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Löst Schlafmangel manische Phasen aus, könnte dies ein höheres Risiko für Psychosen nach der Entbindung anzeigen

Original Titel:
Mania triggered by sleep loss and risk of postpartum psychosis in women with bipolar disorder

DGP – Frühere manische Episoden nach Schlafmangel können auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Psychosen nach der Entbindung deuten. Grundlegend sollte man sich dieser Möglichkeit als bipolar erkrankte Frau mit Kinderwunsch bewusst sein – und dies mit Partner und unterstützenden Freunden oder Familie sowie den behandelnden Ärzten besprechen. Unklar ist noch, ob bipolar erkrankte Männer nach der Geburt ähnlich von einem Psychoserisiko betroffen sein könnten. Eventuell lässt sich aber mit etwas Vorbereitung der Geburtsvorgang und die erste Babyzeit stressärmer gestalten, um so das Risiko so zu senken und die Ankunft des Babies für alle entspannter zu gestalten.


Frauen, die unter der Bipolaren Störung leiden, haben nach der Geburt eines Kindes ein erhöhtes Risiko für eine sogenannte affektive Psychose, auch postpartale Psychose genannt. Als Psychosen bezeichnet man psychische Störungen, bei denen die Wahrnehmung verändert ist. Dabei können Halluzinationen oder Wahnvorstellungen auftreten, aber auch stark ausgeprägte Denkstörungen. Aber welche bipolar erkrankten Patientinnen mit Kinderwunsch betrifft dieses Risiko genau? Mögliche Vorhersagefaktoren zu erkennen und damit eine rechtzeitige Diagnose zu ermöglichen wäre eine wertvolle Hilfe. Besonders Störungen des Schlafes wurden in der Vergangenheit als mögliche Auslöser für Psychosen nach der Geburt diskutiert. Klinische Neurowissenschaftler an der Cardiff University in Großbritannien unter Leitung des Experten für Perinatal-Psychiatrie (also psychiatrische Ereignisse rund um die Geburt) Prof. Jones gingen dieser Hypothese nun genauer nach. Sie untersuchten, ob frühere manische oder depressive Episoden durch Schlafmangel ausgelöst worden waren. Diesen möglichen individuellen Risikofaktor verglichen sie dann mit der Häufigkeit von Psychosen nach der Geburt.

Möglicher Risikofaktor Schlafmangel – Auslöser für manische oder depressive Phasen?

Die Teilnehmerinnen der Studie waren 870 Frauen, die bereits Kinder bekommen hatten und an der Bipolaren Störung litten. Die jeweilige Diagnose und bipolare Episoden im Verlauf von und anschließend an die Geburt wurden mit Hilfe von Interviews und medizinischen Daten ermittelt. Speziell ob frühere Stimmungsschwankungen durch Schlafmangel ausgelöst worden waren, wurde im Gespräch erfragt. Die Häufigkeit von psychotischen Episoden nach der Geburt verglichen die Forscher dann in Abhängigkeit von durch Schlafmangel ausgelösten Stimmungsschwankungen.

Vergleich von Psychosen nach der Geburt und Häufigkeit von Stimmungsschwankungen nach Schlafmangel

Frauen, bei denen Schlafmangel eine manische Phase auslösen konnte, hatten ein deutlich höheres Risiko für eine postpartale Psychose. Im Vergleich zu Frauen, die nicht besonders auf Schlafmangel reagierten, erlitten die Frauen mit dem Schlafmangel-Auslöser für manische Phasen doppelt so häufig eine Psychose nach der Entbindung. Wenn Schlafmangel stattdessen Depressionen auslöste, sagte dies nichts über das Psychosen-Risiko nach der Geburt aus.

Die Aussagekraft der Studie ist allerdings eingeschränkt. So wurden die manischen und depressiven Episoden und der Effekt von Schlafmangel nachträglich und vorwiegend im Gespräch ermittelt. Es ist also möglich, dass eingeschränkte oder übersteigerte Erinnerungen diese Ergebnisse beeinflussen. Auch konnte nicht gemessen werden, wie ausgeprägt Schlafstörungen rund um den Geburtszeitpunkt bzw. vor den jeweiligen Stimmungsschwankungen waren.

Eventuell erhöhtes Risiko für Psychosen nach der Geburt für manche Frauen mit der Bipolaren Störung

Zusammenfassend können also manische Episoden nach Schlafmangel auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Psychosen nach der Entbindung deuten. Grundlegend sollte man sich also dieser Möglichkeit bewusst sein – und dies mit Partner und unterstützenden Freunden oder Familie sowie den behandelnden Ärzten besprechen. Unklar ist noch, ob bipolar erkrankte Männer nach der Geburt ähnlich von einem Psychoserisiko betroffen sein könnten. Eventuell lässt sich aber mit etwas Vorbereitung der Geburtsvorgang und die erste Babyzeit stressärmer gestalten, um so das Risiko so zu senken und die Ankunft des Babies für alle entspannter zu gestalten.

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