebspatientinnen auch stärker von Depressionen betroffen? Oder sind ihre Ängste vergleichbar zu denen von Frauen mit einer anderen gynäkologischen und damit ebenfalls höchst intimen und dramatischen Krebsdiagnose? Ziel der großen Studie des Epidemiologieexperten Prof. Kostev in Zusammenarbeit mit dem Gynäkologen Dr, Kalder (Philipps-Universität Marburg) war es, die Häufigkeit von Depressionen und Ängsten bei Frauen mit neuer Brust- oder Genitalkrebsdiagnose in Deutschland zu ermitteln.
Die Wissenschaftler erfassten die Daten von insgesamt 29366 Frauen, die zwischen 2005 und 2014 eine Erstdiagnose Brustkrebs oder Genitalkrebs erhalten hatten und in deutschen gynäkologischen Praxen behandelt wurden. Sie analysierten die Häufigkeit von dokumentierten Depressionen und Angsterkrankungen innerhalb der ersten 5 Jahre nach der Diagnose. Die Daten umfassten dabei demographische Angaben wie das Alter der Patientinnen sowie klinische Daten wie Krebsart, das Vorhandensein von Metastasen und die genaue Diagnose. Die Häufigkeit der Depressions- und Angstepisoden wurde umgerechnet auf 100 Personenjahre, also wieviele von 100 Frauen betroffen wären, wenn sie jeweils für ein Jahr beobachtet worden wären. Diese Ergebnisse wurden dann in Abhängigkeit von den Krebsdiagnosen (Brustkrebs oder Genitalkrebs) evaluiert.
Von den fast 30000 Frauen erhielten 7994 eine Depressions- oder Angstdiagnose. Von diesen Frauen waren 81,3 % an Brustkrebs und 18,7 % an Genitalkrebs erkrankt. Umgerechnet hatten Depressionen und Ängste damit bei Brustkrebspatientinnen eine Häufigkeit von 8,8 pro 100 Personenjahren. Bei Genitalkrebspatientinnen betrug die Häufigkeit dagegen nur 5,9 pro 100 Personenjahren. Damit war Brustkrebs, im Vergleich zur Genitalkrebsdiagnose, mit einem 1,41fach erhöhtem Risiko einer Depressions- oder Angsterkrankung verknüpft. Patientinnen mit Metastasen waren verständlicherweise stärker betroffen (Quotenverhältnis OR 1,40). Im Vergleich zu den ältesten betrachteten Frauen (71 bis 80 Jahre) waren besonders Frauen in den Altersgruppen von 41 bis 50 (OR 1,50), 51 bis 60 (OR 1,38) und 61 bis 70 Jahren (OR 1,22) einem erhöhten Depressions- oder Angstrisiko ausgesetzt.
Diese Studie deutet damit auf eine erhöhte Häufigkeit von Depressionen und Ängsten speziell bei Patientinnen mit Brustkrebsdiagnose. Gerade im Vergleich zur Genitalkrebserkrankung kann diese zusätzliche Problematik nicht mit den intimen Aspekten von Brustkrebs erklärt werden. Hormonelle Faktoren könnten hierbei eine mögliche Rolle spielen, zumal vor allem Frauen rund um die Wechseljahre betroffen schienen. Wesentlich ist jedoch vor allem das Krebsbehandlungsziel der Erhaltung der Lebensqualität. Mit klarer Kommunikation des erhöhten Risikos, proaktiver Vorbeugung und frühzeitiger Diagnose und Behandlung einer Depression könnte also vielen Patientinnen noch mehr geholfen werden. Auch die Hormonlage betroffener Patientinnen sollte genauer betrachtet und eventuell behandelt werden
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