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Tiroler Studie: Neue Erkenntnisse zur Internetsucht bei Jugendlichen
- Internetabhängigkeit bei Jugendlichen mit psychischer Erkrankung häufiger
- Suchtartiger Internetgebrauch ist mit psychischen Auffälligkeiten verbunden
- Tiroler Ergebnisse tragen zur Therapieverbesserung bei
Rund 3,9 Prozent der Jugendlichen in Tirol sind punktuell so abhängig vom Internet, dass ihre Gesundheit und Entwicklung gefährdet sein kann. Dieser Wert entspricht dem Durchschnitt anderer Jugendlicher in Europa. ForscherInnen der Innsbrucker Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie zeigen in einer aktuellen Studie, dass der suchtartige Internetgebrauch bei Kindern- und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen nochmals deutlich erhöht ist.
Innsbruck, 18.06.2018: In einer Studie mit Tiroler Jugendlichen ab 13 Jahren haben ForscherInnen der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universität Innsbruck nun herausgefunden, dass junge Menschen, die an einer psychischen Erkrankung leiden, wesentlich häufiger auch einen suchtartigen Internetgebrauch zeigen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist im Vergleich zu einer Vergleichsstichprobe von Tiroler Schülern um das 7,8-fache erhöht. Darüber hinaus zeigen die Studienergebnisse, dass unter der Gruppe der internetabhängigen Jugendlichen bestimmte Probleme wie Mobbing, Identitätsschwierigkeiten oder Suizidalität signifikant häufiger vorkommen.
Internetabhängigkeit schadet den Jugendlichen
„Unsere Studie zeigt, dass speziell Jugendliche mit psychischen Erkrankungen Schwierigkeiten haben, das Internet auf kompetente und nicht-schädliche Art zu nutzen“, sagt Erstautor Martin Fuchs von der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universität Innsbruck. „Die Betroffenen können sich online schlecht schützen und sind häufig Mobbingopfer. In Kombination mit Suizidgedanken sowie einer generellen Verunsicherung betreffend die eigene Person kann das zu problematischen Situationen führen.“ Jugendliche mit einem suchtartigen Internetgebrauch brauchen daher professionelle Hilfe. In der Therapie müssen dann auch Themen aus der Online-Welt bearbeitet werden. Die aktuelle Forschungsarbeit im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie wird dazu beitragen, diese Therapien zu verbessern. „Mit Hilfe unserer Erkenntnisse können wir ein Risikoprofil erkennen. Ist dieses vorhanden, werden wir in der Behandlung verstärkt auf das Erlernen eines gesunden Umganges mit dem Internet Wert legen“, nennt Fuchs erste konkrete Maßnahmen.
In weiteren Studien wird jetzt von den Tiroler ExpertInnen untersucht, wie die Therapien gezielt verbessert werden können und wie sich der Internetgebrauch bei den PatientInnen während der Behandlung verändert. Für die kürzlich veröffentlichte Studie im wissenschaftlichen Journal „BioMed Research International“ waren 111 PatientInnen der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie 398 SchülerInnen aus Innsbruck befragt worden.
PatientInnen sind quasi dauerhaft online
Die Nutzung des Internets wird von ExpertInnen dann als gesundheitsgefährdend eingestuft, wenn Jugendliche so häufig vor dem Computer sitzen, dass sich Probleme in der Schule und am Arbeitsplatz häufen und sie sich immer mehr zurückziehen. „Wir können nicht in Stunden messen, ab wann die Nutzung des Internets oder Computers krankhaft ist, aber wir haben Patientinnen und Patienten, die bis zu 60 Stunden unter der Woche und quasi das gesamte Wochenende im Internet surfen oder online spielen“, erklärt Kathrin Sevecke, Direktorin der Univ.-Klinik und Leiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall/Tirol. Erste Warnsignale sind sozialer Rückzug, plötzlicher Leistungsabfall in der Schule, Schlafstörungen oder das Aufgeben von bisher regelmäßig ausgeübten Freizeitaktivitäten. Wenn Eltern bei ihren Kindern eine krankhafte Internetnutzung vermuten, sollten sie sich ehestmöglich professionellen Rat einholen, meint Sevecke.
Pressebilder zum Herunterladen:
https://www.i-med.ac.at/pr/presse/2018/34.html