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Behandlungsbedarf: Depressionen und Ängste als Folgeerkrankungen von Endometriose bei Frauen
Original Titel:
Anxiety and depression in patients with endometriosis: Impact and management challenges
Endometriose betrifft ungefähr jede 10. Frau im fortpflanzungsfähigen Alter. Typisch für die Erkrankung sind Symptome wie Unregelmäßigkeiten der monatlichen Blutungen, chronische Pelvisschmerzen oder Unfruchtbarkeit. Allerdings leiden die betroffenen Frauen häufig auch unter psychologischen Symptomen – weit über das Maß hinaus, das aufgrund der Schmerzen oder unerfülltem Kinderwunsch erwartbar wäre. Depressionen und Ängste, aber auch eine hohe Schmerzempfindlichkeit sind dabei wesentliche Probleme, die die Patientinnen in allen Aspekten ihres Lebens einschränken. Dr. Laganà von der Universität von Messina in Italien beschrieb nun mit seinen Kollegen in einem Übersichtsartikel die Bedeutung dieser Symptome.
Wie genau diese Erkrankungen zusammenkommen, konnte eine neue Studie im Tiermodell, in Mäusen, ermitteln. Mamillapalli und Kollegen (2017 im Fachjournal Fertility and Sterility erschienen) untersuchten den Effekt einer Endometriose auf das Gehirn der erkrankten Tiere. Speziell untersuchten sie die Gehirnteile, die bei emotionalen Bewertungen, Ängsten und depressiver Stimmung (Amygdala, Hippocampus, Gehirnrinde) besonders auffällig oder aber in der Schmerzwahrnehmung aktiv beteiligt sind (Insula). Sie fanden, dass die erkrankten Tiere im Verhalten deutlich empfindlicher auf Schmerz reagierten und Zeichen von Depression und Ängsten zeigten. In den untersuchten Gehirnstrukturen fanden sich Veränderungen in der Aktivität verschiedener Gene, die mit den beobachteten Symptomen im Zusammenhang stehen. Die Endometriose hatte damit nicht nur oberflächlich zu psychischen Symptomen beigetragen, sondern führte zu Veränderungen in Gehirnfunktionen. Damit zeigt sich im Tiermodell, dass Erkrankungen wie Depressionen und Ängste sowie verstärkte Empfindlichkeit gegenüber Schmerzen vermutlich als Folgeerkrankungen der Endometriose zu betrachten sind.
Verschiedene Studien haben zusätzlich deutlich gemacht, was jede Patientin bestätigen können wird: gerade die chronischen Schmerzen haben einen immensen Einfluss auf die Lebensqualität und das psychische Wohlergehen. Einerseits führen also die Schmerzen zu psychologischen Symptomen. Andererseits zeigen andere Studien dagegen, dass starke Ängste und Depressionen die Schmerzstärke vergrößern können. Vitale und Kollegen fassten 2017 in der medizinwissenschaftlichen Zeitschrift Journal of Psychosomatic Obstetrics & Gynecology den derzeitigen Wissensstand zu Begleiterkrankungen der Endometriose wie Depressionen und Ängsten zusammen. Diese Forscher schlossen ihren Bericht mit dem Fazit, dass Endometriosepatientinnen regelmäßig – unabhängig vom Schweregrad ihrer Endometrioseerkrankung – auf mögliche psychologische Symptome und Belastungen hin untersucht werden sollten, um eine Depression oder Angsterkrankung möglichst früh zu erfassen und behandeln zu können. Eine solche Behandlung könnte dann auch die chronischen Schmerzen lindern oder weniger belastend gestalten.
Die Behandlung der Endometriose, ob hormonell oder operativ, sollte sich also auch an den psychologischen Symptomen der Erkrankung orientieren. Bisher ist noch unklar, ob eine Behandlungsart dabei Vorteile gegenüber einer anderen hat. Weitere Studien sollten gezielt die Behandlungsstrategien von Endometriose bei gleichzeitiger Untersuchung psychologischer Symptome untersuchen. Wie die aktuelle Forschung zeigt, sind dies keine unerwarteten Folgeerkrankungen, die möglichst früh behandelt werden sollte. Generell sollten Patientinnen mit Endometriose also keine Scheu haben, ihre psychologischen Symptome gegenüber ihren Ärzten anzusprechen und mit ihnen gemeinsam die Behandlungsoptionen zu klären.
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