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Was bringt eine aktive Musiktherapie als Ergänzung der medikamentösen Alzheimertherapie?
Original Titel:
Combining drug and music therapy in patients with moderate Alzheimer ’ s disease : a randomized study
Die Studie musste die ursprüngliche Frage verneinen: aktive Musiktherapie zusätzlich zur Behandlung mit Memantin unterstützte nicht das Sprachvermögen der untersuchten Patienten mit moderater Alzheimerdemenz. Stattdessen konnte die Therapie allerdings zur allgemeinen psychischen Stabilität beitragen. Damit kann eine aktive Musiktherapie zur Förderung des Wohlbefindens von Alzheimerpatienten offenbar eine nützliche Ergänzung medikamentöser Therapien sein.
Infolge der Alzheimererkrankung kann das Sprachvermögen zunehmend eingeschränkt werden. Eine medikamentöse Behandlung mit dem Medikament Memantin kann diese Symptome jedoch verbessern. Auch eine aktive Musiktherapie kann die Kommunikationsfähigkeiten unterstützen. Kann eine solche Therapie aber etwas über die Wirkung der Memantinbehandlung hinaus beitragen? Italienische Forscher von der Fondazione IRCCS Istituto Neurologico Carlo Besta in Milan untersuchten nun, ob eine ergänzende aktive Musiktherapie mit Memantin die Sprachfähigkeit Betroffener stärker verbessern kann als die medikamentöse Behandlung allein. Dies wurde mit Patienten untersucht, die unter moderater Alzheimerdemenz litten und bereits stabil eingestellt mit einem sogenannten Acetylcholinesterase-Hemmer (auch kurz: AChE-Hemmer, wie z. B. Rivastigmin) therapiert wurden.
Kann Musik zusätzlich zu Memantin das Sprachvermögen stützen und fördern?
45 Patienten erhielten in dieser Studie zusätzlich zu ihrem AChE-Hemmer, zufällig zugeteilt, entweder aktive Musiktherapie plus Memantin (20 mg/Tag) oder nur zusätzlich Memantin (20 mg/Tag) ohne Musiktherapie. Die Zusatzbehandlung wurde über 6 Monate durchgeführt. Die Wirkung der jeweiligen Behandlung wurde mit verschiedenen Tests zu Beginn der Studie (als Ausgangspunkt) sowie nach 3 und 6 Monaten überprüft. Einerseits wurde unter anderem gezielt die Sprachfähigkeit ermittelt. Der Mini-Mentalstatus-Test (MMST) diente der Messung genereller Denkleistungsfähigkeiten und der Bestimmung des Demenzgrades. Mit dem neuropsychiatrischen Inventar (NPI) sollten Verhaltenssymptome wie beispielsweise Anzeichen von Depressionen, Ängsten, Aggressionen oder Schlafstörungen aufdeckt werden. Schließlich wurden auch soziale Einbindung bzw. soziale Isolation und Alltagsfähigkeiten mit Hilfe des ADL (activities of daily living) bestimmt.
Test der Sprachfähigkeiten, Denkleistungsfunktionen sowie psychologischer und sozialer Faktoren
Verbesserte sich das Sprachvermögen der erkrankten Menschen mit der Behandlung? Die SIB-Ergebnisse zeigten eine Stabilisierung der Fähigkeiten im Ausgangsmoment zu Beginn der Studie. Die beiden Gruppen, mit Musiktherapie und ohne, unterschieden sich dabei allerdings nicht. Die Sprachfähigkeiten der Menschen blieben also über den Studienzeitraum hinweg stabil erhalten, konnten aber nicht durch Musik verbessert werden. Die aktive Musiktherapie trug dagegen in einem anderen Bereich zur Besserung bei: mit dem neuropsychiatrischen Inventar zeigten sich deutliche Verbesserungen bei Depressionen und Appetit bei den aktiv musizierenden Patienten. Die Musiktherapie schien allerdings noch weitergehend zu helfen: das Gesamtergebnis des Neuropsychiatrischen Tests wurde bei den musizierenden Patienten seltener schlechter im Verlauf als bei den Patienten, die nicht an der Musiktherapie teilnehmen konnten. Im Gesamtbild schien sich also die psychiatrische Situation der Patienten mit Musik eher zu stabilisieren. Alltagsfähigkeiten, soziale Beziehungen und die allgemeine Denkleistung waren dagegen nicht unterschiedlich zwischen den Patientengruppen mit und ohne Musik.
Sprache unverändert, psychiatrisch stabiler mit Musiktherapie
Zusammenfassend musste die Studie damit die ursprüngliche Frage verneinen: aktive Musiktherapie zusätzlich zu Memantin unterstützte in dieser kleinen Studie nicht das Sprachvermögen. Stattdessen konnte die Therapie bei Patienten mit moderater Alzheimererkrankung allerdings zur allgemeinen psychischen Stabilität beitragen. Damit kann eine aktive Musiktherapie zur Förderung des Wohlbefindens von Alzheimerpatienten offenbar eine nützliche Ergänzung medikamentöser Therapien sein.
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