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Werden Patienten mit Demenz in Deutschland gemäß der Richtlinien ausreichend behandelt?
Original Titel:
Use of antidementia drugs in German patients with Alzheimer's disease
DGP – Deutsche Forscher fanden, dass die antidementive Behandlung von Patienten mit der Alzheimererkrankung teilweise nicht den deutschen Behandlungsrichtlinien entspricht. Speziell wenn Patienten nicht in fachärztlicher (neuropsychiatrischer) Behandlung sind, werden häufig weniger demenzlindernde Medikamente verschrieben als nach derzeitigem Wissensstand sinnvoll ist. In jedem Fall sollte natürlich eine Abwägung zwischen Vor- und Nachteilen stattfinden – der Vorteil einer besseren Denkleistung für die Alltagsfähigkeiten und damit auch der Effekt auf die Lebensqualität der erkrankten Menschen sollte aber nicht unterschätzt werden.
Werden Alzheimer-Patienten ausreichend und den Richtlinien entsprechend behandelt? Ziel einer neuen Studie unter Leitung des psychiatrischen Arztes Dr. Hessmann von der Universitätsmedizin Göttingen war es, den Einsatz von Antidementiva, also von Medikamenten zur Linderung von Demenzsymptomen, bei der Alzheimerdemenz zu ermitteln. Die zentrale Frage war dabei, ob die Patienten tatsächlich gemäß wissenschaftlich fundierter Empfehlungen behandelt werden.
Werden Alzheimerpatienten in Deutschland nach dem neuesten Wissensstand behandelt?
In dieser Querschnittsstudie wurden insgesamt 395 Patienten erfasst, die entweder zuhause oder in Pflegeeinrichtungen lebten und sich in unterschiedlichen Stadien der Erkrankung befanden. Die Wissenschaftler analysierten Zusammenhänge zwischen der Behandlung mit Antidementiva und verschiedenen soziodemographischen (beispielsweise Alter oder Herkunft) und klinischen Faktoren. Dazu zählten neuropsychiatrische Symptome, die Denkleistung, Alltagsaktivitäten- und Fähigkeiten sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität.
Vergleich von Symptomen, Herkunft und Behandlung von Patienten
Antidementiva wurden etwa der Hälfte der Patienten (46,6 %) verschrieben. Erstaunlicherweise erhielten dabei Patienten, die in Pflegeeinrichtungen lebten, seltener diese Medikamente (38,2 % im Vergleich zu 50,4 % der zuhause lebenden Patienten). Patienten mit milder bis moderater Demenz hatten eine fast 4-mal höhere Wahrscheinlichkeit (das statistische Quotenverhältnis betrug 3,752), antidementiv behandelt zu werden, als bereits stärker betroffene Patienten. Ebenso erhielten Patienten eher solche Behandlungen vom Facharzt (von Neurologen oder Psychiatern) als von anderen Ärzten wie dem Hausarzt (Quotenverhältnis 2,467). Insgesamt wurden 39 % der Patienten mit milden Denkleistungseinbußen, die mit dem Mini-Mentalstatus-Test ermittelt wurden (MMST-Wert zwischen 27 und 30), mit antidementiven Medikamenten behandelt. 21 % der bereits leicht dementen Patienten (MMST-Wert zwischen 20 und 26) erhielten das Medikament Memantin, wie es den Richtlinien entspricht.
Keine gleich gute Behandlung für alle Demenzerkrankten
Zusammenfassend fanden die Forscher, dass die antidementive Behandlung von Patienten mit der Alzheimererkrankung teilweise nicht den deutschen Behandlungsrichtlinien entspricht. Speziell wenn Patienten nicht in fachärztlicher (neuropsychiatrischer) Behandlung sind, werden häufig weniger demenzlindernde Medikamente verschrieben als nach derzeitigem Wissensstand sinnvoll ist. In jedem Fall sollte natürlich eine Abwägung zwischen Vor- und Nachteilen stattfinden – der Vorteil einer besseren Denkleistung für die Alltagsfähigkeiten und damit auch der Effekt auf die Lebensqualität der erkrankten Menschen sollte aber nicht unterschätzt werden.
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